24. Juni 2024, 18:04 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bei Motten in der Wohnung denken viele wahrscheinlich zuerst an Kleider- oder Lebensmittelmotten. Es gibt aber auch besonders schöne und farbenfrohe Exemplare dieser Insekten, die auch als Haustiere immer beliebter werden. PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider wollte wissen, was es mit dem Trend auf sich hat.
Wie würden Sie reagieren, wenn Ihnen Ihr bester Freund oder Ihre beste Freundin erzählt, sie hätte Motten als Haustiere? Oder gehören Sie vielleicht selbst zu den Insektenliebhabern? Stabheuschrecken, Gottesanbeterinnen und sogar Schaben sind schon lange keine Tiere mehr, an denen sich nur Entomologen – also Insektenforscher – erfreuen.
Der neueste Trend sind aber handtellergroße, bunte Nachtfalter. Auf Plattformen wie Instagram sieht man die Tiere immer häufiger. Doch was reizt Menschen daran, Motten zu halten und mühsam aufzuziehen, die dann nur wenige Wochen oder Tage leben?
Was sind Motten?
Als Motten bezeichnen wir im Allgemeinen Insekten verschiedener Gruppen der Schmetterlinge. Darunter fallen Nachtfalter wie Schwärmer, Spanner und Eulen, aber auch die sogenannten „Echten Motten“, die auch als Tineidae bezeichnet werden. Letztere umfassen weltweit mehr als 2000 Arten. Hierzulande kennen wir sie vor allem als Schädlinge in Lebensmitteln oder Kleidung.
Bei den farbenfrohen, fast Handteller großen Motten, die man immer öfter in den sozialen Medien sieht, handelt es sich aber meist um verschiedene Vertreter aus der Familie der Schmetterlinge, die wegen ihrer Optik gemeinhin als Motten bezeichnet werden.
Allein gemein ist, dass sie zu den sogenannten holometabolen Insekten gehören. Das bedeutet, sie starten ihr Leben als Ei, aus dem dann eine Larve schlüpft, die wir als Raupe bezeichnen. Diese verpuppt sich schließlich und es schlüpft die Motte aus dem Kokon.
Warum sind Motten als Haustiere so beliebt?
Wie Schmetterlinge gibt es auch Motten in den verschiedensten Farben und Formen. Neben ihrer teils beachtlichen Größe, die einige Exemplare erreichen, finden viele auch die „Gesichter“ der Insekten niedlich: wuschelige Köpfe mit großen, schwarzen Knopfaugen und dazu breite Fühler, die wie Hasenohren aussehen.
Auch die Raupen, mit denen man hauptsächlich zu tun hat, wenn man Motten als Haustiere halten möchte, bestechen durch tolle Farben und Formen. Je nach Art können sie sogar mehrmals ihr Aussehen verändern – abhängig von ihrem Entwicklungsstadium.
Zudem benötigen Motten – im Gegensatz zu Hund oder Katze – nicht viel Futter, Platz oder Pflege. Viele fasziniert auch der Werdegang der Insekten. Denn wer Motten halten möchte, muss zunächst die Raupen großziehen. Dafür braucht es viel Geduld. Manche Arten brauchen Monate, bis aus ihnen farbenfrohe Falter werden. Wenn diese dann endlich schlüpfen, ist das für Motten-Fans wie Weihnachten! 1
Welche Mottenarten eignen sich als Haustier?
Generell kann man jede Mottenart halten, wenn man ihre natürlichen Ansprüche erfüllt. Als Haustiere werden aber vor allem die besonders farbenfrohen und großen Exemplare bevorzugt. Viele davon gehören zur Gruppe der Pfauenspinner. 2
Mit einer Flügelspannweite von bis zu 25 Zentimeter sind diese nachtaktiven Falter absolute Hingucker. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Farben. Allen gemein sind die Augenflecken auf den Flügeln. Die adulten Motten kommen ganz ohne Nahrung aus und leben mehrere Wochen.
Ein besonders beliebter Pfauenspinner ist die „Rosy Maple Moth“ (Dryocampa rubicunda). Der Name ist Programm: Die Art hat eine gelbe bis weiße Grundfarbe mit pinkfarbener Musterung und lebt in Nordamerika. Die unverwechselbare Optik macht sie zum perfekten Star für Instagram und Co. Aber auch Pfauenspinner wie der Atlasspinner (Attacus atlas) oder die Luna-Motte (Actias luna) werden gern als Haustiere gehalten.
Was brauchen Motten?
Auch wenn Motten als Haustier mit geringerem Aufwand gelten, muss man doch einiges beachten, wenn man möchte, dass aus den Raupen irgendwann stattliche Falter werden. Angefangen bei der Unterbringung.
Die meisten starten mit Raupen. Diese haben nur eines im Kopf: Fressen. Alles, was es braucht, um die Insekten glücklich zu machen, ist also ein ausreichend großer Behälter und die passende Futterpflanze. Je nachdem, um welche Art es sich handelt, fressen die Raupen verschiedene Pflanzen oder sind auf eine einzige spezialisiert. Hier muss man sich also im Voraus genau informieren.
Damit die Raupen schnell wachsen, sollte man immer für frisches Grün sorgen und gegebenenfalls die Größe des Behältnisses anpassen. Hierfür ist kein voll ausgestattetes Terrarium nötig. Ein einfacher Plastikbehälter, der belüftet ist, tut seinen Zweck. Wichtig ist, dass den Insekten im letzten Raupenstadium Pflanzen oder Äste zur Verfügung stehen, an denen sie ihren Kokon befestigen können.
Kühlschrank und Flugzelt
Die Kokons können mehrere Wochen oder Monate brauchen, bis sie schlüpfen. Manche Falter entwickeln sich nur über den Winter. Diesen muss man für die Insekten dann mithilfe des Kühlschranks simulieren. Wer also Motten als Haustiere halten möchte, muss mit Kokons im Kühlschrank leben können – das gilt auch für Mitbewohner im Haushalt.
Für den Schlupf sollte den Motten eine Art Flugzelt oder ein ausreichend großer Behälter zur Verfügung stehen, in dem sie ungestört ihre Flügel entfalten können. Frisch geschlüpft, sind diese noch ganz verknittert. Die Insekten müssen erst Luft in die Gefäße pumpen und sind in dieser Phase noch sehr verletzlich.
Die erwachsenen Falter haben dann nur noch eine Sache im Kopf: sich paaren und für Nachwuchs sorgen. Es sind also keine Tiere, die eine Beziehung zu ihren Haltern aufbauen oder interessiert an einer Interaktion mit Menschen sind. Wer sich an seinen Haustier-Motten erfreuen möchte, tut dies also durch reine Beobachtung – am besten im Flugzelt. Je nach Mottenart sollte dieses groß genug sein, damit die Falter frei umherfliegen können, ohne sich zu verletzen. Als Mindestgröße werden 2 x 2 x 1 Meter empfohlen. 3
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Motten als Haustiere? Das sollte man wissen
Motten leben nur wenige Wochen, manchmal nur ein paar Tage. Die Falter sehen zwar wunderschön aus, sind aber auch recht fragil. Jeder hat schon als Kind gelernt, dass man Schmetterlinge besser nicht anfasst, weil ihre Flügel sehr verletzlich sind.
Mit Motten ist es nicht anders. Auch wenn es durchaus möglich ist, die Tiere auf der Hand zu halten, so liegt der Reiz vor allem in der Beobachtung der Tiere. Von der Aufzucht der Raupen, bis zum Schlupf der nachtaktiven Schmetterlinge kann ein Jahr vergehen! Das sollte zukünftigen Falter-Haltern bewusst sein.
Auch die Beschaffung der Tiere ist nicht leicht. Wer in Nordamerika oder tropischen Gebieten Asiens wohnt, hat es einfacher. Hier leben viele attraktive Arten und man kann entweder Raupen sammeln gehen oder die Tiere mit speziellen Brutkästen anlocken und dann die Eier in Obhut nehmen.
Alle anderen sollten sich an zertifizierte Händler wenden, denn mache Arten stehen unter Schutz und dürfen nicht als Haustiere gehalten werden. Zudem sind manche Raupen, die besonders flauschig aussehen, giftig, wie etwa die Südliche Flanellmotte. Die Insekten sind auf Social Media bekannt geworden, weil ihre Raupen Ähnlichkeit mit der Frisur von Donald Trump haben sollen. Doch beim „Fell“ der Raupe handelt es sich um Gifthaare, die bei Menschen schmerzhafte Reaktionen verursachen. 4