27. Mai 2024, 16:56 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
In Deutschland gibt es hunderte Mückenarten, nicht alle davon stechen. Zum Glück übertragen auch nur wenige von ihnen gefährliche Erkrankungen wie Leishmaniose oder Dengue-Fieber. PETBOOK gibt einen Überblick über die wichtigsten Mückenarten und welche Krankheiten sie auf Mensch und Tier übertragen können.
Selbst besonders tierliebe Menschen haben für Stechmücken meist wenig übrig. Wir sehen in den blutsaugenden Insekten vor allem Plagegeister, die uns stechen und von denen wir noch lange kleine (fürchterlich juckende) Andenken behalten. Aber Mücken können auch gefährliche Krankheiten übertragen – sowohl auf Mensch als auch auf Tiere. PETBOOK stellt im Folgenden die wichtigsten Mückenarten in Deutschland vor und erklärt, welche Krankheitserreger sie potenziell übertragen können.
Was sind Stechmücken?
Zu den Stechmücken (Culicidae) gehören alle die lästigen Insekten, die wir in der Regel meinen, wenn wir von Mücken sprechen. Allen gemein ist ihr Stechrüssel, der sich aus den Mundwerkzeugen der Insekten bildet. Mit ihm stechen sie ihre Opfer an, um Blut zu saugen. Übrigens tun das nur die Weibchen, denn sie benötigen Proteine und Eisen, um Eier zu produzieren.
In Deutschland gibt es über 50 Stechmückenarten. Wir beschränken uns auf die, die entweder besonders weitverbreitet sind oder als Überträger gefährlicher Krankheiten gelten.
Gemeine Stechmücke (Culex pipiens)
Sitzt man beim Grillen auf der Terrasse und wird zerstochen oder nachts beim Schlafen durch nerviges Summen geweckt, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Culex pipiens. Die Gemeine Stechmücke zählt zu den verbreitetsten Mückenarten in Deutschland. Man findet sie in Gärten, auf Wiesen und in Wäldern.
So häufig sie ist – so ungefährlich sind diese Mücken in der Regel. Als Krankheitsüberträger spielt sie für Mensch und Tier eher eine untergeordnete Rolle. Jedoch gibt es zu heimischen Mückenarten immer noch zu wenig Studien, um dies sicher zu sagen. So sind wohl einige Culex-Arten in der Lage, das West-Nil-, das Usutu- oder das Sindbis-Virus zu übertragen. Eine Übertragung auf den Menschen ist möglich, führt aber nur in seltenen Fällen zu einer schweren Erkrankung. 1
So erkennen Sie die Gemeine Stechmücke:
- Größe: 3 bis 7 mm
- Aussehen: Beine und Brust einheitlich braun gefärbt, Hinterleibssegmente sind dunkelbraun und weiß gebändert
- Besonderheit: häufigste Mückenart in Deutschland
Ringelmücke (Culiseta annulata)
Eine weitere in Deutschland häufig verbreitete Mückenart ist die Ringelmücke. Sie kommt in Wohngebieten vor und ist verglichen mit anderen heimischen Arten relativ groß. Genau wie Culex pipiens ist diese Art relativ harmlos und höchstens lästig.
Interessant ist diese Art, weil sie gerne durch ihre geringelte Zeichnung auf dem Körper mit der Asiatischen Tigermücke verwechselt wird. Dabei ist sie oft deutlich größer und dunkelbraun, nicht schwarz, gefärbt.
So erkennen Sie die Ringelmücke:
- Größe: bis 13 mm
- Aussehen: dunkel gefärbt, mit helleren Binden auf Beinen
- Besonderheit: größte Mückenart in Deutschland
Überschwemmungsmücke
Wer in feuchten Wäldern oder Wiesengebieten unterwegs ist, hat gute Chancen, von Überschwemmungsmücken belästigt zu werden. Hierbei unterscheidet man meist noch zwischen Waldmücken, die relativ ortstreu sind, und Wiesenmücken, zu denen in Deutschland vor allem die Rheinschnake Aedes vexans zählt. Die Weibchen dieser Art legen für eine Blutmahlzeit auch mal längere Strecken zurück.
Je nach Gebiet können Mücken der Art Aedes vexans verschiedene Krankheiten übertragen. Dazu gehören unter anderem das Tahyna-Virus, was meist wie eine Sommergrippe verläuft und nur in seltenen Fällen schwerwiegende Folgen wie eine Enzephalitis hat. Zudem soll die Krankheit nur in Europa und östlichen Gebieten außerhalb Europas vorkommen.
So erkennen Sie Aedes vexans:
- Größe: etwa 6 mm
- Aussehen: Körper braun bis goldbraun, Rücken und Hinterleib weisen hellgraue bis weißliche Schuppen auf, dünne weiße Bänder am Ende der Beine
- Besonderheit: kann in Feuchtgebieten massenhaft auftreten
Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus)
In Deutschland noch eher vereinzelt bis selten, aber auf dem Vormarsch ist die Asiatische Tigermücke. Dank Klimaerwärmung fühlte sie sich auch in Italien heimisch und hat sich in den letzten Jahrzehnten in Europa und auf anderen Kontinenten erfolgreich ausgebreitet. 2
Die Asiatische Tigermücke gilt als Vektor für eine Vielzahl von Krankheitserregern. Zu den bekanntesten zählen das Dengue- und Chikungunya-Virus. Für Haustiere wie Hunde, Katzen oder Frettchen geht die Gefahr vor allem vom Herzwurm aus. Der zur Gattung Dirofilaria gehörende Fadenwurm wird beim Stich in die Blutgefäße übertragen und kann das Herz befallen.
Einen Grund zur Panik gibt es aber nicht. Bisher gab es in Deutschland noch keine dokumentierten Fälle von Herzwürmern bei Hunden durch Tigermücken. Auch eine Ansteckung von Menschen mit Dengue-Fieber setzt zunächst voraus, dass die Mücke den Erreger von einer infizierten Person aufnimmt. Trotzdem sollte man wachsam sein – vor allem in Urlaubsgebieten wie Italien oder Spanien, wo sich die Mücke auch auf die Inselregionen ausbreitet.
So erkennen Sie die Asiatische Tigermücke
- Größe: zwischen 2 und 10 mm
- Aussehen: Am Körper und den Beinen auffällig schwarz-weiß gemustert
- Besonderheit: in Deutschland nur vereinzelt
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Mücken – Gefahr für Haustiere
„Mücken können nicht nur allergische Hautreaktionen bei unseren Haustieren hervorrufen, sondern auch Infektions-Krankheiten übertragen. Die Herzwurmerkrankung, auch Dirofilariose genannt, wird durch einen Rundwurm verursacht, der durch Aedes-, Anopheles- oder Culex-Mücken übertragen wird. Hierbei kommt es zu einer Wurminfektion in den herznahen Blutgefäßen, die den Blutfluss stören und zu schwerwiegenden Symptomen führen können.
Diese Erkrankung kommt in Europa zwar in erster Linie im Mittelmeerraum vor. Durch das veränderte Klima und damit dem Ausbreiten der Mücken – auch in den nordeuropäischen Raum – ist von einem vermehrten Auftreten der Mücken übertragenen Krankheiten auch in Deutschland auszugehen.“
Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus)
Auch die Asiatische Buschmücke gehört zu den Mückenarten, die sich in Deutschland langsam ausbreiten. Sie ist potenziell in der Lage dazu, das West-Nil-Virus, das Dengue-Virus und das Chikungunya-Virus zu übertragen. Allerdings ist die Gefahr hierfür ziemlich gering, denn eine Studie am Bernhard-Noch-Institut für Tropenmedizin konnte zeigen, dass Asiatische Buschmücken tropische Viren nur bei relativ hohen Temperaturen übertragen. Die klimatischen Bedingungen in Deutschland sind dafür also eher ungeeignet.
So erkennen Sie die Asiatische Buschmücke
- Größe: 3,5 bis 8 mm
- Aussehen: dunkel- bis schwarzbraun mit silbrig-weißen Querstreifen am Körper und auf den Beinen
- Besonderheit: der Asiatischen Tigermücke ähnlich, in Deutschland noch selten
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Sandmücken
Sandmücken gehören zwar nicht zu den Stechmücken, sollen hier aber Erwähnung finden, da sie sowohl für Mensch als auch Tier eine Gefahr darstellen können. Sandmücken (Phlebotominae) gehören zu den Schmetterlingsmücken (Psychodidae), ernähren sich aber ebenfalls von Blut. Dabei stechen sie nicht, sondern ritzen die Haut mit ihren breiten Mundwerkzeugen auf.
Der Stich führt zu Juckreiz und Hautrötung. Entzündet er sich, kann es zu Fieber und Infektionen kommen. Gefährlich sind Sandmücken aber vor allem, weil sie die Erreger der Leishmaniose auf Hunde und Katzen übertragen. Die sogenannten Leishmanien sind einzellige Parasiten, die bei einer Infektion zum Zerfall von Gewebe bei Mensch und Tier führen können.
Hauptverbreitungsgebiet der Sandmücken sind der Mittelmeerraum, die Tropen und Subtropen. Mittlerweile kommen die Insekten aber auch in Deutschland vor und breiten sich nach Norden hin aus. 3
So erkennen Sie die Sandmücke:
- Größe: 3 bis 4 mm
- Aussehen: Körper gelblich bis bräunlich und behaart, auffällig schwarze Augen
- Besonderheit: Flügel sind im Verhältnis zum Körper relativ groß, was ihnen ein schmetterlingsartiges Aussehen verleiht
Sandmücken – Gefahr für Hunde
„Die Sandmücke kann überwiegend in Mittelmeerländern (auch in Afrika, Zentral- und Mittelamerika sowie Südostasien) die Leishmaniose übertragen. Hierbei handelt es sich um einen Parasiten, der Leishmania infantum heißt und auf den Menschen, aber auch Hund durch die Mücke übertragen werden kann. Neben einer Hauterkrankung kann es auch zu einer generalisierten Form kommen, die mit Lethargie, Gewichtsverlust und Blutgefäßschäden einhergeht.
In Deutschland treten Fälle von Leishmaniose meist auf, weil der Hund in einem Mittelmeerland zu Besuch war oder von dort eingeführt wurden.“