
20. März 2025, 15:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Hasenpest breitet sich weiter aus – Anfang des Jahres wurde der Erreger bei zwei Tieren in Hessen nachgewiesen. Die Krankheit ist nicht nur für Wildtiere eine Bedrohung, sondern kann auch Menschen und Haustiere infizieren. Warum der Erreger sogar als möglicher Bioterrorismus-Kandidat gilt und wie man sich schützen kann, erklärt eine Expertin.
Die Hasenpest ist eine hochansteckende Krankheit, die nicht nur die Wildtiere befällt. Die meldepflichtige Krankheit, auch als Tularämie bezeichnet, kann sowohl für den Menschen als auch für Haustiere gefährlich werden. Aktuell warnen das hessische Umweltministerium sowie das Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden vor der Hasenpest. Nachdem in den vergangenen Monaten zunächst Fälle aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, dem Saarland und Niedersachsen gemeldet wurden, war die Erkrankung zuletzt auch bei zwei Tieren im mittelhessischen Landkreis Gießen festgestellt worden, wie das Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat in einer Pressmitteilung schreibt.
PETBOOK sprach mit Tierärztin und Pathologin Dr. Vanessa Herder, wie sich Mensch und Tier mit der Hasenpest anstecken und wie man die Krankheit behandelt.
Übersicht
Was ist die Hasenpest?
Die Hasenpest ist eine Infektionskrankheit, die durch den Erreger Francisella (F.) tularensis ausgelöst wird. Dabei handelt es sich um gram-negative Bakterien, die sehr widerstandsfähig sind – insbesondere bei niedrigen Temperaturen.
Das Bakterium ist zudem relativ infektiös. Das bedeutet, schon wenige Bakterien reichen aus, um eine Krankheit auszulösen. „Es handelt sich zusätzlich um eine Zoonose, auch Menschen können sich infizieren“, erklärt Dr. Vanessa Herder auf Anfrage von PETBOOK. Tiere oder Menschen könnten sich über verschiedene Wege, wie Haut, Augen, Mund und Lungen infizieren.
Mit dem Bakterium ist nicht zu spaßen. „Weil Francisella (F.) tularensis auch in der Umwelt relativ stabil ist und unter bestimmten Bedingungen Wochen und Monate überlebt, ist dieser Erreger sogar ein Kandidat für Bio-Terrorismus“, erklärt die Expertin.
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Welche Tiere verbreiten die Hasenpest?
Laut Dr. Herder würden vor allem Kaninchen, Hasen, andere Nagetiere, Wild- und Haustiere sowie Vögel und Amphibien erkranken. Bislang wurde F. tularensis bei mehr als 125 Säugetierarten, außerdem bei Vögeln, Reptilien, Fischen und insbesondere bei Arthropoden (Zecken, Läusen, Flöhen, Fliegen) nachgewiesen, wie das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz mitteilt. Aber auch in Wasser oder Erde ließe sich der Erreger finden. 1
Wie können sich Haustiere und Menschen anstecken?
Tiere und Menschen könnten sich etwa durch Zecken oder auch Hautkontakt mit infizierten Tieren anstecken, sagt Dr. Herder. Da der Erreger aber auch in Wasser und Erde vorkomme, könne auch verschmutztes Trinkwasser oder das Einatmen von Staub, der das Bakterium enthält, eine Infektion mit Hasenpest auslösen. „Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bisher nicht beschrieben“, teilt Dr. Herder mit.
Laut dem Jagdmagazin „Pirsch“ seien Mäuse ein wichtiger Überträger der Krankheit. Aber Stechmücken können die Bakterien übertragen. Besonders Jäger laufen Gefahr sich beim Versorgen von Feldhasen zu infizieren. Trotzdem sei die Zahl der fälle gering: In Deutschland würden jährlich zwischen 60 und 120 Fälle registriert. 2
Vor allem Hunde gefährdet
Vor allem Hunde haben eine erhöhte Gefahr, sich bei Spaziergängen und Ausflügen in die Natur zu infizieren. Wie viele Hunde und Katzen jährlich erkranken ist nicht bundesweit erfasst. Dafür treten die Fälle wahrscheinlich zu vereinzelt auf. Im letzten Jahr wurde die Hasenpest in Krefeld bei mindestens drei Hunden nachgewiesen, wie der WDR berichtete.
Doch die Zahl der infizierten Tiere liegt wahrscheinlich höher, denn viele Hunde zeigen kaum Symptome und werden dadurch erst gar nicht auf Hasenpest getestet. Trotzdem besteht Gefahr, denn theoretisch können die Vierbeiner den Erreger auch auf Menschen übertragen.
Symptome der Hasenpest bei Haustieren
Während die Symptome beim Menschen eher unspezifisch sind – sie werden als grippeähnlich mit hohem Fieber beschreiben –, können bei infizierten Tieren folgende Anzeichen auftreten, die auf Hasenpest hindeuten: 3
- Lymphknotenschwellung
- Apathie
- Fieber
- struppiges Fell
- unsicherer Gang
- Hautveränderungen
- Abmagerung
Die Krankheit kann milde Formen annehmen, aber auch einen schwerwiegenden Verlauf nehmen. Während Haustiere wie Hunde oder Katzen nur selten ernsthaft erkranken, kommt es vor allem bei Hasen, Kaninchen und Nagetieren zu seuchenhaften Verläufen, die meist tödlich enden. Aufgrund von Entkräftung können Wildtiere daher ihre natürliche Scheu verlieren.
Wie wird die Hasenpest behandelt?
„Die Erkrankung kann erfolgreich mit Antibiotika therapiert und geheilt werden“, beruhigt Dr. Herder. Da es unter Umständen aber auch zu schweren Krankheitsverläufen beim Menschen kommen könnte, sollte man beim Verdacht auf Hasenpest nicht nur mit dem Haustier, sondern auch selbst frühzeitig zum Arzt gehen. Dort sollte man dann darauf hinweisen, dass ein Kontakt mit infizierten Hasen stattgefunden haben könnte.

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So schützen Sie sich und Ihr Tier vor der Hasenpest
Um sich selbst und sein Haustier vor einer Infektion mit Hasenpest zu schützen, sollte man Risikogebiete möglichst meiden. Ist das nicht möglich, sollte man besondere Sorgfalt walten lassen und auf Hygiene wie regelmäßiges Händewaschen achten, rät Dr. Herder. Zudem sollte man in Risikogebieten Staubentwicklung vermeiden.
Experten warnen zudem davor, Wildkaninchen oder -hasen anzufassen. Hundebesitzer sollten ihre Tiere nicht mehr von der Leine lassen. Auch wenn der eigene Hund keine große jagdliche Motivation zeigt. Weil infizierte Tiere oft nicht fliehen, steigt das Risiko, dass neugierige Vierbeiner trotzdem in Kontakt mit kranken Hasen oder Kaninchen kommen. 4