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Forscher lösen Rätsel!

Dafür nutzen Narwale ihr Horn wirklich

Der Narwal gilt als Einhorn des Meeres. Doch lange war nicht klar, wozu die Männchen dieser Spezies dieses „Horn“ überhaupt nutzen. Doch nun scheint das Rätsel gelöst.
Der Narwal gilt als Einhorn des Meeres. Doch lange war nicht klar, wozu die Männchen dieser Spezies dieses „Horn“ überhaupt nutzen. Doch nun scheint das Rätsel gelöst. Foto: dottedhippo

3. März 2025, 19:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Einhörner gibt es nicht, oder? Heute wissen wir, dass die magischen gehörnten Pferde definitiv ins Reich der Märchen gehören. Und doch gibt es einen wahren Kern, der auf einen der ungewöhnlichsten Meeresbewohner von allen zurückgeht: den Narwal mit seinem charakteristischen „Horn“. Schon zur Zeit der Eroberungen brachten Seefahrer von ihren abenteuerlichen Reisen diese Fortsätze mit und noch heute trägt der Narwal den Beinamen „Einhorn der Meere“. Doch wofür nutzen die Tiere eigentlich ihr Horn? Eine Studie erklärt es. 

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Der Stoßzahn des Narwals – ein bis zu drei Meter langes, spiralförmiges „Horn“ – ist eines der rätselhaftesten Merkmale im Tierreich. Lange wurde angenommen, dass es vor allem zur Partnersuche und im Kampf zwischen Männchen dient. Aufgrund ihrer Verbreitung im Arktischen Ozean könnte man auch vermuten, dass Narwale vor den Küsten Nordkanadas, Grönlands oder Sibiriens einfach Löcher ins Eis stechen, um atmen zu können.

Doch neue Drohnenaufnahmen aus der kanadischen Arktis liefern faszinierende Erkenntnisse: Narwale setzen ihren Stoßzahn für viele verschiedene Zwecke ein, darunter auch gezielt bei der Jagd auf Fische.

Woraus besteht das Horn des Narwals? 

Der Narwal ist ein ganz besonderer Meeresbewohner. Er wird knapp fünf Meter lang und besitzt ein (im wahrsten Sinne des Wortes) hervorstechendes Merkmal: einen Stoßzahn! Das riesige, spiralförmig gedrehte Gebilde auf dem Kopf der Männchen ist also tatsächlich kein Horn, wie es beispielsweise Ziegen tragen. Es handelt sich stattdessen um einen Eckzahn des Oberkiefers, der stark verlängert ist und aus dem Maul herausragt.  

Der auffällige Stoßzahn des Narwals wird bis zu drei Meter lang und bis zu zehn Kilogramm schwer, auch Exemplare mit 3,90 Meter langen „Hörnern“ sind bereits dokumentiert worden. Manche Tiere bilden sogar zwei Stoßzähne aus – und auch manche Narwal-Weibchen verfügen über diesen verlängerten Eckzahn. Er besteht, wie die Zähne anderer Tierarten auch, aus Dentin. Bricht die Zahnstange des Meeressäugers ab, wird die Bruchstelle mit dem auch Zahnbein genannten Material verschlossen. 

Die Funktion des spezialisierten Stoßzahns gab Forschern lange Zeit Rätsel auf. Manche Wissenschaftler vermuten, dass die Männchen damit – wie mit einem Säbel – Revierkämpfe bestreiten würden. Andere vertraten die Theorie, die männlichen Narwale würden mit ihren imposanten Stoßzähnen die Weibchen beeindrucken wollen. Möglicherweise könnte es auch als Sinnesorgan zur Wahrnehmung von Umweltveränderungen wie Temperatur- und Salzgehaltsschwankungen dienen. Auch wenn viele dieser Thesen plausibel erscheinen, gibt es doch kaum Beweise dafür.

Narwal nutzt speziellen Zahn für verschiedenste Zwecke

Ein neues Forschungsprojekt unter Leitung von Greg O’Corry-Crowe von der Florida Atlantic University hat mithilfe von Drohnen nun erstmals detaillierte Interaktionen zwischen Narwalen, ihrer Beute – dem arktischen Saibling – und sogar Möwen dokumentiert. Die Aufnahmen zeigen, dass Narwale ihren Stoßzahn nicht nur zur Jagd nutzen, sondern auch überraschende Verhaltensweisen zeigen: Sie manipulieren Fische auf komplexe Weise und interagieren mit anderen Narwalen.

  1. Gezielte Schläge auf die Beute: Die Narwale nutzen ihren Stoßzahn, um mehrfach auf Fische mit seitlichen Schlägen mit hoher Geschwindigkeit einzuhauen. In mindestens einem Fall führte dies dazu, dass der Fisch gelähmt und anscheinend gefressen wurde.
  2. Manipulation der Beute ohne Tötungsabsicht: In einer weiteren Beobachtung sahen die Forscher, dass ein Narwal gezielt, aber vorsichtig mit einem Fisch interagierte – ohne ihn zu verletzen. Diese Interaktion dauerte über vier Minuten an, ohne dass ein Fangversuch unternommen wurde, was spielerisch wirkte. Dazu nutzen sie die Spitze ihres „Horns“.
  3. Interaktion in der Gruppe: Die beobachteten Narwale verständigten sich untereinander, um gemeinsam oder allein Jagd auf die Fische zu machen und sich nicht dabei selbst zu verletzten. Eine Gruppe jagte gemeinsam und gab sich körperliche Impulse. Ein größerer Wal hielt kleinere aktiv von der Beute fern, während er mit dem Horn auf die Fische einschlug. Die kleineren Narwale beobachteten und durften die Fische dann fressen.

Besonders interessant ist der mögliche Zusammenhang zwischen Jagdverhalten und Spiel: Die erste Beobachtung deutet darauf hin, dass manche Narwale ihre Beute nicht sofort erlegen, sondern sich mit ihr beschäftigen – möglicherweise aus Neugier oder als eine Form des sozialen Lernens. Dies wäre die erste dokumentierte Form von Spielverhalten bei Narwalen. 1

Warum haben weibliche Narwale so selten ein Horn?

Insgesamt konnten die Forscher 16 verschiedene Verhaltensweisen dokumentieren. Die Aufnahmen zeigten erstmals, dass Narwale ihren Stoßzahn aktiv zur Jagd nutzen. Einige Aktionen der Narwale deuten sogar darauf hin, dass sie spielerisch mit ihrer Beute interagieren – wohlgemerkt nur bei Männchen.

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Daher wirft diese Arbeit auch weitere Fragen auf. Denn wie gesagt verfügen manche Narwale über ein zweites „Horn“ während viele Weibchen gar keines haben. Die Whale & Dolphin Conservation geht von nur 3 Prozent der weiblichen Narwale aus, die über den spezialisierten Stoßzahn verfügen.

Folglich müsste sich die Nahrungsaufnahme bei Weibchen ganz auf andere Art gestalten als bei Männchen. Zusätzlich könnten sie nicht auf dieselbe Art und Weise interagieren wie die Stoßzahnträger, also auch weniger spielerisch mit Beute umgehen und sich anders sozial verständigen. Allerdings könnte dies aufgrund der seltenen Beobachtungen an Narwalen auch ein Trugschluss sein.

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Wie viele Narwale gibt es noch? 

Denn obwohl der weltweite Bestand auf etwa 170.000 Exemplare geschätzt wird, sind Begegnungen mit ihnen noch immer selten, da die arktischen Gewässer nicht sonderlich zugänglich für Erkundungsfahrten sind. Unter strengen Auflagen dürfen zudem die Inuit in Grönland Jagd auf den Narwal machen, um ihre Traditionen zu wahren. So werden die „Einhörner der Meere“ über die man noch so wenig weiß, weiter wegen ihres Fleischs, ihrer Haut und ihrer Schwarte gejagt.

Und auch das „Horn“ ist nach wie vor begehrt, etwa um daraus wertvolle Kunstgegenstände herzustellen. Der Narwal fällt unter das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES), allerdings gibt es uneinheitlich Regelungen über die Einfuhr von Narwal-Produkten, wie die Deutsche Stiftung Meeresschutz berichtet.

Eine weitere Bedrohung stellt die Umweltverschmutzung dar. So lagern sich beispielsweise Quecksilber, Pestizide und andere Giftstoffe in der Fettschicht und in den Organen der Meeressäuger ab. 

Themen #AmazonPets Meerestiere Wale

Quellen

  1. O’Corry-Crowe G. et al. (2025). Use of tusks by narwhals, Monodon monoceros, in foraging, exploratory, and play behavior. Front. Mar. Sci. 12:1518605. ↩︎

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