25. November 2024, 6:25 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Nicht jeder Vogel singt mit zarter Stimme ein melodisches Morgen- oder Abendlied und betört mit seinen lockenden Rufen das Weibchen. Es gibt auch Vögel, die die Lautstärke einer Kreissäge erreichen. PETBOOK stellt die lautesten Sänger der Vogelwelt vor.
Es gibt in der Natur beeindruckende Schreihälse, die Lautstärken erreichen können, die unser Trommelfell strapazieren und damit zu den lautesten Vögeln weltweit gehören. Wenn Kakadus etwa in Stimmung sind, erreichen sie Lautstärken, die in geschlossenen Räumen für ihre Halter unerträglich sind. In freier Wildbahn sind diese lauten Rufe über weite Distanzen in bestimmten Situationen sinnvoll. So können sie andere Vögel vor Gefahren warnen.
Andere Vögel wie der Fischadler verteidigen mit lauten Rufen das Territorium oder locken weit entfernt lebende Partner an, wie der Kakapo. Dieser lebt im dichten Dschungel des Regenwaldes, in dem der Sichtkontakt sehr eingeschränkt ist. Mit seinem lauten Brummen lockt er über Kilometer die Weibchen an und sichert so den Fortbestand seiner Art, indem er sich evolutionär an die besonderen Lebensräume angepasst hat.
Wie können Vögel solche Lautstärken erzeugen?
Vögel haben die Power einer Beat-Box und dies ganz ohne elektrische Verstärkung. Warum die Tiere trotz ihrer geringen Größe erstaunlich laute Rufe erzeugen können, beruht auf speziellen Strukturen in ihrem Körper sowie der effizienten Nutzung von Schallphysik.
Der Schlüssel zu diesem Naturphänomen liegt in der Syrinx. Die Syrinx ist das Organ für die Lauterzeugung bei Vögeln, das sich an der Verzweigung der Luftröhre in die beiden Bronchien befindet. Im Gegensatz zu Säugetieren, die den Kehlkopf zur Lauterzeugung verwenden, nutzen Vögel dieses einzigartige Organ.
Vogelkörper wird zum Lautsprecher
Die Syrinx besteht aus elastischen Membranen und Muskeln, die Vögel durch Luftströmungen in Schwingung versetzen, wodurch Schallwellen erzeugt werden. Die Position der Syrinx an der Basis der Luftröhre ermöglicht eine hocheffiziente Schallproduktion. Da die Luft hier direkt aus der Lunge kommt, kann der Vogel den Luftdruck optimal nutzen, um laute Geräusche zu erzeugen, aber auch die Tonhöhe steuern. Die Luftröhre ist bei manchen Vögeln, wie bei Singschwänen, Paradiesvögeln und Kranichen, verlängert und liegt dann in Schlingen.1
Der ganze Körper dient als Resonanzkörper und funktioniert ähnlich wie ein Lautsprecher. Spezielle Luftsäcke in der Brust und im Halsbereich dienen als Resonanzräume, die die Schwingungen verstärken und den Schall lauter und voller klingen lassen. Auch die Struktur des Schnabels kann zur Klangverstärkung beitragen, da Vögel durch kleine Anpassungen ihrer Schnabelöffnung den Schall fokussieren und gezielt in eine Richtung lenken können.
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Welches sind die lautesten Vögel?
1. Einlappenkotinga (Procnias albus)
Der Einlappenkotinga auch Weißglöckner genannt, verdankt seinen Namen dem charakteristischen Ruf des Männchens, der wie der Klang einer großen, metallischen Glocke klingt. Er ist auch als Zapfenglöckner bekannt. Der unscheinbare Vogel, der in den tropischen Wäldern des nördlichen Südamerikas lebt und nur 250 Gramm wiegt, gehört mit zu den lautesten Lebewesen auf der Erde. Der Ruf des Männchens kann Schallpegel von bis zu 125 Dezibel erreichen, was vergleichbar ist mit dem Lärmpegel einer Motorsäge oder eines Düsenjets.
Diese extrem lauten und metallischen Rufe dienen dazu, Weibchen anzulocken. Aber in der Umgebung, in der der Weißglöckner lebt, dämpfen dichte Vegetation die Schallwellen stark, daher ist es für diesen Vogel wichtig, extrem laute Rufe zu entwickeln, um über weite Distanzen wahrgenommen zu werden. Dieser Vogel nutzt nicht nur die Syrinx und seine Atemkapazität, sondern auch seine Körperhaltung, um den Schall in eine bestimmte Richtung zu projizieren, wodurch er über größere Entfernungen gehört werden kann. Interessant ist, berichten Forscher, dass er umso lauter singt, je näher das Weibchen kommt. Das Weibchen hält aber einen Sicherheitsabstand, vermutlich um nicht taub zu werden.2
2. Schreipiha (Lipaugus vociferans)
Auch er gehört wie der Weißglöckner zur Familie der Schmuckvögel, wurde von diesem aber, was die Lautstärke betrifft, auf den zweiten Platz verwiesen, da dieser ihn um etwa 10 Dezibel übertrumpft. Dieser Schreihals lebt in den Tropen und Subtropen Südamerikas. In der Systematik werden Schmuckvögel in der Unterordnung nicht umsonst als Schreivögel bezeichnet. Auch er besitzt ein unauffälliges Federkleid. Leider weiß man wenig über den Sperlingsvogel, doch hier sehen Sie ihn in Aktion:
3. Flechtenglöckner / Bärtige Glockenvogel (Procnias averano)
Der enge Verwandter des Weißglöckners wird auch als Campanero oder Ambossvogel bezeichnet. Diese Art ist in den Wäldern des Guayana-Hochlands in Südamerika beheimatet. Die 28 Zentimeter großen Männchen haben ein weißes Gefieder mit braunem Kopf und schwarzen Flügeln. Die etwas kleineren Weibchen haben dagegen einen olivfarbenen Kopf. Der männliche Schreihals erreicht mit seinen metallisch hämmernden Rufen eine Lautstärke von etwa 116 Dezibel. Das Weibchen bleibt stumm und still.
4. Kakapo (Strigops habroptilus)
Er galt beinahe als ausgestorben, auch wenn er zur Paarungszeit ein lautes, rhythmisches Brummen von sich gibt, das sich bis zu fünf Kilometer weit über die neuseeländischen Inseln erstrecken kann. Vermutlich macht ihm bei der Paarungsfindung seine Flugunfähigkeit zu schaffen. Er ist der einzige rezente flugunfähige Papagei. Die Bestände des nachtaktiven Eulenpapageis aus Neuseeland haben sich zum Glück ein wenig erholt und inzwischen zählt man 240 der moosgrünen Vögel.
Obwohl der Kakapo nicht die Dezibel-Werte des Weißglöckners erreicht, ist er dennoch bemerkenswert laut. Seine tiefen, hallenden Geräusche dienen dazu, Weibchen aus großer Entfernung anzulocken. Das tiefe Brummen, auch als „Boomen“ bekannt, ist eine energetisch aufwendige Aktivität, die bis zu acht Stunden dauern kann. Das Balzverhalten kann sich über vier Monate hinziehen und die Männchen verlieren dabei fast die Hälfte ihres Gewichts.
Hier können Sie die Laute des Kakapos anhören. Achtung: Für manche Lautsprecher ist die 80 Hz Frequenz zu niedrig zum Wiedergeben.
5. Singdrossel (Turdus philomelos)
Von unseren heimischen Vögeln ist sie mit 100 Dezibel der Drucklufthammer in unseren Gärten. Sie singt schön, aber eben auch laut. Charakteristisch ist das Wiederholen einzelner Silben. Dies gibt die Singdrossel frühmorgens und nach Sonnenuntergang zum Besten. Schöner als der nachbarliche Rasenmäher mit seinen 90 dB und mehr ist es doch allemal.3