
28. April 2025, 17:22 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auch Insekten lassen im Flug einmal ein paar Tröpfchen fallen. Aber handelt es sich wirklich um Urin? PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider kennt sich mit der Anatomie von sozialen Insekten wie Hummeln und Bienen aus und beantwortet hier die Frage: Können Hummeln eigentlich pinkeln?
Was tropft denn hier aus der Hummel – ist das etwa Pipi? Können Hummeln überhaupt pinkeln? Diese Fragen gehen bestimmt vielen durch den Kopf, wenn sie das obere Bild sehen. Dabei scheidet eine Ackerhummel beim Anflug auf eine Rapsblüte eine Flüssigkeit aus ihrem Hinterleib aus. Aber ist das wirklich eine Art Urin?
So funktioniert die Verdauung bei Insekten
Auch Insekten besitzen einen Darm, in dem sie Nahrung aufschließen und verdauen. Allerdings ist dieser etwas anders aufgebaut. Um beim Beispiel der Hummel zu bleiben: Nehmen die Insekten Nahrung auf, gelangt diese über den Schlund in eine Art Vormagen. In diesem können Hummeln, aber auch Honigbienen, Wasser oder Nektar speichern und bei Bedarf auch wieder hervorwürgen, um ihn im Volk als Vorrat einzulagern. Ein Magen im klassischen Sinne besitzen Hummeln nicht.
Soll der Nektar als Nahrung verdaut werden, gelangt er weiter in den Mitteldarm. Hier werden Nährstoffe resorbiert. Am Ende des Mitteldarms befinden sich bei Insekten die sogenannten Malpighischen Gefäße. Sie arbeiten wie unsere Nieren und nehmen die Abfallstoffe aus dem Blut auf. Diese geben sie in die Kotblase ab, die am Enddarm sitzt. Dort landen neben den Ausscheidungen aus den Malpighischen Gefäßen auch die Reste aus dem Darm. Insekten trennen hier also nicht zwischen Urin und Kot.1
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Können Hummeln oder Bienen pinkeln?
Wenn man unter Pinkeln die Ausscheidung von Urin definiert, trifft dies so nicht auf Hummeln oder andere Insekten zu. Allerdings besteht die Hauptnahrung der Hummeln aus flüssigem Nektar und einem gewissen Anteil Pollen. Je nach Konsistenz der Ausscheidungen sieht es daher oft so aus, als würden Hummeln oder Bienen pinkeln.
Gut zu wissen: Honigbienen und Hummeln verrichten ihr Geschäft generell draußen und möglichst nicht im Volk. Das hat vor allem hygienische Gründe. Denn genau wie bei uns kann auch der Bienen- oder Hummelkot Krankheitserreger enthalten, die sich dann schnell im ganzen Volk verbreiten.

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Warum ist die Flüssigkeit auf dem Bild so klar?
Schaut man sich „gesunden“ Bienenkot an, ist dieser meist von breiiger bis fester Konsistenz mit einer gelben bis braunen Farbe. Allerdings hängt dies auch davon ab, was die Tiere gefressen haben und in welchem Gesundheitszustand sie sind. Denn auch Bienen und Hummeln können Durchfall bekommen. Auch bei Stress können die Tiere ihre Kotblase entleeren.
Die Flüssigkeit, die die Hummel auf dem Bild ausscheidet, ist allerdings ungewöhnlich flüssig und transparent, wodurch der Eindruck entsteht, sie würde pinkeln. Warum der Kot der Hummel diese spezielle Konsistenz hat, lässt sich mit Sicherheit nicht beantworten.
Als Biologin habe ich allerdings eine Vermutung: Hummeln verbrauchen im Flug eine Menge Energie – und Rapsblüten liefern viel davon in Form von süßem Nektar. Wahrscheinlich war die Hummel schon eine Weile unterwegs und hat einen Teil des Nektars als Treibstoff genutzt und verdaut. Der muss irgendwann wieder raus. Da sie dabei recht wenig Pollen aufnimmt, könnte dies der Grund sein, warum die Ausscheidungen recht klar und flüssig sind und es so aussieht, als würde die Hummeln pinkeln.