
6. Dezember 2024, 12:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Vespa soror, auch als Mörderhornisse oder Südliche Riesenhornisse bezeichnet, wurde erstmals in Europa entdeckt. Wissenschaftler identifizierten gleich vier Tiere, die sie in Spanien fingen. Doch wie gelangten die Insekten dorthin und wie wahrscheinlich ist es, dass sie sich weiter ausbreiten? PETBOOK hat die wichtigsten Informationen zusammengefasst.
Vespa soror ist eine der größten Hornissenarten der Welt und kommt eigentlich in Gegenden Asiens vor. Nun wurden gleich vier Exemplare in Spanien entdeckt und eindeutig identifiziert. Spanische Forscher fanden die Tiere in einer Hornissenfalle in der spanischen Gemeinde Siero. Obwohl es sich um Einzelfunde handelt und bisher noch kein Nest der Art gefunden wurde, betrachten die Wissenschaftler den Fund mit Sorge, wie sie in ihrer Studie schreiben, die im Fachmagazin „Ecology and Evolution“ erschienen ist.
Woher kommen die Hornissen?
Vespa soror lebt in Asien und kommt dort etwa in Indien, Laos, im Norden von Thailand und und in einigen südlichen Teilen Chinas vor. Die Forscher vermuten, dass die Art wahrscheinlich während des Winterschlafs als blinder Passagier aus einem dieser Länder nach Spanien gelangt sei. Bei Hornissen und Wespen überwintern nur die Königinnen. Sie haben sich im Vorjahr gepaart und das Sperma gespeichert. Die Insekten können ihre Eier also selbst befruchten und sind so in der Lage, im nächsten Frühjahr ein gesamtes Volk aufzubauen.
Dies scheint in Spanien der Fall gewesen zu sein, da die Forscher vier Arbeiterinnen – also die Töchter einer Hornissenkönigin – fanden. Neben Töchtern kann die Königin aber auch Söhne und neue Jungköniginnen produzieren. Paaren sich diese untereinander, könnte sich die Art so erfolgreich verbreiten.
Ist Vepsa soror gefährlich?
Auch wenn es früher oft hieß, dass Hornissen ein Pferd töten können, ist ihr Gift mit dem von Wespen oder Honigbienen zu vergleichen. Eine wirkliche Gefahr geht von ihnen nur für Allergiker aus. Allerdings sind die Stiche von Hornissen schmerzhafter. Vor allem die von Vespa soror sollen vergleichbar mit denen von Vespa mandarinia – besser bekannt als Asiatische Riesenhornisse – sein, wie die Forscher in ihrer Studie anmerken. Deren Stiche gelten als eine der gefährlichsten innerhalb der Insekten.
Für Honigbienen könnte die Hornissenart aber eine echte Gefahr sein. In ihrer Heimat ist sie für ernste Völkerverluste verantwortlich, weil sie gezielt Jagd auf die Bienen macht. Vor allem, wenn diese bereits von anderen Hornissenarten bejagt werden, kann dies zu erheblichen Schäden führen. Viele Imker sehen es daher mit Sorge, wenn neue Hornissen aus Asien in Europa entdeckt werden.
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Wie erkennt man die Hornissenart?
Vespa soror gehört zu den größten Hornissen der Welt. Die Tiere erreichen eine durchschnittliche Körperlänge von 26 bis 35 Millimetern und sind damit deutlich größer als die hier heimische Europäische Hornisse Vespa crabro (25 Millimeter) und die eingewanderte Asiatische Hornisse Vespa velutina (17 bis 24 Millimeter). 1
Auch durch ihre Färbung kann man die Arten – zumindest im Vergleich zu den in Europa vorkommenden Hornissen – gut unterscheiden. Während unsere einheimische Hornisse am Hinterleib vorn rotbraun ist und weiter hinten die wespentypische schwarze Zeichnung auf gelbem Grund aufweist, ist der Hinterleib von Vespa soror vorn gelb und hinten schwarz. Zum Vergleich: Bei der Asiatischen Hornisse sind die vorderen Segmente schwarz und nur die Spitze ist orangegelb gefärbt.
Woher kommt die Bezeichnung Mörderhornisse?
Im Deutschen hat Vespa soror noch keine eigene Bezeichnung. Der Name Mörderhornisse kommt aus dem Englischen, wo die Art auch als Southern Giant Hornet (zu Deutsch: Südliche Riesenhornisse) oder Murder Hornet bezeichnet wird. Letzteres bezieht sich wahrscheinlich auf das aggressive Jagdverhalten der Tiere. Diese jagen nicht nur größere Insekten wie Grashüpfer oder Libellen, sondern auch kleine Wirbeltiere wie Geckos. Zudem sind sie eine Gefahr für Honigbienenvölker.
Obwohl Wissenschaftler sich sonst gegen Begriffe wie „Mörderhornisse“ aussprechen, plädieren die Forscher in ihrer Studie sogar dafür, diese Bezeichnung zu verwenden. Denn die korrekte Bezeichnung Südliche Riesenhornisse sei recht lang und im Volksmund und den Medien würden sich meist kürzere Begriffe wie „Riesenhornisse“ durchsetzen. Damit es aber nicht zu Verwechslungen mit anderen Arten wie Vespa mandarinia kommt, die ebenfalls als Riesenhornisse bezeichnet wird, sollte man lieber Versionen wie „Mörderhornisse“ verwenden.

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Wie wahrscheinlich ist es, dass sich Vespa soror in Europa verbreitet?
Bisher wurden weder weitere Exemplare noch Nester von Vespa soror in Spanien oder anderen Ländern Europas gefunden. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Art nicht bereits ausgebreitet hat. Denn im Gegensatz zur Asiatischen Hornisse, die ihre Nester auch oberirdisch anlegt, legt Vespa soror diese unterirdisch an. Ihre Nester sind also schwer zu entdecken. Zudem könnte dies die zukünftige Bekämpfung der Hornisse erschweren, merken die Forscher an.
Auch wenn das Vorkommen von Vespa soror bisher ein Einzelfall war, mahnen die Forscher, dass jetzt der Zeitpunkt sei, einen Krisenreaktionsplan zu etablieren. Dieser soll festlegen, wie man die Nester am besten ausrottet, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Die Wissenschaftler möchten die Überwachungsmaßnahmen in den nächsten Jahren stark ausweiten und auch die benachbarten Gebiete von Siero einbeziehen. Zudem ist es wichtig, mögliche Schäden und Auswirkungen der invasiven Hornissenart in Nordspanien auf die Imkerei zu bewerten.