27. Februar 2024, 17:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im Kruger-Nationalpark in Südafrika ist ein pinker Baby-Elefant beim Spielen mit anderen Jungtieren gesehen worden. Das besondere daran? Eigentlich werden Tiere, die anders aussehen, von Artgenossen ausgegrenzt. Doch dieses Albino-Kalb scheint im Elefantenverbund voll aufgenommen zu sein – und zeigt den anderen Kälbern, wer beim Rüssel-Tauziehen die Nase vorn hat.
Wenn man an Albino-Tiere denkt, hat man wohl in erster Linie ein weißes Tier mit roten Augen im Kopf. Bei Elefanten sehen Albinos aber ganz anders aus: sie sind pink und haben blaue Augen. Und noch etwas ist bei den afrikanischen Wildtieren besonders. Während Albinos es normalerweise im Tierreich eher schwer haben, zeigen aktuelle Aufnahmen aus dem südafrikanischen Kruger-Nationalpark ein pinkes Elefanten-Baby beim fröhlichen Spiel mit anderen Jungtieren. PETBOOK sprach über die Sichtung mit Theo Potgieter, der die Begegnung filmte und in Südafrika als Tour-Guide arbeitet.
Tour-Guide beschreibt den Moment der Sichtung des pinken Baby-Elefanten
Theo Potgieter beschreibt den Moment der Aufnahme am 9. Februar 2024 gegenüber PETBOOK wie folgt: „Ich bin ein Reiseveranstalter, der hauptsächlich im Kruger-Nationalpark arbeitet. Meine Gäste und ich hätten fast verpasst, diesen besonderen kleinen Bullen zu sehen, der mit seiner Familie im Olifants-Fluss schwamm.“ Olifants bedeutet „Elefant“ in Afrikaans.
Potgieter schätzt das Alter des Tieres auf mindestens ein Jahr. „Es gab eine Handvoll Berichte, dass er im letzten Jahr gesehen worden war, aber meines Wissens keinen fotografischen Beweis.“
Schätzungen zufolge ist einer von 10.000 Elefanten pink
Laut Potgieter, der seit über zehn Jahren mit den Tieren des Kruger-Nationalparks vertraut ist, kommt Albinismus bei Afrikanischen Elefanten im Vergleich zu Asiatischen Elefanten sehr viel seltener vor. „Man schätzt, dass bei einer von 10.000 Geburten ein Albino-Elefant zur Welt kommt“, sagt er PETBOOK weiter. Diese Angabe findet sich auch auf der Website des Tsavo-Nationalparks, wo weiter geschätzt wird, dass es circa 70 albinistische Elefanten in freier Wildbahn gibt. Forschungen müssen diese Angabe jedoch noch wissenschaftlich bestätigen.
Albinismus entsteht vor allem durch ein defektes Gen, das es den betroffenen Menschen oder Tieren nicht erlaubt, Farbpartikel in Haut, Haar und Auge einzulagern oder Melanin zu bilden. Bei den meisten Individuen zeigt sich dies durch ein komplettes Fehlen von Farbe und roten Augen. Bei Elefanten sind Albino-Tiere allerdings rosa und haben sehr hellblaue Augen, mit denen sie nicht besonders gut sehen können.
Doch sind sie mit denselben Problemen konfrontiert, wie andere Tiere mit Albinismus. Durch ihr besonderes Aussehen haben sie häufig eine geringere Lebenserwartung. So schätzt auch Potgieter die Situation von Albino-Elefanten ein. „Leider haben sie mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Sie leiden nicht nur unter der harten afrikanischen Sonne und ihrem grellen Licht, sondern werden in der Regel auch von einigen oder der Mehrheit ihrer Familienmitglieder verstoßen.“
Wie hoch steht die Chance, dass pinke Albino-Elefanten erwachsen werden?
Dass die Integration von pinken Kälbern in Elefantenherden nicht immer gelingt, zeigt ein Fall, der vor ein paar Jahren durch die Medien ging. Ein fünf Monate altes Elefantenmädchen wurde 2020 in einer Schlinge von Wilderern schwerverletzt vorgefunden. Ihre Herde war nicht auffindbar und hatte das Albino-Kalb offensichtlich zurückgelassen.
Das Kalb, das heute auf den Namen Khanyisa hört – was übersetzt „Licht“ bedeutet –, musste daraufhin aus der Natur entnommen werden. Sie wurde mehrere Jahre in einem Waisenhaus für Elefanten, dem Hoedspruit Elephant Rehabilitation and Development ebenfalls in Südafrika, aufgepäppelt. Anschließend wurde sie vorsichtig mit der dort lebenden Herde sozialisiert und lebt nun mit ihnen zusammen und hat endlich die für Elefanten so wichtige soziale Bindung gefunden.
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Warum das Spiel der Elefanten so besonders ist
Der „kleine Kerl“ schien laut Potgieter jedoch die gegenteilige Reaktion seiner Familie zu erfahren. „Sie genossen das kühle Wasser des Olifants-Flusses in vollen Zügen und kämpften und spielten wie menschliche Kinder, ohne sich um die Welt zu kümmern.“
Dass ein pinker Elefant ein scheinbar vollwertiges Mitglied in der Familie ist, wurde vor diesen Aufnahmen noch nie beobachtet. Und das, obwohl Elefanten zu den sozialsten Arten im Tierreich zählen. Zum Beispiel sind sie außer dem Menschen die einzige Art, die andere beim individuellen Namen ruft (PETBOOK berichtete).
Doch selbst mit einer starken Familie, die ihn beschützt, hat der kleine Bulle mit dem Spitznamen „Ellie“ noch mit anderen Herausforderungen als Sonnenbrand und schlechter Sicht zu kämpfen. Denn durch seine ungewöhnliche Farbe ist er, wenn die Löwen nachts auf Jagd gehen, eine leichte (und gut sichtbare) Beute. Auch kann ein pinker Baby-Elefant gefährliche Begehrlichkeiten bei Wilderern und Besitzern von Privat-Zoos wecken.