
8. August 2024, 16:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Schmetterlinge sind sehr empfindlich. Viele glauben, die Tiere müssten sterben oder würden gar zu Staub zerfallen, wenn man sie anfasst. Doch stimmt das wirklich? PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider erklärt, was es mit der Behauptung auf sich hat.
Schmetterlinge gehören zu den wenigen Insekten, die fast alle Menschen mögen – zumindest die Tagfalter. Mit ihren schillernden Farben ziehen sie im Garten die Blicke auf sich. Vor allem Kinder sind von den flatternden Schönheiten fasziniert, bekommen aber oft zu hören: „Schmetterlinge bloß nicht anfassen! Die müssen sonst sterben!“. Aber stimmt das überhaupt? Manche erzählen dem Nachwuchs sogar, die Tiere würden bei Berührung sofort zu Staub zerfallen. Tatsächlich hat Staub etwas damit zu tun, dass man Schmetterlinge besser nicht anfassen sollte.
Schmetterlinge haben empfindliche Flügel
Der Hauptgrund, warum man Schmetterlinge nicht anfassen sollte, sind ihre filigranen Flügel. Wie auch die Flügel anderer Insekten bestehen diese aus einer doppelten Hautschicht, der sogenannten Kutikula. Sie ist aus den gleichen Materialien aufgebaut wie auch das Außensekelett der Insekten, also unter anderem Chitin und Sklerotin. Am Flügel ist diese Hautschicht extrem dünn und nur wenige tausendstel Millimeter dick.
Während die Flügel von anderen Insekten wie Bienen, Fliegen oder Käfern relativ robust sind, haben Schmetterlinge eine Besonderheit. Ihre Flügel sind nicht nur verhältnismäßig größer, sie sind zudem mit tausenden kleinen, farbigen Schuppen aus Chitin besetzt. Sie sitzen wie Dachziegel übereinander und geben den Schmetterlingen ihre charakteristische Färbung. 1
Die einzelnen Schuppen besitzen feine Rillen und sind mit Luft gefüllt. Damit sorgen sie nicht nur für die schillernde Farbe, sie erfüllen auch eine wichtige Funktion beim Flug: Sie geben dem Schmetterling Auftrieb.2
Das passiert, wenn man Schmetterlinge anfasst
Jede Schuppe ist mit der Flügelhaut durch einen winzigen Stift verbunden. Bei Berührung lösen sie sich schnell bzw. brechen ab. Das ist der Staub, den man dann auf den Händen hat, wenn man einen Schmetterling am Flügel berührt. Vielleicht stammt daher auch der Mythos, die Tiere würden bei Berührung zu Staub zerfallen.
Die Schuppen können die Insekten nicht wieder nachwachsen lassen. Brechen sie ab, ist dies also unwiederbringlich. Zwar passiert das auch in der Natur immer wieder mal, doch gehen zu viele der Schuppen verloren, fehlt den Schmetterlingen die Unterstützung beim Auftrieb. Das Fliegen wird für die Insekten immer schwerer oder gar unmöglich.

Vor allem bei Berührung mit der menschlichen Hand können, allein durch die verhältnismäßig große Kontaktfläche, viele Schuppen auf einmal abbrechen. Zudem können die Tiere beim Anfassen in Panik geraten und wild umherflattern, was die Wahrscheinlichkeit, dass die Flügel an die Hände stoßen, noch einmal erhöht. Daher ist es völlig richtig, Kindern schon früh zu erklären, dass man Schmetterlinge besser nicht anfassen sollte. Sterben tun die Insekten dadurch aber nicht.
Übrigens: Auch Motten gehören zur Gruppe der Schmetterlinge, und auch ihre Flügel sind mit Schuppen besetzt. Allerdings neigen weniger Menschen dazu, Motten anzufassen oder retten zu wollen. Doch auch ihre Flügel gehen kaputt, wenn man diese zu sehr berührt.

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Schmetterlinge anfassen? So geht’s richtig
In der Natur gilt also: Schmetterlinge besser nur anschauen und nicht anfassen. Was macht man aber, wenn sich einer der Falter durchs Fenster ins Zimmer verirrt hat? Befinden sich Katzen unter den Mitbewohnern, muss man schnell sein, um das Tier zu retten.
Auch wenn es verlockend ist, Schmetterlinge mit der Hand zu fangen, sollte man dafür lieber ein Glas nehmen. Vorsichtig über den Falter gestülpt, lässt sich dieser so sicher nach draußen transportieren.
Hat man kein Glas zur Hand und es muss schnell gehen, sollte man die Tiere möglichst mit der hohlen Hand umschließen und die Flügel so wenig wie möglich berühren. Manchmal findet man auch den Tipp, Schmetterlinge seitlich am Körper zu greifen. Diese Fangmethode sollte man aber den geübten Insekten-Experten überlassen, da man die Tiere so schnell zerdrücken kann und diese zudem in Panik geraten.
Tipp: Wer auf Tuchfühlung mit Schmetterlingen gehen will, sollte ein Schmetterlingshaus besuchen. Hier kann man die Falter aus direkter Nähe beobachten, wie sie etwa an Früchten saugen. Wer bunte Kleidung trägt, hat zudem eine gute Chance, dass die Schmetterlinge sich direkt auf Schulter oder Brust setzen. Aber auch hier gilt: Bitte nur gucken – nicht anfassen.