28. November 2024, 14:39 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bisher war es gängige Praxis, Krabben und Hummer bei lebendigem Leib zu kochen. Das muss sich allerdings ändern. Denn wie Wissenschaftler nun herausgefunden haben, können Krustentiere sehr wohl Schmerz empfinden.
Lange wurde davon ausgegangen, dass Krustentiere wie Krabben und Hummer kein Schmerzempfinden haben, weil es dafür keine wissenschaftliche Grundlage gab. Denn im Gegensatz zu Wirbeltieren können sie weder schreien noch zeigten sie für uns Menschen merkbare Reaktionen, die auf ein Schmerzempfinden hindeuten. Das dürfte sich jetzt allerdings ändern. Denn wie Forschende der Universität Göteborg herausgefunden haben, verarbeiten Schalentiere sehr wohl Schmerz im Gehirn. Daher wird jetzt auch die Forderung nach humaneren Methoden zur Tötung der Tiere laut.
Neue Studie beweist, dass Krabben sehr wohl Schmerzen empfinden können
Eine große Schwierigkeit, die sich bei der bisherigen Forschung ergab, war, dass Krustentiere wie Krabben ein anderes Nervensystem besitzen. Während sich dieses bei Wirbeltieren zum Gehirn konzentriert, haben Krabben und Insekten ein sogenanntes Strickleiternervensystem.
Aber auch dieses reagiert bei Krabben auf schädliche Reize, wie die Studie ergab. Dies sei „nur ein weiterer Beweis“ dafür, dass diese Tiere Schmerzen empfinden können, erklärt Doktorand Eleftherios Kasiouras. Demnach maßen er und sein Team die Gehirnaktivität von 20 Strandkrabben, indem sie bei den Schalentieren Elektroden an einige Nerven anbrachten, die bei den Krustentieren das zentrale Nervensystem bilden. Dieses ist vergleichbar mit dem Gehirn der Wirbeltiere.
Um diese Nerven zu stimulieren, wurden sie verschiedenen schmerzhaften Reizen wie Essig und Elektroschocks ausgesetzt. Diese Reize wurden auf das weiche Gewebe verschiedener Körperteile appliziert, was zu einer erhöhten Gehirnaktivität führte. Der gleiche Effekt wurde allerdings nicht beobachtet, wenn Salzwasser und andere nicht-schmerzhafte Reize auf diese Bereiche angewendet wurden.1
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„Wir müssen weniger schmerzhafte Methoden zum Töten von Schalentieren finden“
Laut den Autoren der Studie deute diese Erkenntnis darauf hin, dass Schmerzen bei Krebsen „an das Gehirn weitergeleitet und dort registriert werden“. Das sei ähnlich wie bei anderen Tieren sowie bei Menschen. „Wir müssen weniger schmerzhafte Methoden zum Töten von Schalentieren finden, wenn wir sie weiterhin essen wollen“, mahnt Studien-Mitautorin Lynne Sneddon. „Denn jetzt haben wir den wissenschaftlichen Beweis, dass sie sowohl Schmerzen empfinden als auch darauf reagieren.“
Bislang wurde angenommen, dass es sich beim Schmerzempfinden von Krabben eher um Reflexe, als um tatsächlichen Schmerz handele. Allerdings deuteten frühere Forschungen an, dass Krustentiere möglicherweise Schmerzen empfinden, wenn ihre Weichteile mechanischen Stößen, elektrischen Schocks oder schädlichen Säuren ausgesetzt sind. So reagierten die Schalentiere in früheren Experimenten, indem sie versuchten, der Gefahr auszuweichen. Dieses Verhalten brachte die Forscher zur Annahme, dass Krustentiere Schmerzen empfinden könnten.2
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Schalentiere haben alle ein ähnliches Nervensystem
„Es ist klar, dass alle Tiere eine Art Schmerzsystem brauchen, um Gefahren zu vermeiden. Ich glaube nicht, dass wir alle Arten von Krustentieren testen müssen, da sie eine ähnliche Struktur und daher ähnliche Nervensysteme haben“, so Eleftherios Kasiouras abschließend. Es bleibt abzuwarten, was diese Erkenntnis nun für Schalentiere bedeutet, denn derzeit fallen diese nicht unter die Tierschutzvorschriften der EU, aber auch das könnte sich ändern.