
27. März 2025, 14:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit den ersten Wespen ist eigentlich erst Mitte Sommer zu rechnen. Umso erstaunter sind manche, wenn plötzlich ein riesiges, laut summendes Exemplar im Frühjahr durch das Fenster in die Wohnung fliegt. PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider erklärt, was es mit diesen „Riesenwepsen“ auf sich hat.
Wespen sind ohnehin nicht sehr beliebt und gelten als lästig. Normalerweise fliegen die Tiere vor allem im Sommer und Spätsommer durch die Gärten und naschen von Schinken oder Obstkuchen. Umso irritierter – ja sogar verängstigt – sind Menschen, wenn im Frühjahr plötzlich eine riesige Wespe auftaucht. Mit einem lauten Summen fliegt sie durchs Fenster und erkunden die Wohnung. Doch woher kommen die Tiere, die einige wahrscheinlich zunächst für Hornissen halten?
Wespen erwachen im Frühjahr
Wenn wir von Wespen sprechen, meinen wir vor allem die Deutsche Wespe (Vespula germanica) und die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris). Beide Arten sind Wespen, die im Spätsommer typischerweise am Frühstückstisch auftauchen und vom Marmeladenbrötchen naschen oder im Limonadenglas zu ertrinken drohen. Beide gehören zu den sozialen Insekten und leben in großen Staaten, die von 500 bis zu mehreren Tausend Tieren reichen können.
Wie bei anderen sozialen Insekten auch gibt es verschiedene Kasten. Bei den Wespen sind das die Königin, die hauptsächlich für das Legen von Eiern zuständig ist, die Arbeiterinnen – das sind die Tiere, die wir als Wespen allgemein wahrnehmen – und die Drohnen, die männlichen Tiere.
Im Gegensatz zur Honigbiene überwintern Wespenvölker nicht. Sie lösen sich im Herbst auf. Zuvor schlüpfen aber die sogenannten Geschlechtstiere: junge Königinnen und männliche Drohnen, die sich paaren. Während die Drohnen und die Arbeiterinnen den Winter nicht überleben und das Volk langsam abstirbt, suchen sich die begatteten Jungköniginnen einen geschützten Platz zum Überwintern. Wenn dann im Frühjahr die ersten warmen Tage anstehen, erwachen die Tiere aus ihrer Winterstarre und beginnen, nach einem Ort für ein neues Nest zu suchen.
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Wespenköniginnen sind bis zu 20 Millimeter groß
Genau wie bei Honigbienen gibt es auch bei Wespen einen deutlichen Größenunterschied zwischen den Kasten. Während Arbeiterinnen der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe in der Regel eine Körperlänge von etwa 15 Millimeter erreichen können, sind Königinnen mit bis zu 20 Millimeter Körperlänge bis zu 50 Prozent größer.
Übrigens: Die Größe der Wespe hat nichts mit dem Alter der Tiere zu tun, sondern mit ihrer Ernährung als Jungtier. So sind die ersten Wespen, die im Nest schlüpfen, noch recht klein. Die Königin muss sich zu Beginn nämlich selbst um alles kümmern – also auch um die Versorgung der Jungtiere. Später, wenn viele Arbeiterinnen im Nest sind und es ausreichend Nahrung gibt, werden die Wespenlarven in der Regel besser versorgt, was zu größeren erwachsenen Tieren führt.
Riesige Wespen erkunden die Gegend
Die erste Aufgabe einer im Frühjahr erwachten Wespenkönigin ist, einen Ort zu finden, an dem sie ihr Nest bauen kann. Das sind in der Regel Hohlräume, die sich – je nach Wespenart – unter der Erde oder an geschützten Orten befinden. Auf ihrer Suche erkunden die riesigen Wespen vor allem dunkle Orte und fliegen so auch durch das geöffnete Fenster in Wohnungen. Man trifft die Insekten aber auch bei sonnigem Wetter in Gärten oder Parks.

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Sind Wespenköniginnen gefährlich?
Auch wenn sie imposant erscheinen – von einer Wespenkönigin geht in der Regel keine Gefahr aus. Denn noch hat das Staatsoberhaupt nichts zu verteidigen, außer ihrem eigenen Leben. Ist dieses bedroht, kann sie allerdings auch mal zustechen. Denn ihren Legestachel können die riesigen Wespen auch als Giftstachel verwenden. Dies geschieht aber äußerst selten und nur, um sich zu verteidigen – etwa, wenn man das Tier aus Versehen droht, zu zerquetschen.
Allerdings sollte man aufmerksam sein, wenn man die riesigen Wespen immer wieder an der gleichen Stelle beobachtet. Dann hat die Königin höchstwahrscheinlich einen Ort für ihr Nest entdeckt und bereits zu bauen begonnen. Nicht jeder ist erfreut, ein Wespenvolk direkt am Wohn- oder Gartenhaus zu haben. Ist der Bau noch klein, können Fachleute ihn gut entfernen und die Königin hat eine Chance, woanders ein neues Nest anzulegen. Wie man die Tiere wieder loswird, wenn das Nest bereits voll entwickelt ist, erfahren Sie bei den Kollegen von myHOMEBOOK.