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Biologe schlägt Alarm: „Es ist verheerend!“

Koalas durch Chlamydien-Epidemie bedroht! Australien startet große Impf-Aktion

Zwei Koalas sitzen auf einem Baum.
In Australien soll Koalas mit einer großen Chlamydiose-Impfaktion geholfen werden. Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

19. Mai 2023, 17:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Koalas sind die Lieblingstiere von vielen. Durch Buschfeuer sind die Ernährungsspezialisten, die gern Eukalyptus fressen, schon eine Weile bedroht – doch nun scheint eine Zoonose die bereits unter Druck geratene Population noch weiter zu schwächen. Denn immer mehr Koalas bekommen Chlamydien! Wie den Tieren geholfen werden soll.

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Um den Bestand der Koalas in Australien steht es nicht gut. Experten schlagen bereits Alarm, denn der baumbewohnende Beutelsäuger könnte schon bald in einigen Teilen Australiens aussterben. Ursachen dafür sind unter anderem der immer kleiner werdende Lebensraum der Tiere sowie erschreckend viele Verkehrsunfälle, bei denen Koalas getötet werden. Eine weitere Bedrohung, gegen die Wissenschaftler nun kämpfen, scheint eher ungewöhnlich – denn Koalas bekommen Chlamydien.

Die Chlamydiose, verbreitet sich immer weiter und wird dem schwindenden Koala-Bestand gefährlich. „Die Infektion tötet die Koalas, weil sie so krank werden, dass sie nicht mehr auf Bäume klettern können, um Nahrung zu finden oder Raubtieren zu entkommen, und die Weibchen können unfruchtbar werden“, erklärt Mikrobiologe Samuel Phillips besorgt der Nachrichtenagentur AP. Er ist Wissenschaftler an der University of the Sunshine Coast und hat an der Entwicklung eines Impfstoffs mitgearbeitet, mit dem die verbleibende Koala-Population in Australien vor einer Chlamydiose-Infektion geschützt werden soll.

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Koalas sollen gefangen und gegen Chlamydiose geimpft werden

„Es ist verheerend – die Fruchtbarkeit ist sehr, sehr gering“, sagt Naturschutzbiologe Mathew Crowther von der Universität Sydney der AP. Man sehe kaum noch Koala-Babys. Wenn es durch eine weitere Ausbreitung der Chlamydiose, die für die Tiere tödlich enden kann, wegen Unfruchtbarkeit zu noch weniger Nachwuchs komme, dann sei der Fortbestand in Gefahr.

Die sich ständig verschlechternden Lebensumstände der Tiere durch Landrodung und klimabedingte Waldbrände erhöhten ohnehin den Stresspegel der Koalas. Das wiederum schäwche das Immunsystem und mache sie somit anfälliger für Krankheiten wie Chlamydiose. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, soll nun mit einem ehrgeizigen Feldversuch etwa die Hälfte der Koala-Population in Northern Rivers in New South Wales gefangen und gegen Chlamydiose geimpft werden.

Etwa die Hälfte der wild lebenden Koalas hat bereits Chlamydien

Konkret betrifft diese Maßnahme etwa 50 Tiere, die anschließend auch von den Wissenschaftlern überwacht werden sollen. Die Sicherheit und Wirksamkeit des extra für Koalas entwickelten Einzelimpfstoffs wurde zuvor an einigen hundert Koalas getestet. Sie waren verletzungsbedingt in eine Wildtier-Rettungszentren gebracht worden.

Mit dieser Maßnahme möchten die Wissenschaftler auch verstehen, welche Auswirkungen die Impfung auf die wildlebende Koala-Population hat. Laut wissenschaftlichen Schätzungen hat etwa die Hälfte aller wilden Koalas in Queensland, einem Bundesstaat an der Ostküste Australiens, bereits Chlamydien. „Wir wollen herausfinden, wie viel Prozent der Koalas wir impfen müssen, um Infektionen und Krankheiten sinnvoll zu reduzieren“, erklärt Mikrobiologe Samuel Phillips das Vorhaben.

Um die Koalas, die im Schnitt zwischen zehn bis zwölf Jahre alt werden können, ausfindig zu machen, beobachten die Wissenschaftler mit Ferngläsern Eukalyptusbäume und suchen dabei die Baumkronen nach den Tieren ab. Sobald sie eines gefunden haben, bauen sie kreisförmiges Gitter mit Türen um die Baumstämme herum, die zu einem Käfig führen. Wenn die Koalas dann einige Stunden oder Tage später von den Bäumen herunterkommen, um nach anderen Futterquellen zu suchen, laufen sie in die harmlose Falle.

Darum finden sich auch immer mehr Koalas mit rosa Farbe im Fell

Nach einer kurzen Untersuchung bekommen die Beuteltiere von den Forschenden eine Narkose und eine Impfung verabreicht, wenn es ihr Gesundheitszustand zulässt. Im Anschluss werden die Koalas 24 Stunden lang beobachtet, um sicherzustellen, dass es keine unerwarteten Nebenwirkungen gibt. Vor der Freilassung werden die Tiere dann noch mit einem rosa Farbklecks markiert. So kann man sicherstellen, dass sie nicht zweimal gefangen werden. Der genaue Ursprung der Chlamydiose bei Koalas konnte bisher noch nicht abschließend geklärt werden. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass es zunächst durch die Aufnahme vom Kot infizierter Schafe und Rinder zu einer Ansteckung gekommen sein könnte. Seither wird die Krankheit sexuell übertragen oder durch das Muttertier auf die Nachkommen übertragen.

Anders als bei Menschen oder einigen Nutztieren kann man eine durch Bakterien verursachte Chlamydien-Infektion nicht einfach mit Antibiotika behandeln. Grund dafür sind die komplexen Mikroben in den Mägen der Koalas. Die sind nämlich darauf ausgelegt, die Giftstoffe in den Eukalyptusblättern – ihrer Hauptnahrungsquelle – zu neutralisieren. Ihr Verdauungssystem kann daher auch einige Medikamente neutralisieren, was dafür sorgt, dass sie nicht gut auf eine Antibiotikabehandlung ansprechen. Allerdings gibt es auch Berichte darüber, dass Antibiotika den Verdauungstrakt der Tiere sehr angreift. Die tragische Folge: Die Tiere können danach womöglich keine Eukalyptusblätter mehr verspeisen.

Was sich aber mit großer Sicherheit sagen lässt ist, dass rascher Handlungsbedarf besteht. Denn wissenschaftlichen Schätzungen nach leben nur noch 58.000 Koalas in Freiheit. Tendenz sinkend. Die australische Regierung stufte im Februar 2022 Koalas als stark gefährdet ein.

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Quellen

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