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Tiefseetier

Koloss-Kalmar das erste Mal lebend gefilmt – und er ist winzig!

Koloss-Kalmar in der Tiefsee
Der Koloss-Kalmar gilt als schwerster seiner Gattung – nicht aber dieses winzige Exemplar Foto: ROV SuBastian / Schmidt Ocean Institute
Louisa Stoeffler
Redakteurin

17. April 2025, 13:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Lange galt er als Phantom der Tiefsee – nun ist es Forschern erstmals gelungen, einen Koloss-Kalmar in seiner natürlichen Umgebung zu filmen. Bis zu 500 Kilogramm können die Tiere auf die Waage bringen. Doch das Exemplar, das den Forschern vor die Linse schwamm, war so viel kleiner als alles bisher Gesehene.

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Ein Jahrhundert lang blieb er ein Mythos der Tiefsee – gewaltig, rätselhaft, und nur durch gestrandete Kadaver oder den Mageninhalt von Pottwalen belegt. Jetzt ist der Koloss-Kalmar (Mesonychoteuthis hamiltoni) erstmals lebendig und in seiner natürlichen Umgebung auf Video festgehalten worden. Und das Besondere daran: Es handelt sich um ein vergleichsweise winziges Jungtier – ein zerbrechliches Wesen, weit entfernt vom Ungeheuer-Image des mythologischen Kraken.

Spektakuläre Entdeckung in 600 Metern Tiefe

Am 9. März gelang einem Team von Meeresbiologen die wissenschaftliche Sensation: Während einer Expedition eines Forschungsschiffs des Schmidt Ocean Institute filmten sie erstmals einen lebenden Koloss-Kalmar in seinem natürlichen Habitat – in 600 Metern Tiefe nahe der Südlichen Sandwichinseln im Südatlantik.

Die Videoaufnahmen zeigen ein etwa 30 Zentimeter langes Jungtier, das bislang noch nie lebendig in dieser Entwicklungsphase dokumentiert wurde. Die Aufnahmen entstanden mithilfe eines ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs. Der Kopffüßer geriet während einer 35-tägigen Expedition im Rahmen der Forschungsmission „Ocean Census“ vor die Kamera. An dieser ist auch das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel beteiligt.

„Wir dürfen den lebenden Koloss-Kalmar der Welt als dieses wunderschöne, kleine, zerbrechliche Tier vorstellen“, sagte Kat Bolstad, Biologin an der neuseeländischen Auckland University of Technology, bei einer Pressekonferenz am 15. April, wie das Wissenschaftsportal „Science“ berichtete. Sie betonte zudem: „Das unterstreicht die Großartigkeit vieler Tiefseetiere, ohne diesen Monster-Hype.“

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Aufmerksamer Zuschauer erkannte den Koloss-Kalmar zuerst

Der Fund gelang sogar beinahe durch Zufall: Ein Zuschauer des Livestreams der Expedition erkannte das ungewöhnliche Tier. Anschließend leitete einen Screenshot an den Tintenfisch-Biologen Aaron Evans weiter. Dieser überprüfte zusammen mit Bolstad das hochauflösende Filmmaterial des Forschungsteams. Beide kamen schnell zu dem Schluss, dass es sich um einen jungen Koloss-Kalmar handelt. „Ich fing an zu hyperventilieren“, berichtete Evans während der Pressekonferenz.

Das noch junge Exemplar des Koloss-Kalmars ist größtenteils durchsichtig und misst nur etwa 30 Zentimeter. Dennoch sind die Aufnahmen von großer Bedeutung. „Sie lieferten wichtige Einblicke in die Lebensweise dieser Tiere, deren Lebenszyklus noch rätselhaft ist“, erklärte das Forschungsteam.

Der Koloss-Kalmar gehört zu den am wenigsten erforschten Meeresbewohnern – denn mit zunehmender Größe und Gewicht tauchen die Tiere immer weiter ab. Sie wechseln auch ihre Farbe zu einem intensiven Rot, wie die meisten bisherigen Erkenntnisse zeigen.

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Koloss-Kalmar wurde vorher noch nie lebend gefilmt

Ausgewachsene Exemplare erreichen vermutlich eine Gesamtlänge von mehr als zehn Metern und bringen ein Gewicht von rund 500 Kilogramm auf die Waage. Damit gelten sie als die größten wirbellosen Tiere der Welt, wie die beteiligten Wissenschaftler betonen.

Ein besonders spektakulärer Fund eines Koloss-Kalmars gelang im Februar 2007 dem neuseeländischen Fischereischiff „San Aspiring“ im antarktischen Rossmeer. Das Tier, das sich an einer Fangleine für Seehechte verfangen hatte, war 4,2 Meter lang und wog 495 Kilogramm. Zwar lebte es bei seiner Bergung noch, starb jedoch kurz darauf. Heute ist das Exemplar im Nationalmuseum Te Papa Tongarewa in Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, ausgestellt.

Erst vor etwa 100 Jahren wurde die Art überhaupt wissenschaftlich beschrieben. Die wenigen bisher gefangenen Exemplare gaben Einblicke in die beeindruckende Anatomie des Tieres: Seine Augen erreichen einen Durchmesser von 27 Zentimetern – größer als ein Fußball und damit die größten bekannten im Tierreich. Neben acht mit Saugnäpfen versehenen Armen besitzt der Koloss-Kalmar zwei besonders lange Tentakel, an deren Enden sich Haken befinden, die sich um 360 Grad drehen lassen – vermutlich, um Beutetiere im dunklen Wasser sicher festzuhalten.

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