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Oft verwechselt

Schwebfliegen von Wespen und Bienen unterscheiden

Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) auf weißen Blüten
Schwebfliegen werden gern mit Wespen oder Bienen verwechselt, sind aber völlig harmlos und zudem wichtige Bestäuber Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

20. August 2024, 12:48 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Da summt etwas gelb-schwarzes durch die Luft? Keine Angst! Oft handelt es sich um eine völlig harmlose Schwebfliege. Diese sehen Wespen oder Bienen aber zum Verwechseln ähnlich. PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider erklärt, wie Sie die Insekten unterscheiden, denn Schwebfliegen sind wertvolle Bestäuber.

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Schwirrt eine Schwebfliege durch die Luft, suchen viele Menschen das Weite oder schlagen gar nach dem Insekt, weil sie es für eine Wespe halten. Tatsächlich sehen viele Arten von Schwebfliegen Bienen oder Wespen zum Verwechseln ähnlich – und das hat einen Grund. Die Tiere machen sich zunutze, dass man sie für stechende Insekten hält und lieber in Ruhe lässt, und imitieren mit ihrem gelb-schwarz gesteiften Hinterleib deren Aussehen. Das nennt man Mimikry.

Dabei sind Schwebfliegen nicht nur völlig harmlos, sondern wichtige Bestäuber, über deren Anwesenheit sich Garten- und Balkonbesitzer freuen können. Wer auf ein paar wichtige Details achtet, kann Schwebfliegen leicht von Wespen und Bienen unterscheiden. So geht’s.

Sind Schwebfliegen mit Wespen und Bienen verwandt?

Schwebfliegen (Syrphidae) gehören zur biologischen Gruppe der Zweiflügler (Dipteren). Dazu zählen etwa auch Mücken, Fliegen und Bremsen. Ein typisches Merkmal dieser Gruppe ist, dass sich ihr hinteres Flügelpaar zu einem kleinen Stummel zurückgebildet hat. Daher besitzen sie nur zwei Flügel, während andere Insekten vier haben: zwei Vorder- und zwei Hinterflügel.

Trotz der optischen Ähnlichkeit sind Schwebfliegen nicht näher mit Bienen und Wespen verwandt. Letztere gehören zur biologischen Ordnung der Stechimmen (Aculeata), zu der auch die Ameisen zählen.

Können Schwebfliegen stechen?

Ein einzigartiges Merkmal der Stechimmen ist der Wehrstachel, der sich aus dem Legestachel entwickelt hat. Dieser kommt bei Fliegen nicht vor. Schwebfliegen können daher nicht stechen und übrigens auch nicht beißen. Ihre Mundwerkzeuge sind auf das Aufnehmen von Flüssigkeit spezialisiert. Kauwerkzeuge, wie wir sie etwa bei Hummeln, Wespen und Bienen finden, fehlen. Von Schwebfliegen geht also keinerlei Gefahr aus.

So unterscheiden sich Schwebfliegen von Biene und Wespe

Wie kann man aber mit bloßem Auge eine Schwebfliege von einer Wespe oder Biene unterscheiden? Dafür gibt es ein paar Hinweise. Der Erste liegt im Namen der Tiere. Denn Schwebfliegen sind nach ihrer Fähigkeit benannt, in der Luft stehend oder schwebend im Schwirrflug zu verharren. Wespen und Bienen sind hingegen ständig in Bewegung und fliegen oft im Zickzack.

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Ein weiteres Merkmal, an dem man Schwebfliegen gut erkennt, sind ihre Augen – genauer gesagt, ihre Facettenaugen. Diese nehmen einen großen Teil des Kopfes ein, sodass es wirkt, als würden sie sich berühren. Bei Wespen und Bienen hingegen gibt es einen deutlichen Abstand zwischen den Augen. Zudem besitzen Bienen und Wespen lange Fühler, während die der Schwebfliegen so kurz sind, dass es fast so wirkt, als besäßen sie keine.

Schwebfliegen sind wichtige Bestäuber

Wenn es um Bestäubung geht, denken viele zuerst an Bienen. Aber auch Fliegen – und vor allem Schwebfliegen – leisten bei der Bestäubung wichtige Arbeit. So zeigten Forschungen, dass Honigbienen (Apis mellifera) nur einen Teil der Bestäubungsleistung erbringen können. Je nach Studie kann der Anteil, den Schwebfliegen dabei haben, bis zu 50 Prozent betragen. 1

Zwar besuchen Honigbienen Blüten mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, sind dabei aber nicht effektiver in der Bestäubung als andere Insekten. Das zeigte eine Studie einer internationalen Forschungsgruppe unter Beteiligung von Alexandra-Maria Klein, Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie an der Universität Freiburg im Jahr 2015. Danach würden Bienen in intensiv bewirtschafteten Flächen seltener vorkommen und daher weniger Blüten besuchen. Zwischen 25 und 50 Prozent der gesamten Blütenbesuche erledigen andere Insekten. Für eine optimale Fruchtproduktion sei daher ein kombinierter Einsatz von Bienen und anderen Insekten nötig.2

Auch eine Studie aus den USA von 2021 zeigte, dass von mehr als 2400 Bestäuber-Besuchen bei Blumen auf städtischen und ländlichen Farmen etwa 35 Prozent von Fliegen erbracht wurden – die meisten davon waren Schwebfliegen. Damit gelten sie nach den Bienen als die zweitwichtigste Gruppe an Bestäubern im Agrarökosystem.

Zwar haftet an Schwebfliegen deutlich weniger Pollen als an Bienen, da sie deutlich weniger Haare auf dem Körper haben. Doch ihre hohe Flugaktivität führt dazu, dass die Befruchtung häufig über weite Entfernungen stattfindet. Zudem kommen Schwebfliegen auch in Gegenden vor, in denen aus natürlichem oder nicht natürlichem Grund keine oder nur wenige Bienen zu finden sind.3

Darum können sich Gärtner über Schwebfliegen freuen

Schwebfliegen sind nicht nur wichtige Bestäuber. Sie können auch Schädlinge wie Blattläuse vernichten. So suchen erwachsenen Schwebfliegen zur Eiablage gezielt Pflanzen mit stärkerem Blattlausbefall aus. Denn im Gegensatz zu den erwachsenen Fliegen ernähren sich deren Larven räuberisch, wobei Blattläuse ganz oben auf dem Speiseplan stehen.

Ein Eigelege besteht je nach Art aus einem bis mehreren Dutzend Eiern, die in der Regel auf die Unterseite von Blättern abgelegt werden. Die Larvenphase dauert zwar nur wenige Wochen. In dieser Zeit können die Larven aber mehrere hundert Blattläuse vertilgen. Die meisten Arten sind hierbei nicht auf bestimmte Blattläuse spezialisiert. 2

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So fördern Sie Schwebfliegen im Garten

Wer Schwebfliegen im Garten hat, kann sich also freuen. Wer die Insekten anlocken oder fördern möchte, sollte vor allem auf Pflanzen mit flachen, offenen Blüten setzen. Dazu gehören etwa Schafgarbe, Ringelblume, Lavendel oder Dill.4

In der Regel überwintern die erwachsenen Tiere. Dafür benötigen sie passende Unterschlupfmöglichkeiten. Dafür bieten sich Laubhaufen, Steinhaufen oder Totholz an. Diese Strukturen im Garten nutzen auch vielen anderen Tieren.

Zu guter Letzt sollte man auf chemische Pflanzenschutzmittel im Garten komplett verzichten. Schwebfliegen reagieren besonders empfindlich auf Pestizide. Zudem sorgt ihre Anwesenheit bereits dafür, dass Schädlinge wie Blattläuse dezimiert werden. Alternativ können Gärtner auch auf Nützlingshotels oder biologische Schädlingsbekämpfungsmittel zurückgreifen.

Themen #AmazonPets Insekten

Quellen

  1. naturgebloggt.de, „Schwebfliegen, die unterschätzten Highperformer“ (aufgerufen am 20.08.2024) ↩︎
  2. Universität Freiburg, „Schwebfliegen sind zuverlässige Bestäuber (aufgerufen am 20.08.2024) ↩︎
  3. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, „Schwebfliegen in der Agrarlandschaft: fressen – bestäuben – schweben“ (aufgerufen am 20.08.2024) ↩︎
  4. landfuxx-fliegauf.de, „Schwebfliegen im Garten“ (aufgerufen am 20.08.2024) ↩︎
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