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Lineus longissimus

Dieser 55 Meter lange, fleischfressende Megawurm lebt in der Nordsee

Ein Schnurwurm zusammengerollt auf dem Meeresboden
Der Schnurwurm macht seinem Namen alle Ehre und steht mit einer Länge von 55 Metern sogar im „Guinnessbuch der Rekorde“ Foto: picture alliance / blickwinkel/F. Hecker | F. Hecker
Louisa Stoeffler
Redakteurin

19. September 2024, 18:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Wer denkt, der Blauwal sei das längste Tier der Welt, der irrt. Diesen Titel räumt laut dem „Guinnessbuch der Rekorde“ nämlich ein fleischfressender Schnurwurm der Superlative ab. Das größte Exemplar der in der Nordsee lebenden Tiere soll ganze 55 Meter lang gewesen sein.

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Erinnern Sie sich noch an das Spiel „Snake“, das auf vielen der ersten Handys um die Jahrtausendwende installiert war? Die immer längere, aus nur wenigen Pixeln bestehende Schlange fraß und fraß, bis sie im besten Fall den gesamten Bildschirm einnahm. Viele wendeten Stunden auf, um immer längere Tiere (und bessere Highscores) zu erzeugen. Ob der marine Schnurwurm aus der Nordsee den Entwicklern des Spiels als Inspiration diente, lässt sich nicht verifizieren. Er könnte es aber definitiv gewesen sein, denn mit einer Länge von 55 Metern und seinem Riesenappetit auf Weichtiere ist er das längste einzeln lebende Tier laut dem „Guinnessbuch der Rekorde“.

Schnurwurm hält Rekord seit 1864

Die auch Schnürsenkelwurm (Lineus longissimus) genannte Art ist ein Meeresbewohner, der in den flachen Gewässern der Nordsee lebt. Auf der Website von „Guinness World Records“ heißt es dazu, dass im Jahr 1864 nach einem schweren Sturm ein rekordverdächtiges Exemplar des Schnurwurms an Land gespült wurde. Das 55 Meter lange Tier wurde bei St. Andrews in Fife in Großbritannien entdeckt und vermessen.

Allerdings muss man diese Angabe eher vorsichtig betrachten, denn meist werden die Schnurwürmer nur wenige Zentimeter lang. Auch haben die fleischfressenden Meeresbewohner eine ziemlich dehnbare Haut, die sie länger aussehen lässt. Auf dieser befinden sich viele Flimmerhärchen, die ihnen die Fortbewegung erlauben. Zusätzlich haben sie sogenannte Rhabditen-Zellen, die über Lamellen giftigen Schleim abgeben.

Diese Substanz erfüllt wohl mehrere Zwecke. Einerseits erleichtert sie wohl wie bei Meeresschnecken das Vorankommen auf dem Grund. Allerdings dient sie wohl auch der Verteidigung – und könnte gleichzeitig ein Toxin gegen Insekten sein, wie eine Studie 2018 herausfand. Die untersuchten Peptide und Proteine wurden als ähnlich kraftvoll wie die Gifte von Kugelfischen und dreimal stärker als die von Spinnen beschrieben.1,2

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Schnurwurm ist „herzlos“ – hat aber einen langen Magen

Doch neben der monströsen Länge und dem potenten Gift gibt es noch weitere spannende Fakten über den Megawurm aus der Nordsee zu berichten. Denn er ist buchstäblich „herzlos“ – sein Kreislauf benötigt das zentrale Organ nicht. Stattdessen hat er zwei oder mehr seitlich verbundene Gefäße, die in der Haut über den ganzen Körper laufen. Diese sind mit blutähnlicher Substanz gefüllt. Über ihre Haut nehmen Schnurwürmer Sauerstoff darin auf, der dann von Muskelbewegungen transportiert wird.

Neben den sehr langen Blutgefäßen braucht der Schnurwurm natürlich auch den passenden Verdauungstrakt dazu. Dieser beginnt mit einem Rüssel und Schlund, mit dem sie andere Würmer und Weichtiere verspeisen. Diese werden dann über Magen, Vor- und Dickdarm verstoffwechselt, welche sich über die gesamte Länge des Tiers erstrecken.

Wer nun aber ernsthaft darüber nachdenkt, den nächsten Nordseeurlaub abzublasen, kann beruhigt sein. Denn der Schnurwurm findet sich vor allem in Brackwasserzonen und Gezeitenbecken rund um die Britischen Inseln, um Norwegen und Schweden, seltener auch vor Frankreich. Laut dem Portal „Beachexplorer“ gab es vereinzelte Sichtungen auf Helgoland, in der Ostsee und in der deutschen Bucht. Und auch, falls man einem der Megawürmer einmal begegnen sollte, können sie mit ihrem wenige Millimeter breiten Rüssel keinem Menschen gefährlich werden. Auf sie treten sollte man allerdings nicht nur wegen des Gifts, sondern auch aufgrund des Artenschutzes natürlich nicht.

Themen Meerestiere

Quellen

  1. Jacobsson, E., Andersson, H. S., Strand, M., Peigneur, S., Eriksson, C., Lodén, H., ... & Göransson, U. (2018). Peptide ion channel toxins from the bootlace worm, the longest animal on Earth. Scientific Reports, 8(1), 4596. ↩︎
  2. TheUniversityofQueensland.au, „Potential insecticide discovered in Earth’s longest animal“ (aufgerufen am 25.7.2024) ↩︎
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