28. Juni 2024, 13:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Iberische Luchs zählte noch vor ein paar Jahren zu den seltensten Katzen der Welt, denn er ist ein Einzelgänger und sein Bestand waren stark bedroht, sodass es teilweise nur noch 94 Tiere gab! Mittlerweile hat sich die Art aber erholt – dank gezielter Schutzprojekte.
Der Iberische Luchs sieht dem Eurasischen Luchs sehr ähnlich. Dennoch unterscheiden die beiden Wildkatzenarten sich in Verbreitungsgebiet und Aussehen. Während der Eurasische Luchs ursprünglich einmal von den Pyrenäen bis in den Ural fast ganz Nord-, Ost- und Mitteleuropa bevölkerte, kam der Iberische Luchs nur in Spanien und Portugal vor. So bekam er auch seinen Namen: Er ist der Luchs, der auf der iberischen Halbinsel zu Hause ist.
Optisch gemein haben beide Luchsarten, dass sie sehr hochbeinig sind und über die charakteristischen Pinsel an den Ohren verfügen. Der Iberische Luchs, auch Pardelluchs genannt, verfügt darüber hinaus über einen ausgeprägten Backenbart. Während der Eurasische Luchs viele kleine Nagetiere und Säugetiere sowie Vögel und Fische erlegt, hat sich der Iberische Luchs vor allem auf das Wildkaninchen spezialisiert. Dies macht ihn neben seinem kleineren Verbreitungsgebiet ebenfalls anfälliger für Störungen seines Ökosystems. Dies geschah bereits in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als ein Ausbruch der sogenannten Kaninchenpest die Tiere stark dezimierte. Beide Luchsarten galten lange als fast ausgerottet. Inzwischen sind durch Aufzuchtprogramme aber auch wieder in Deutschland eurasische Luchse heimisch. Der Pardelluchs hingegen ist weiterhin gefährdet.
Übersicht
Lebensweise der Iberischen Luchse
Der Iberische Luchs bevorzugt im Gegensatz zu seinem eurasischen Verwandten weniger bewaldetes Gebiet. Ihm liegen eher locker bewachsene Pinienhaine oder mit Sträuchern bewachsenes Land. In Spanien und Portugal wurden großflächig Eukalyptus- und Kieferbäume angepflanzt. Diese verdrängten die heimische Zistrosen- und Korkeichenwälder und nahmen dem Tier so seinen Lebensraum. Auch Wildkaninchen fühlen sich hier weniger wohl und so fehlt dem Iberischen Luchs in den künstlich aufgeforsteten Wäldern die Lebensgrundlage. Heute ist er eher in gebirgigen Gegenden anzutreffen, da hier wenig Forstwirtschaft betrieben wird und es für das scheue Tier seltener Störungen durch den Menschen gibt.
Pardelluchse sind nachtaktiv und gehen dann auch auf die Jagd. Der Bestand an Luchsen hängt bei dieser Art auch vom Bestand der Wildkaninchen ab, da diese die Hauptnahrungsquelle der Wildkatze darstellen. Der Jäger lauert seiner Beute im Dunkeln in der Nähe der Kaninchenbauten auf, um dann mit einem gekonnten Sprung den direkten Angriff zu vollziehen. Häufig werden die erlegten Kaninchen dann einige Kilometer weit „verschleppt“, um sie dort in Ruhe zu verspeisen.
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Der Iberische Luchs ist ein echtes „Leichtgewicht“
Der Eurasische Vertreter kann bis zu 37 Kilogramm auf die Waage bringen, der kleinere und deutlich leichtere Iberische Luchs bringt es nur auf maximal 15 Kilogramm. Weiterhin haben auch Pardelluchse den typischen Luchs-Stummelschwanz. Der Iberische Luchs wirkt insgesamt dunkler als sein eurasischer Verwandter, jedoch liegt dies eher an den kleineren und vermehrt auftretenden Punkten im Fell. Diese haben dem Luchs aus Spanien und Portugal ursprünglich auch zu seinem Zweitnamen verholfen: Pardel ist ein historischer Begriff für Leopard. Die Punktzeichnung des Iberischen Luchs‘ erinnerte die Namensgeber an die Wildkatze aus Afrika und Asien. 1
Darum galt der Iberische Luchs lange als seltenste Raubkatze der Welt
Vor etwa 20 Jahren wurde der Bestand des Pardelluchses auf nur noch 50 Tiere geschätzt – er galt damit fast als ausgerottet. Dies liegt vor allem an der Zerstörung seines Lebensraums. Für den Bau von Straßen, Schienen und Gas-Pipelines mussten viele halboffene niedrig wachsende Waldzonen mit Korkeichen oder Zistrosen weichen, die der Luchs als Lebensraum bevorzugt. Und auch die Beliebtheit seines Fells bei Pelzjägern hat lange Zeit dazu beigetragen, dass der Iberische Luchs heute fast verschwunden ist. In den 1970er-Jahren wurde in Spanien und Portugal die Jagd auf den Luchs verboten und verschiedene Schutzprogramme aufgesetzt.
So hat sich der Bestand erholt
Dank gezielter Schutzprojekte konnte sich der Bestand mittlerweile wieder erholen. So wurden die Tiere aktiv wieder angesiedelt und auch die Wildkaninchenpopulationen gefördert – eine der Hauptbeute der Luchse. Zudem erhalten Landwirte eine Ausgleichszahlung, wenn die Luchse Tiere vom Hof reißen. Dank der Maßnahmen soll der Bestand heute wieder bei mehr als 2.000 Individuen liegen, wie Experten vermuten (Stand 2023).2
Dadurch wurde der Status der Pardelluchse von „Stark gefährdet“ auf „Gefährdet“ heruntergesetzt. Das bedeutet, die Art ist zwar nicht mehr vom Aussterben bedroht, sie bleibt jedoch „durch laufende bzw. absehbare menschliche Einwirkungen bedroht“.3
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Ohne menschliche Hilfe kann der Iberische Luchs nicht überleben
Die Luchse von der iberischen Halbinsel sind vor allem durch das Schwinden ihres Lebensraums weiterhin gefährdet. Auch Krankheiten wie die Kaninchenpest oder die Feline Leukose könnten die Population weiter dezimieren. Daher sollen fortgeführte Schutzmaßnahmen den Bestand weiter stärken.
Dazu zählen vor allem Maßnahmen, die den Lebensraum der Luchse und ihres Hauptnahrungsmittels, dem Wildkaninchen, erhalten und neu entstehen lassen. Hiervon profitiert nicht nur der Pardelluchs, sondern auch andere gefährdete Arten wie der Spanische Kaiseradler. Auch Zuchtbemühungen und anschließende Auswilderung in ehemals vom Iberischen Luchs bewohnten Gebieten zeigen Erfolge.