
21. März 2025, 15:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Anblick, den selbst erfahrene Meeresbiologen nicht alle Tage erleben: Ein Oktopus klammert sich an den Kopf des schnellsten Hais der Welt – und lässt sich gemütlich mitnehmen. Was es mit dieser ungewöhnlichen Begegnung auf sich hat, wirft mehr Fragen auf als Antworten.
Kennen Sie den Film „Sharktopus“? Für viele Anhänger der Trashfilmkunst ist dieser schlechte Streifen absoluter Kult. Nicht zu vergessen die glorreichen Fortsetzungen des Meisterwerks in denen Skarktopus zunächst gegen Pteracuda (ein Mix aus Pterodaktylus und Barracuda) und später gegen Whalewolf, einer Mischung aus Werwolf und Wal antreten musste. Spricht allerdings die renommierte Universität von Auckland (Waipapa Taumata Rau) in Neuseeland von einem „Sharktopus“ handelt es sich dabei um etwas nicht minder verblüffendes: Einen Oktopus, der sich einfach an den schnellsten Hai der Welt klammert und ihn durch die Wellen reitet.
Wie der Oktopus auf sein Hai-„Reittier“ traf, ist ungewiss
Ein orangefarbener Oktopus wurde während einer Forschungsfahrt der Universität Auckland dabei beobachtet, wie er sich an einem Kurzflossen-Mako (Isurus oxyrinchus) festklammert – einem Hai, die für seine enorme Geschwindigkeit bekannt ist. Das ungewöhnliche Gespann wurde im Hauraki Gulf vor der Nordinsel Neuseelands entdeckt.
„Eine große, metallisch graue Rückenflosse deutete auf einen großen Hai hin, einen Kurzflossen-Mako. Aber Moment, was war dieser orangefarbene Fleck auf seinem Kopf? Eine Boje? Eine Verletzung?“, schilderte Rochelle Constantine, Meeresbiologin an der Universität Auckland, in einer Mitteilung der Universität den Moment der Beobachtung. „Wir ließen die Drohne steigen, tauchten die GoPro ins Wasser und sahen etwas Unvergessliches: einen Oktopus, der auf dem Kopf des Hais saß und sich mit seinen Tentakeln festhielt.“
Die Wissenschaftler staunten wirklich nicht schlecht über diesen bizarren Anblick. Denn während Makohaie üblicherweise in der offenen Wasserzone nahe der Oberfläche unterwegs sind, finden sich Oktopusse vor allem auf dem Grund. „Wir wissen wirklich nicht, wie dieser Oktopus, der auf dem Meeresboden lebt, auf diesen drei Meter langen Mako gestoßen ist, der im offenen Ozean lebt. Es ist wirklich ein Mysterium – aber der Ozean ist voller unerwarteter Dinge“, sagte Constantine gegenüber „LiveScience“ per E-Mail.
Hai hat vom blinden Oktopus-Passagier wohl nichts mitbekommen
Die Szene wurde rund zehn Minuten lang beobachtet, bevor die Forscher den Hai und seinen tierischen Passagier wieder sich selbst überließen. Laut Constantine zeigte der Hai keine Reaktion auf seinen Begleiter. „Der Hai scheint sich durch den Oktopus nicht gestört zu fühlen – er schwamm jedenfalls langsam weiter“. Der Kopffüßer habe einfach all seine Tentakel zusammen auf dem Kopf des Hais gehalten, vielleicht um nicht gesehen zu werden. „Ich vermute, dass er sich abgelöst hätte, wenn der Hai schneller geschwommen wäre.“
In der Mitteilung ihrer Universität schätzt Constantine die Begegnung mit dem „Sharktopus“ weiter als eine Erinnerung an die Wunder des Ozeans ein. „Eines der besten Dinge, die man als Meeresforscher erleben kann, ist, dass man nie weiß, was man als Nächstes im Meer sehen könnte. Durch die Unterstützung von Naturschutzinitiativen können wir dazu beitragen, dass solche außergewöhnlichen Momente weiterhin möglich sind.“

Ungeklärt bleiben jedoch die Fragen, wie der Oktopus seine „Mitfahrgelegenheit“ überhaupt zu Gesicht bekam, oder auch, ob Oktopusse dieses Verhalten öfter zeigen. Auch um welche Oktopoden-Art es sich handelte, blieb ungeklärt. Es könnte jedoch Macroctopus maorum, der „Maori Octopus“ sein. Dieser ist entweder orange-braun wie im Video oder dunkel violett-grau. Zudem ist er dafür bekannt, kein festes Habitat zu haben, sondern verschiedene Unterschlüpfe zu benutzen. Vielleicht nutzt er sein „Hai-Taxi“ also, um sich von Ort zu Ort bringen zu lassen? 1

Studie zeigt Was den Weißen Hai im Bermuda-Dreieck so besonders macht

Von wegen stumm! Forscher entdecken zum ersten Mal Haie, die Geräusche machen

Surferin tödlich verletzt Wie gefährlich sind eigentlich Schwertfische?
Kurzflossen-Mako – schnell, wendig und gefährdet
Eindeutig von den Meeresbiologen identifiziert wurde jedoch sein Reittier, der Kurzflossen-Mako. Er gilt als schnellste Haiart weltweit und erreicht verschiedenen Berichten zufolge Geschwindigkeiten von 50 bis in der Spitze sogar 80 km/h. Somit schwimmt er um einiges schneller als der gefürchtete Weiße Hai.
Die Tiere können bis zu vier Meter lang und bis zu 500 Kilogramm schwer werden. Besonders bemerkenswert ist ihre Sprungkraft: Sie können bis zu sechs Meter aus dem Wasser schnellen. So kann der Kurzflossen-Mako Jagd auf andere schnelle Fische machen und macht auch vor ganzen Thun- oder Schwertfischen keinen Halt.
Trotz ihrer imposanten Fähigkeiten sind Kurzflossen-Makos stark gefährdet. Auf der Roten Liste der IUCN sind sie als „gefährdet“ gelistet – unter anderem wegen ihres hohen Werts im Haifischflossenhandel. Zudem geraten sie oft unbeabsichtigt als Beifang in den Fangnetzen, besonders beim Einsatz von Langleinen, die in größerer Tiefe fischen. Ihre geringe Fortpflanzungsrate macht es ihnen schwer, sich von solchen Verlusten zu erholen.