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Bewohner der Antarktis

Dieser Vogel bespuckt seine Gegner mit ranzigem Fischfett

Ein Schneesturmvogel sitzt auf Eis in der Antarktis
Schneesturmvögeln macht die Kälte der Antarktis nicht viel aus. Nur ihre Feinde finden sie buchstäblich „zum Würgen“. Foto: picture alliance / Zoonar | PilipenkoD
Louisa Stoeffler
Redakteurin

2. Februar 2024, 11:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Einige Bereiche unseres Planeten sind für Menschen auf Dauer nicht bewohnbar – insbesondere die Antarktis. „Lebensfeindlich“ sind diese Gebiete der Erde jedoch nicht. So gibt es Tiere, die sich perfekt an die örtlichen Gegebenheiten angepasst haben. Eines davon ist der Schneesturmvogel, der seine Gegner mit einer ganz besonders skurrilen Taktik vertreibt. PETBOOK stellt den ungewöhnlichen Vogel vor.

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Wenn man an die Antarktis denkt, wird vielen wohl zunächst das Wort „lebensfeindlich“ in den Sinn kommen. Bei durchschnittlich minus 40 Grad im Landesinneren – und das im Sommer – mag dies auch für den Menschen stimmen. Doch es gibt Vögel, denen diese Temperaturen scheinbar wenig ausmachen. Die weißen Schneesturmvögel zum Beispiel sind perfekt an diesen Lebensraum angepasst und wurden sogar am geografischen Südpol gesichtet. Also dort, wo auf der Amundsen-Scott-Südpolstation bereits -82,8 Grad Celsius gemessen wurden.

Der schöne Vogel trotzt aber nicht nur der Kälte, sondern hat auch eine Strategie entwickelt, Gegner aus seinem antarktischen Paradies fernzuhalten. Denn er bespuckt andere mit Vorliebe mit seinem Mageninhalt, der aus ranzigem Fischfett besteht und ein wahrer Wunderstoff für die Tiere ist.

So entsteht das ranzige Magenöl

Das Südpolarmeer ist einer der vielfältigsten Lebensräume unseres Planeten. Ermöglicht wird dies auch durch den Zirkumpolarstrom, der Kleinstlebewesen wie Krill und allen Tieren, die sich von ihnen ernähren, gute Lebensbedingungen bietet. Somit finden dort nicht nur Blauwale, Robben und Pinguine ihr Futter, sondern auch der Schneesturmvogel.

Er ernährt sich von Krill, Garnelen und kleinen Fischen und braut in seinem Magen daraus eine wahre „Kraftbrühe“. Dieses Magenöl, das „Mumiyo“ genannt wird, enthält die Überreste von dem, was sich der Schneesturmvogel aus den antarktischen Gewässern fängt.

Magenöl ist Energielieferant für lange Flüge

Dieses Magenöl ist nicht nur ziemlich geruchsintensiv, sondern liefert dem Schneesturmvogel auch sehr viel Energie. Es enthält einen hohen Anteil von mehrwertigen Fettsäuren und hat einen Energiebrennwert, der fast an den von Dieselöl heranreicht.

Mit diesem „Treibstoff“ im Magen fliegen die Vögel viele hundert Kilometer in der eisigen Luft oberhalb der Antarktis, bis sie ihre Fanggründe im Meer erreichen. In Zeiten des Hungers kann ihr Magenöl auch helfen, ihren Nachwuchs zu füttern.

Diesen verstecken die Vögel vor allem im Sommer auch tief im Landesinneren der Antarktis, anstatt an den Küsten und Klippen. Denn dort könnten Raubtiere den Eiern und Jungvögeln der Schneesturmvögel gefährlich werden und die Elterntiere viel Energie und kostbares Magenöl bei der Verteidigung des Geleges verschwenden.

Auch wenn die Tiere ihr Magenöl einsetzen, um sich gegen Feinde zu verteidigen, geben sie es doch eigentlich ungern her. Das klebrige Sekret muss nämlich umständlich aus dem Gefieder geputzt werden, damit es an der kalten Luft nicht zu einem festen, kalten Wachs wird. Wenn es nicht rechtzeitig verschwindet, kann es so den Tod für die Tiere bedeuten.

Spuren vom Schneesturmvogel sichtbar durch gefrorene Haufen von Kot und Erbrochenem

Um ihr Magenöl also bei sich zu behalten, wagen sich diese Vögel sogar dorthin, wo es nicht viel mehr als Eiswüsten und gerade noch zu erahnende Gipfel von Bergen und Vulkanen zu sehen gibt. Im Landesinneren der Antarktis sind die Schneesturmvögel aufgrund ihrer reinweißen Federn in der Landschaft nicht mehr zu sehen. Das Gefieder wird übrigens auch ausgiebig von den Tieren gefettet und hält sie auch bei Temperaturen von durchschnittlich minus 50 Grad warm und trocken.

Forscher konnten in den eisigen Weiten der Antarktis durch das Mumiyo aber auch stets relativ gut nachvollziehen, wo sich Schneesturmvögel zum Nisten zurückziehen. Denn ihre Hinterlassenschaften frieren in der Antarktis natürlich so schnell fest wie alles andere. Sie zeichnen das Umfeld ihres Nests sowohl mit Guano als auch mit ihrem verfestigten Magenöl. Eine Studie aus den 2000er-Jahren fand bei den beliebtesten Brutplätzen organische, fossilisierte Ablagerungen von dreißig Zentimetern Höhe und mehr.

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Mumiyo ist stark salzhaltig

Doch nicht nur das Fett von Garnelen, Krill und Fisch, gemixt mit Enzymen und Magensaft ist in Mumiyo enthalten. Der Schneesturmvogel hat noch weitere, clevere Tricks. Bei der Jagd auf seine Beute nutzt er eine Sturzflugtaktik, mit der er nie auf dem eisigen Meer landen muss.

Auch zum Trinken muss das Tier nicht in die eisigen Fluten tauchen. Es nimmt einfach Salzwasser im Flug auf – die einzige trinkbare Flüssigkeit der Antarktis außerhalb der Zeiten der Schneeschmelze. Schneesturmvögel können Salzwasser trinken, weil sie eine spezielle Drüse am Schnabel haben, die die Salinität herausfiltert. Das gewonnene Salz nutzt der Vogel dann wiederum zur Abwehr, indem er es noch zusätzlich seinem Mumiyo beimischt, um es noch ätzender zu machen.

Es gibt also ziemlich wenig, was den Schneesturmvogel in seiner natürlichen Heimat schocken kann. Was ihm jedoch zusetzt, ist die zunehmende Verschmutzung der Meere und der Klimawandel. Denn sein Magenöl ist so hoch konzentriert, dass es Bestandteile von Plastik löst, die sich dann in den Tieren anreichern. Auch die steigenden Temperaturen in der Antarktis sorgen dafür, dass es weniger Nahrung für ihn gibt und er sich immer weiter zurückziehen muss, um seinen Nachwuchs großzuziehen.

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Quellen

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