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Ornithologin erklärt

Der Kleiber – heimischer Wildvogel und Kletterkünstler 

Kleiber
Der kleine Kleiber macht mit markanten Rufen auf sich aufmerksam Foto: Getty Images

10. März 2025, 10:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der Kleiber ist ein wahrer Akrobat unter den Vögeln – als einziger in Europa kann er kopfüber Baumstämme hinabklettern. Doch seine beeindruckenden Fähigkeiten gehen weit darüber hinaus. PETBOOK hat interessante Fakten über den Kleiber zusammengetragen und bei einer Expertin nachgefragt, warum dieser kleine Vogel für unser Ökosystem eine wichtige Rolle spielt.

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Der Kleiber (Sitta europaea) ist ein geschickter Kletterer und geschätzter Waldbewohner. Der Wildvogel jagt Insekten, versteckt Samen und baut kunstvolle Nester. Dr. Angelika Nelson ist Ornithologin beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. (LBV) und erklärt bei PETBOOK, warum dieser Vogel so besonders ist und welche überraschenden Fähigkeiten ihn auszeichnen. 

Lebensraum und Verbreitung des Kleibers

Der Kleiber ist in Deutschland weitverbreitet und bevorzugt alte Laub- und Mischwälder mit hohem Eichen- und Buchenanteil. Auch in Parks, großen Gärten und Streuobstwiesen findet er ideale Lebensbedingungen. Entscheidend sind alte Bäume mit natürlichen oder von Spechten geschaffenen Höhlen, die er als Nistplätze nutzt. Sein Verbreitungsgebiet reicht von Europa über den asiatischen Waldgürtel bis zur Pazifikküste und schließt sogar Marokko, Kleinasien, Iran und den Kaukasus mit ein.

Ist der Kleiber gefährdet?

Der Kleiber gilt derzeit laut Dr. Nelson als nicht bedroht. „In Deutschland und Europa ist sein Bestand stabil und er wird von der IUCN (International Union for Conservation of Nature) als ‚nicht gefährdet‘ (Least Concern) eingestuft“, erklärt die Vogelexpertin. Allerdings setzt ihm das Fällen alter Bäume zu, da er auf natürliche Baumhöhlen angewiesen ist. Anpassungsfähig, wie er ist, besiedelt er zunehmend auch Gärten, wo spezielle Nistkästen helfen können. 

Ökologische Bedeutung des Kleibers

„Der Kleiber spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald, indem er Baumschädlinge reduziert, Samen verbreitet und Lebensräume für andere Arten schafft“, sagt die Ornithologin. Er ernährt sich von Insekten, Spinnen und Larven, die er unter der Baumrinde aufspürt – darunter auch Schädlinge wie den Borkenkäfer. Im Herbst versteckt er Bucheckern und Haselnüsse in Baumritzen.  

Viele davon werden nicht wiedergefunden und keimen, was zur Verbreitung von Bäumen beiträgt. „Davon profitieren andere Höhlenbrüter wie Meisen, Trauerschnäpper oder Fledermäuse, die diese Nester später nutzen können“, erklärt Dr. Nelson. Allerdings kann der kleine Vogel selbst zur Beute anderer Tiere werden. 

Jagdtechniken und Vorratshaltung

Außerdem besitzt er eine einzigartige Fähigkeit: „Der Kleiber ist der einzige Vogel in Europa, der kopfüber einen Baumstamm hinunterklettern kann.“ Seine kräftigen Krallen geben ihm dabei Halt. Mit seinem schmalen Schnabel holt er Insekten aus Baumritzen. 

Große Samen und Nüsse klemmt er in Spalten und hackt sie mit dem Schnabel in sogenannten „Schmieden“ auf. Um Vorräte zu sichern, klebt er Samen mit Speichel in Ritzen, sodass sie nicht so leicht herausfallen oder von anderen Tieren gefressen werden. 

Brutverhalten und Nestbau

Der Kleiber legt großen Wert auf Sicherheit, weiß Dr. Nelson: „Ist das Flugloch zu groß, sodass größere Vögel oder Säugetiere eindringen könnten, verengt der Kleiber den Eingang so weit, bis nur er gerade noch durchpasst.“ Dazu klebt er mit seinem Schnabel Erdklümpchen an die Höhlenöffnung. 

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„Meist baut das Weibchen das Nest“, erklärt Dr. Nelson. Der Nestbau beginnt vorwiegend im März, und das Weibchen legt im April sechs bis sieben Eier. Die Jungvögel werden Anfang Juni flügge und bleiben meist in der Nähe ihrer Eltern. 

Lautstarke Kommunikation

Obwohl der Kleiber oft verborgen zwischen Ästen klettert, macht er mit markanten Rufen auf sich aufmerksam. „Während des Fluges ertönt oft ein lautes, melodisches ‚twäit twäit‘.“ Als Warnruf nutzt er ein schnelles „wuit-wuit-wuit“, während das durchdringende „düi düi düi“ sein Territorialruf ist. 

Besonders im Winter kann man ihn singen hören: „Dieser Gesang ist bereits Ende Dezember zu hören, vor allem an sonnigen Tagen im Mittel- und Spätwinter, auch bei starkem Frost und hoher Schneedecke.“ 

Mit dem Stimmfühlungslaut „sit“ halten nahrungssuchende Partner oder Familien akustisch Kontakt. „Dieser Laut ist auch von den Weibchen zu hören, während sonst nur die Männchen singen“, sagt die Expertin. Der Gesang verstummt allerdings fast vollständig, sobald die Vögel mit der Brut beginnen. 

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Interessante Fakten über den Kleiber

Bestandsschwankungen hängen stark von der Nahrungsverfügbarkeit ab, weiß Dr. Nelson: „Wenn die Buchen besonders viele Bucheckern produzieren, überleben mehr Kleiber den Winter als in Zeiten, in denen die Nahrung knapp ist.“ 

Nahrungssuche des Kleibers ist auf enge Spalten spezialisiert – mit seinem kleinen Schnabel kann er nur kleine Rindenstücke lösen. Besonders bemerkenswert ist sein Name: „Der Name Kleiber beschreibt die Fähigkeit des Vogels, den Eingang zur Bruthöhle durch ‚Kleibern‘ (Kleben) von Lehmkügelchen so zu verengen, dass kein größerer Vogel mehr hindurchpasst.“ Der kleine Vogel ist demnach ein Meister des Überlebens – und ein wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems. 

Themen #AmazonPets Heimische Wildtiere

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