27. Juni 2024, 17:17 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Jaguarundi ist eine Kleinkatze aus Mittel- und Südamerika, über die man nur sehr wenig weiß. Allerdings verfügt er über eine einzigartige Kommunikation, die eigentlich nur von Hauskatzen bekannt ist.
Denkt man an die Familie der Wildkatzen, wird nur wenigen Menschen gleich der Jaguarundi einfallen. Auch wenn man das Glück hat, einen zu erblicken, fühlt man sich wahrscheinlich eher an einen Otter oder ein Wiesel erinnert als an eine Katze. Denn die Kleinkatze aus Amerika ist sehr scheu und noch sehr wenig erforscht. Was man jedoch über sie weiß, ist sehr spannend.
Sie sind nicht mit dem Jaguar verwandt
Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lassen würde, ist er kein Jaguar im Kleinformat. Aufgrund der Verbreitungsgebiete und des Aussehens gingen auch Wissenschaftler lange davon aus, dass der Jaguarundi am nächsten mit der ebenfalls in Südamerika lebenden Großkatze verwandt ist.
Eine Genanalyse der Tiere zeigte 2021 jedoch etwas anderes. Es führte sogar dazu, dass der lateinische Name Herpailurus yagouaroundi mittlerweile kaum noch verwendet wird. Denn der Jaguarundi ist nun unter dem lateinischen Namen Puma yagouaroundi bekannt. Denn der auch Berglöwe genannte Puma ist tatsächlich ihr nächster Verwandter. Beide sind ebenfalls nahe mit dem Gepard verwandt und gehen alle auf einen vor 4,9 Millionen existierenden Urahn zurück. Zu dieser Zeit gab es auf den beiden amerikanischen Kontinenten auch noch Vorfahren der heute nur in Afrika lebenden Geparden.1,2
Jagurarundi gibt es in verschiedenen Farben
Die Annahme, dass der Jaguarundi mit dem größeren Namensvetter verwandt ist, kam auch deshalb zustande, weil überdurchschnittlich viele ein dunkles Fell in Schwarz oder Grau-braun tragen. Diese auch Melanismus genannte dunkle Farbfärbung tritt nämlich auch häufig bei eigentlich gefleckten Jaguaren auf. Und das sogar so häufig, dass man sie manchmal auch schwarze Panther nennt, obwohl es diese Art eigentlich gar nicht gibt (PETBOOK berichtete).
Es gibt jedoch auch Jaguarundi, denen man durch ihr rotbraunes, einfarbiges Fell eindeutig die Verwandtschaft mit dem Puma ansieht. Da die Tiere so extrem unterschiedlich aussehen, gab es auch lange die Annahme, dass es mehrere Arten Jaguarundi gibt. Dies konnte allerdings auch anhand der Genanalysen widerlegt werden.3
Das Tier mit den vielen Namen
Doch nicht nur die Wissenschaft kennt mehrere Namen für die scheue, kaum bekannte Wildkatze. Der Name Jaguarundi kommt aus der Sprache der Guaraní, eines indigenen Volksstammes, der heute vor allem noch in Paraguay und Argentinien lebt. In der historischen Form des Alt-Guaraní bedeutet yaguarundi soviel wie „dunkler Räuber, der Beute mit einem Sprung erlegt“. Es existiert zusätzlich noch die Bezeichnung eyra yawaum’di, der „fleischfressende Vierfüßler“, die von den Tupi verwendet wird. Dieser Begriff wird heute aber meist für den Haushund verwendet.
Doch auch bei den spanischen und portugiesischen Begriffen für die Tiere herrscht wenig Einigkeit. Im Spanischen heißen sie unter anderem gato colorado (farbige Katze), gato moro (maurische Katze), im Portugiesischen noch zusätzlich gato-vermelho (Bucht-Katze).
Auf Deutsch gibt es außerdem noch den Begriff Wieselkatze, denn das Aussehen des Jaguarundi erinnerte viele Forscher eher an die marderartigen Tiere. Zudem kam es auch häufig zu Verwechslungen mit Riesenottern, die mit ihrem Körperbau und ihren fließenden Bewegungen auch sehr dem Jaguarundi ähneln. Denn auch seine runden kleinen Ohren, den langgezogenen Körper und die relativ kurzen Beine erinnern sie tatsächlich eher an Wiesel oder Otter.
Was man über die Lebensweise des Jaguarundi weiß
Die Verwechslung mit Ottern kam auch deshalb zustande, da Jaguarundi sehr anpassungsfähig an ihre Umgebung sind. So können sie auch sehr gut schwimmen und suchen sich entsprechend an denselben Flüssen wie Otter ihre Beute. Allerdings weiß man trotz ihres enormen Verbreitungsgebiets leider sonst noch sehr wenig über ihr Leben. Manche betiteln den Jaguarundi auch als „vergessene Katze“, da sämtliche Forschung über ihn noch in den Kinderschuhen steckt.
Und das, obwohl wenige andere Katzen ein so großes Verbreitungsgebiet haben. Man findet sie über weite Teile Mittel- und Südamerikas. Auch in den USA wurde in einigen südlichen Bundesstaaten bis Mitte der 1980er-Jahre noch von Sichtungen gesprochen. Außerdem gibt es noch keinen Konsens über Größe, Gewicht oder seine bevorzugte Beute. Er soll ungefähr zweimal so groß sein wie eine Hauskatze. Die Angaben über sein Gewicht reichen von 3,5 bis 9 Kilogramm.4
Als die größten Fressfeinde der Jaguarundi gelten Ozelots, wenn sie sich mit ihnen einen Lebensraum teilen. Da Ozelots jedoch größtenteils nachtaktiv sind, hat sich der Jaguarundi dort sogar an ein tagaktives Leben gewöhnt – was für Katzen äußerst ungewöhnlich ist. Ganz allgemein gilt er als sehr anpassungsfähig und opportun, sodass er sich in Wüsten und Halbwüsten findet, in Mangroven-, Laub- und Regenwäldern, aber auch in buschigen Gegenden sowie Savannen. Überall dort sucht er sich die Beute, die er finden kann. Je nachdem, in welcher Gegend er lebt, klettert er auch sehr gut auf Bäume, obwohl er die Jagd auf dem Boden bevorzugt.
Jaguarundi machen mindestens 14 Geräusche
Doch das wirklich Einzigartige an Jagurundi ist wohl ihre Kommunikation. Denn viele Großkatzen der Gattung Pantera können weder miauen noch schnurren. Allerdings sind Pumas, Geparden und eben auch der Jaguarundi Vertreter der Felidae, sodass diese Geräusche für sie gar kein Problem darstellen.
In einem Artikel von 2012 beschreiben Balazs Buzas und Eszter Gulyas, wie sie Jaguarundi mit der Hand aufgezogen haben. Dabei konnten sie viel über das Verhalten der jungen Tiere lernen und auch beschreiben, was die erstaunlich vielen Geräusche bedeuten. Laut Buzas und Gulyas sind die 14 Geräusche der Jaguarundi folgende:
- kurzer Pfiff sucht nach Aufmerksamkeit
- langer Pfiff wird zur Begrüßung eingesetzt
- Zwitschern wird eingesetzt, wenn Jaguarundi keinen Blickkontakt haben
- kurzes Schnurren wird als Ruf eingesetzt
- langes Schnurren zeigt Zufriedenheit, ähnlich wie bei der Hauskatze
- leises Zischen ist eine Warnung, sich fernzuhalten
- Spuckgeräusche warnen noch eindringlicher
- Schreien oder Krächzen wird beim Verteidigen von Beute oder im Kampf eingesetzt
Das wirklich Bemerkenswerte ist jedoch, dass die Kommunikation der Jaguarundi auch im Erwachsenenalter erhalten bleibt. Denn bei vielen Katzen kommunizieren nur die Jungen mit der Mutter und sie setzen weniger Geräusche ein, wenn sie erwachsen werden. Bei den Jaguarundi kommen jedoch noch welche hinzu:
- lautes Schnüffeln wird zum Patrouillen der Reviergrenzen eingesetzt
- Schnattern oder Schmatzen bei Begrüßung bekannter Artgenossen
- Schreie zur Paarungsaufforderung
- eine Art gedämpftes Kläffen bei leichtem Stress
- ein schwacher Schrei von Weibchen während der Empfängnisbereitschaft5
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Habitate der Jaguarundi schrumpfen
Wie viele andere Tiere schrumpfen die Verbreitungsgebiete der Jaguarundi und die Populationsdichte nimmt ab. Noch gelten sie laut der Roten Liste als nicht gefährdet, allerdings ist die letzte Bewertung der Situation 2014 erfolgt. Je mehr man jedoch über die „vergessene“ Katze herausfindet, desto besser kann man sie nachhaltig schützen und ihre Population erhalten.6