23. April 2024, 16:04 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Vielen Tieren liegt es im Blut, sich vor plötzlichen Bewegungen in ihrem Umfeld zu fürchten. Manche laufen direkt weg, wenn ihnen Gefahr droht. Andere schreckhafte Tiere haben jedoch ihre ganz eigenen Taktiken entwickelt, um mit ihrer Furcht umzugehen.
Im Tierreich finden sich zahlreiche schreckhafte Tiere. Viele der sogenannten Fluchttiere reagieren auf brenzlige Situationen mit verschiedenen Taktiken. Während eine bestimmte Ziegenrasse spontan in Ohnmacht fällt, kann es bei Hühnern sogar vorkommen, dass sie vor Schreck plötzlich sterben. Nicht immer müssen die Folgen für ein erschrecktes Tier jedoch so dramatisch sein, denn viele haben Mittel und Wege gefunden, mit ihrer schreckhaften Natur umzugehen. Welche das sind und warum Strauße gar nicht den Kopf in den Sand stecken, verrät PETBOOK in einer Übersicht von 11 besonders schreckhaften Tiere.
Von Pastellblau bis Dunkelgrün Welche Tiere bunte Eier legen
Gemeine Videos im Netz Haben Katzen wirklich Angst vor Gurken?
Tipps und Erfahrungen Wie man sich verhalten sollte, wenn man Tieren beim Wandern begegnet
11 besonders schreckhafte Tiere
Strauße
Fangen wir einmal mit dem prominentesten Beispiel eines schreckhaften Tiers an und klären dabei auch gleich ein verbreitetes Vorurteil auf. Denn Strauße gelten gemeinhin als schreckhaft, es ist jedoch ein Mythos, dass sie, wenn sie sich bedroht fühlen, ihren Kopf in den Sand stecken. Die großen Laufvögel legen vielmehr ihren Kopf auf den Boden, um Bewegungen von Raubtieren im Umkreis wahrnehmen zu können. Haben sie eine potenzielle Gefahr ausgemacht, laufen die Fluchttiere mit einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h vor der Gefahr davon. Kein anderer Laufvogel ist schneller unterwegs.
Das Missverständnis, dass Strauße den Kopf tatsächlich in den Sand stecken, stammt wohl aus der Kolonialzeit. Europäer, die das erste Mal in Afrika waren, glaubten tatsächlich, die Tiere würden ihren Kopf im harten Boden des Graslands versenken – obwohl dies kaum ohne Gehirnerschütterung machbar wäre. Aus diese Vorstellung entwickelte sich zunächst die Redewendung und später auch die „Vogel-Strauß-Taktik“, die als Maßnahme gilt, unangenehmes einfach zu ignorieren, in der Hoffnung, dass es einfach vergeht.
In den Zeichentrickfilmen von „Looney Tunes“ trifft man auf den wohl berühmtesten Strauß der Popkultur. Schon dort entkommt der Roadrunner seinem Rivalen Wile. E. Coyote eher durch Wegrennen, als dadurch seinen Kopf in den Sand zu stecken. Allerdings konnte auch der schnelle Zeichentrickvogel mit dem „Meep Meep“ den Mythos nicht entkräften.1
Hühner
Hühner gelten als sehr schreckhafte Tiere, die bei Gefahr häufig kopflos das Weite suchen. Ein verbreitetes, wissenschaftlich untersuchtes Phänomen bei den Tieren ist außerdem der „plötzliche Herztod“. Die Forscher vermuten, dass Stress bei den Tieren maßgeblich dazu beitragen kann, dass sie unerwartet versterben.
Studien fanden auch heraus, dass zu helles Licht und volle Ställe bei ihnen zum Tod führen können. Erschreckte Hühner können sogar in regelrechte Massenpanik verfallen. Das Fluchtverhalten der Tiere zeigt sich jedoch nicht von Geburt an, denn Küken entwickeln das Verhalten erst, sobald sie nicht mehr von der Glucke beschützt werden.2
Leguane
Wie die meisten Eidechsen ist der Leguan unter Stress in der Lage, seinen Schwanz abzuwerfen. Dieses Phänomen wird auch Autotomie genannt. Der Schwanz der schreckhaften Tiere zuckt nach Abwurf noch ca. 20 Minuten, solange Muskeln und Nerven noch Impulse verarbeiten. Mit dieser Taktik wollen sich die meisten Eidechsen in Sicherheit bringen, wenn sie angegriffen werden. Es kann jedoch auch vorkommen, dass Eidechsen, die als Haustiere gehalten werden, vor Schreck ihre Schwänze verlieren. Daher sollte man einen privat gehaltenen Leguan niemals mit der Hand aus dem Terrarium holen.3
Auch interessant: Die 10 schönsten Tiere der Welt
Die „Ohnmacht-Ziege“
Die Ziege zählt zu den Fluchttieren, kann sich bei Bedarf aber auch verteidigen. Bestimmte Ziegenarten jedoch haben eine ganz eigene Herangehensweise, wenn sie sich erschrecken. Die „Tennessee Fainting Goat“, auch Myotonic Goat, fällt in eine sogenannte Schockstarre. Dies liegt an einer vererbbaren Krankheit namens Myotonia congenita oder Myotonie. Diese führt dazu, dass diese speziellen Ziegen vor Schreck ihre Muskeln nicht mehr kontrollieren können. Es sieht also so aus, als ob sie in Ohnmacht fallen, wie man hier im Video sehen kann:
Doch dies ist nicht der Fall. Das Gehirn ist von diesem Phänomen nämlich nicht betroffen und nach einer kurzen Phase der Muskelschwäche können die Ziegen munter weiter hüpfen, als wäre nichts geschehen.4
Feldhasen
Feldhasen sind ebenfalls auf jeder Liste der schreckhaften Tiere zu finden – daher wahrscheinlich auch die Redewendung: „Sei kein Angthase“. Dass Hasen und Kaninchen zu den schreckhaftesten Tieren zählen, ist durch die zahlreichen Fressfeinde der Tiere bedingt. Sie müssen sich gleichzeitig vor Angriffen aus der Luft, durch Greifvögel, und vom Boden, durch Raubtiere, schützen. Daher haben sie ihre eigenen Taktiken entwickelt, um sich zu schützen.
Tagsüber graben sie sich in einer gut getarnten Umgebung eine Mulde, auch Sasse genannt, und ruhen sich dort aus. So sind sie meist vor Raubvögeln gut getarnt. Droht Gefahr am Boden, nehmen die Tiere dies durch ihren feinen Geruchs- und Gehörsinn wahr. Feldhasen sind sehr schnell und haben zudem die Taktik entwickelt, ihre Verfolger Haken schlagend abzuhängen. Hierbei verändern sie ihre Laufrichtung blitzschnell im 90-Grad-Winkel. Weniger wendige Verfolger können sie so abschütteln.5
Auch interessant: Hase oder Kaninchen – wo ist der Unterschied?
Pferde
Pferde zählen ebenfalls zu den Fluchttieren. Bei ihnen treffen gleich zwei Merkmale aufeinander, die sie besonders schreckhaft machen. Die Augen eines Pferdes erlauben ihnen ein räumliches Sehen, doch durch ihre seitliche Stellung am Kopf haben sie einige blinde Flecken in ihrer Wahrnehmung. Des Weiteren verfügen sie über ein sehr empfindliches Gehör, das viel leisere Töne aufnimmt als das des Menschen.6
Igel
Igel wiederum haben eine andere Methode gefunden, mit ihrem Schrecken umzugehen. Nähert sich ein Fressfeind, rollen sie sich blitzschnell zu einer piksigen Kugel zusammen und warten darauf, dass die Gefahr vorbeigeht. Allerdings erschrecken sich die Tiere häufig auch, wenn ihnen im ersten Moment scheinbar keine Gefahr droht. Doch der Reflex, sich zusammenzurollen, wird bei den kleinen Insektenfressern sehr häufig ausgelöst.
Elefanten
Dass Elefanten Angst vor Mäusen haben sollen, ist ebenfalls nicht viel mehr als ein Mythos. Die dickhäutigen Tiere scheinen jedoch das summende Geräusch von Bienen nicht zu mögen, wie ein Experiment aus Kenia zeigt. Gleichwohl sind die Tiere sehr schreckhaft und reagieren auf Veränderungen ihrer Routine oder unbekannte Dinge in ihrer Umgebung durchaus. Elefanten haben ein feines Gehör und Gedächtnis. Nehmen sie also unbekannte Geräusche oder Gegenstände in ihrer Umgebung wahr, reagieren sie darauf mit Schrecken und Erstarren, bis sie sich sicher sind, dass keine Gefahr von der Veränderung ausgeht.7
Opossum
Das Opossum hat eine ganz eigene Strategie, um mit Schrecken umzugehen. Es stellt sich ganz einfach tot. Dies nennt sich auch Schreckstarre oder Thanatose. Das Tier ist dazu in der Lage, seine Herzfrequenz und Atmung zu reduzieren. Gleichzeitig öffnet es das Maul und lässt die Zunge heraushängen, während es mit den Analdrüsen ein Sekret verschießt, das signalisieren soll: Ich bin nicht genießbar. Diese Angewohnheit der Opossums hat zu der englischen Redewendung „play possum“ geführt, was sinngemäß mit „Opossum spielen“ übersetzt werden kann. Die Redewendung beschreibt das Gefühl, wenn man nicht ans Telefon gehen oder die Tür öffnen will und lieber „Opossum spielt“.
Katzen
Auch das liebste Haustier der Deutschen (PETBOOK berichtete) ist äußerst schreckhaft. Es gibt daher in den sozialen Medien immer wieder Videos darüber, wie Katzen mit plötzlich hinter ihnen platzierten Gurken oder Toastern erschreckt werden. Dass Katzen so reagieren, liegt in ihrer Natur. Als eher kleine Beutegreifer behalten sie ihre Umwelt stets im Blick, um nicht von größeren Tieren angegriffen zu werden und in Ruhe ihre Beute verspeisen zu können. Auf laute Geräusche oder plötzliche Veränderungen reagieren die Tiere meist mit einem Sprung und einer heftigen Angstreaktion.
Esel
Dass auch der Esel sich in der Liste der schreckhaftesten Tiere wiederfindet, mag zunächst überraschen. Denn ein klassisches Fluchttier wie das Pferd ist er nicht. Allerdings erschreckt er tatsächlich leicht, auch wenn man dies auf den ersten Blick nicht direkt sieht – denn er hat eine clevere Taktik entwickelt, um bei Gefahr nicht den Kopf zu verlieren.
Denn bemerkt das graue Huftier eine Gefahr, reagiert es zunächst nicht mit Flucht, sondern ist völlig erstarrt. In dieser Schreckstarre arbeitet das Hirn jedoch auf Hochtouren, um die Situation einschätzen zu können und zu bewerten, ob Flucht wirklich angebracht ist. Durch diesen kurzen Adrenalinmoment kann der Esel anschließend eine besonnene Fluchtroute wählen.