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Es ist eine neue Art

Über 250 Kilogramm! Schwerste Schlange der Welt entdeckt

Die schwerste Schlange der Welt, eine grüne Anakonda, im Terrarium
Grüne Anakondas leben im Amazonasgebiet und halten mehrere Reptilienrekorde – nun kommen wohl noch ein paar mehr dazu Foto: Getty Images / cowboy5437
Louisa Stoeffler
Redakteurin

20. Februar 2024, 17:48 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Biologen entdecken noch immer neue Tiere, beziehungsweise Arten, die noch nicht beschrieben wurden. Doch selten lösen diese so weitreichende Neuordnungen der Stammbäume aus, wie die Entdeckung der wahrscheinlich schwersten Schlange der Welt – die laut Aussagen der Forscher eigentlich längst hätte bekannt sein müssen.

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Ekel, Faszination, Grauen – Schlangen lösen alle diese Emotionen und mehr bei Menschen aus. Besonders, wenn sie extrem groß oder gefährlich sind. Eine neu entdeckte Schlange im Amazonasgebiet vereint wohl viele dieser Superlative in nur einer Art. Nicht nur stellt sie das Verständnis der Forscher für Anakondas auf den Kopf. Sie ist wahrscheinlich auch die schwerste Schlange, die je entdeckt wurde.

Neue Schlangenart sprengt gleich mehrere Reptilienrekorde

Die grüne Anakonda gilt mit ihren bis zu sieben Metern Länge und bis zu 250 Kilogramm Lebendgewicht als größte Schlange der Welt, auch wenn die Netzpython noch etwas länger ist. Allerdings gibt es nun eine neu beschriebene Art, die sogar noch größer und schwerer sein soll als sie – und trotzdem eine grüne Anakonda ist. Wie dieses Paradox zustandekommt, erörtern Professor Bryan Fry, Professor für Toxikologie an der Universität von Queensland, und seine Kollegen in einer neuen Studie, die erst kürzlich im Fachmagazin „Diversity“ erschien.

„Wenn man sich die männlichen und weiblichen Anakondas ansieht, würde man sie nicht für ein und dasselbe Tier halten, geschweige denn für dieselbe Art“, so Fry gegenüber dem Wissenschaftsmagazin „IFLScience“. Laut dem Forscher werden die Tiere über fünf Meter lang. Es gäbe zudem Gerüchte, dass sie noch viel größer seien. Diese Riesenexemplare seien jedoch allesamt Weibchen und die Männchen dagegen nur halb so lang.

Im Zuge der umfangreichsten jemals durchgeführten Anakonda-Probenahme stellten die Forscher nun aber fest, dass die grünen Anakondas in Ecuador größer sind als die in Brasilien. „Wir haben eine gefunden, die 6,3 Meter groß war, was nahe am offiziellen Rekord liegt“, so Fry gegenüber „IFLScience“ weiter. Einheimische, die mit dem Team zusammenarbeiteten, hätten jedoch behauptet, ein Exemplar gesehen zu haben, das aufgrund der Größe seines Kiefers 7,5 Meter lang gewesen sein müsste.

Zwei Jahrzehnte Forschung zeigen neue „schwerste Schlange der Welt“ auf

In 20 Jahren andauernder Kleinarbeit hat das Team Proben der verschiedenen aquatisch lebenden Würgeschlangen genommen. Damit kommen die Forscher zu einem bahnbrechenden Ergebnis: Nicht nur sind die grünen Anakondas Ecuadors größer als ihre Verwandten im Süden, sie sind nicht einmal dieselbe Art.

Auf der Seite für Wissenschaftsjournalismus „The Conversation“ schätzt Fry selbst in einem Artikel die genetischen Unterschiede der beiden Spezies genauer ein. Laut den Daten der Forscher hätten sich die beiden Anakonda-Arten sogar schon vor 10 Millionen Jahren getrennt. Seitdem entwickelten sie sich unterschiedlich voneinander. So fanden sie unter anderem eine genetische Divergenz von 5,5 Prozent bei den Tieren. Als Beispiel, wie groß dieser Unterschied tatsächlich ist, gab Fry weiter an, der Unterschied zwischen Menschen und Primaten liege nur bei 2 Prozent.

„Es war [eine Überraschung], aber im Nachhinein betrachtet hätte es das nicht sein müssen“, sagte der Forscher dem US-Nachrichtenportal „Newsweek“. Tatsächlich können die Forscher heute kaum nachvollziehen, warum die Unterschiede zwischen den beiden grünen Anakonda-Arten nicht bereits früher entdeckt wurden. Denn der Amazonas teilt sich in zwei verschiedene Becken auf: Das südliche Amazonas-Becken und das nördliche Orinoco-Becken. Die bislang als einzige Art der grünen Anakonda geltende südliche Art muss nun die Krone der „schwersten Schlange der Welt“ an ihre nördliche Schwester weitergeben.

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Schwerste Schlange der Welt soll mythischen Namen bekommen

Die nördliche grüne Anakonda wurde in den Ländern Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Trinidad, Guyana, und Surinam gesichtet. Den wissenschaftlichen Namen Eunectes akayima sp. schlagen die Forscher laut der Studie für die Art vor, da das Wort „akayima“ und Abwandlungen davon in vielen karibischen Sprachen „große Schlange“ bedeutet.

In diesem Fall ist die Größe des Tieres jedoch metaphorisch zu verstehen. Das Wort akayima wird auch verwendet, um den Regenbogen zu bezeichnen. Dieser wird im Glaubenssystem der karibischen Ureinwohner mit einer gefiederten Schlange in Verbindung gebracht, die nach Regenfällen herauskommt, um ihre Federn zu trocknen.

„Wir erkennen daher die Kultur dieser indigenen Völker an, die ihr Territorium mit dieser Art teilen, indem wir ihr Wort für Anakonda als spezifisches Epitheton für diese neue Art übernehmen“, beschreiben die Forscher die Namensfindung in ihrer Untersuchung. Es sei zugegebenermaßen eine unorthodoxe Position in Bezug auf den Internationalen Kodex für die zoologische Nomenklatur. Dieser bevorzuge die Namen, die in der westlichen Wissenschaft veröffentlicht, als „gültig“ befunden wurden.

Was Will Smith mit dem Projekt zu tun hatte

„Es ist jedoch längst an der Zeit, dass die westliche Wissenschaft beginnt, das angestammte Wissen und das kulturelle Erbe der nicht verwestlichten Gesellschaft anzuerkennen“, schreiben die Forscher weiter. „Wenn wir die Kultur dieser ursprünglichen Völker respektieren und ehren, ist es unumgänglich, ‚akayima‘ als das führende Synonym zu akzeptieren.“

Dem Wissenschaftsmagazin „IFLScience“ gegenüber erklärte Fry weiterhin, was Hollywood-Schauspieler Will Smith mit dem Projekt zu tun hatte. Smith drehte zu dem Zeitpunkt der Forschung gerade eine Dokumentation für „National Geographic“. Darüber hinaus habe er keine Probleme damit gehabt, ins Wasser zu waten und beim Einfangen von Anakondas zu helfen. Der Dreh habe dem Team außerdem Ressourcen für die Anakonda-Forschung eingebracht, die Fry und Kollegen in ihrer Forschungsarbeit bislang überhaupt nicht gewohnt waren.

Grün oder Gelb? Warum Forscher die gesamte Zuordnung der Anakondas nun überdenken

Die bislang bekannte, nun auf den Namen Südliche Anakonda hörende Schlange, hat ein viel kleineres Verbreitungsgebiet als bisher angenommen. Sie kommt vor allem in Peru, Bolivien und Brasilien vor. In Französisch-Guayana gibt es Habitate beider Arten. Diese Erkenntnisse können aber bedeuten, dass beide grünen Anakondas durch Habitatsverluste stärker bedroht sein könnten als bisher angenommen.

„Die vorgeschlagene Aufteilung der verschiedenen Linien der Grünen Anakonda in zwei Arten könnte zu einer weiteren Bewertung des Schutzes in ihren jeweiligen Verbreitungsgebieten und Ländern führen“, heißt es in der Studie. Sie unterstreiche den Mangel an Wissen über die Verbreitung von Arten. Als Spitzenprädatoren seien Anakondas außerdem besonders anfällig für die Zerstörung ihrer Lebensräume. „Sie leiden nicht nur unter der Schädigung des Lebensraums, sondern sind auch stark von der Schädigung ihrer Beutetiere betroffen.“

Auch in Bezug auf die kleinere, gelbe Anakonda konnten die Forscher mit ihrer Arbeit neue Einblicke liefern. Tatsächlich überschnitten sich die Habitate der drei als separate Arten geführten Tiere so sehr, dass die Klassifizierung vielleicht nicht korrekt ist. Stattdessen gehen die Forscher davon aus, dass die gelben Anakondas vielleicht doch ein und dieselbe Art sind.

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Quellen

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