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Surferin tödlich verletzt

Wie gefährlich sind eigentlich Schwertfische?

Schwertfische bei der gemeinsamen Jagd unterwasser
Mit ihrem bis zu 60 Zentimeter langem Säbel als Nase sehen Schwertfische nicht nur gefährlich aus – theoretisch können sie auch Menschen ernsthaft verletzen Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

23. Oktober 2024, 12:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Schwertfische sind zwar Raubfische, jagen aber vor allem Schwarmfische wie Makrelen. Trotzdem kommt es gelegentlich zu Zusammenstößen mit Menschen, die mitunter auch tödlich verlaufen können. Doch wie gefährlich sind Schwertfische wirklich? PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider ist dieser Frage einmal nachgegangen.

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Bei einem Sprung aus dem Wasser trifft ein Schwertfisch die italienische Surferin Giulia Manfrini vor der Küste Indonesiens. Sein Schwert hinterlässt eine mindestens fünf Zentimeter tiefe Schnittwunde in ihrer Brust – der Unfall endet tödlich. Der Fall geht auch durch viele deutsche Medien; unter anderem berichtete die Nachrichtenseite „Der Spiegel“ davon. Viele fragen sich seitdem: Sind Schwertfische gefährlich?

Immerhin handelt es sich um Raubfische, die auch im Mittelmeer auf Jagd gehen. Doch wie wahrscheinlich ist es, einem von ihnen zu begegnen und würden die Tiere Menschen angreifen? PETBOOK stellt die Knochenfische mit der säbelartigen Schnauze näher vor und erklärt, warum der Mensch für den Schwertfisch sehr viel gefährlicher ist als umgekehrt.

Ein Schwert als Nase

Das markanteste und namensgebende Merkmal des Schwertfisches, lateinische Bezeichnung Xiphias gladius, ist seine schwertartige Schnauze, auch Rostrum genannt. Das „Schwert“ ist dabei eine Verlängerung des Oberkieferknochens und bereits bei 10 Millimeter kleinen Jungfischen ausgebildet. Bei ausgewachsenen Fischen macht es bis zu einem Drittel der Körperlänge aus. Bei knapp zwei Meter langen Exemplaren kann das Rostrum also 60 Zentimeter lang sein.

Die Fische nutzen das Schwert tatsächlich dazu, ihre Beute aufzuschlitzen, töten diese aber auch durch Schläge mit der seitlichen Kante des Schwerts. Dabei haben sie es vor allem auf Schwarmfische wie Thunfisch und Makrele abgesehen. Sie machen aber auch Jagd auf Kopffüßer wie Kalmare. Dabei dringen sie in Tiefen bis zu 800 Meter unter der Meeresoberfläche vor und erbeuten sogar Tiefseefische. 1

Selten jagen sie dabei in Jagdverbänden – normalerweise sind die Fische Einzelgänger. Dabei halten sie in der Regel einen Sicherheitsabstand von circa 100 Metern ein, da Schwertfische beim Schwimmen Wirbel im Wasser erzeugen, mit denen sie sich sonst gegenseitig behindern würden.

Rekordschnelle Schwimmer

Schwertfische können Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h erreichen und gehören damit zu den schnellsten Fischen der Welt. Dabei hilft ihnen ein spezielles Sekret, das den Strömungswiderstand reduziert. Es entsteht in Drüsen am Kopf, von wo es über ein Netz von Kapillaren in der Kopfhaut über den Kopf verteilt wird und funktioniert wie eine Art Gleitmittel. 2

Schwertfische haben aber noch eine anatomische Besonderheit: Ihnen fehlen die Bauchflossen. Dadurch sind die Tiere nicht in der Lage, abrupt zu bremsen. In der Natur müssen sie dies in der Regel auch nicht, da es auf der Hochsee kaum Hindernisse gibt. Zumindest bis der Mensch kam und begann, die Meere mit Schiffen zu befahren.

Sind Schwerfische gefährlich?

Prallt ein Schwertfisch mit 60 km/h ungebremst auf ein Hindernis, kann man sich vorstellen, mit welcher Wucht dies geschieht. So soll es zu Unfällen gekommen sein, bei denen mit hoher Geschwindigkeit jagende Schwertfische ihr Schwert durch hölzerne Bootsplanken bohrten. 1

Es kommt aber auch vor, dass Schwertfische mit anderen Fischen kollidieren. Für einen Großaugen-Fuchshai ging dies tödlich aus, wie Meeresbiologen in einer Studie berichten. Dabei wurde der Hai von einem Schwertfisch regelrecht erstochen. Im Kadaver des Tieres, den man an der libyschen Mittelmeerküste fand, steckte noch die 30 Zentimeter lange Spitze vom „Schwert“. Die Wissenschaftler vermuten, dass es sich hierbei allerdings um eine ungewollte Kollision und nicht um einen Angriff des Schwertfisches handelte.

Die Fische machen also nicht direkt Jagd auf größere Lebewesen wie Haie oder gar Menschen, um diese aufzuspießen. Eher handelt es sich um Unfälle – so wie auch bei der Surferin, die der Fisch im Sprung erwischte. Die Wahrscheinlichkeit für solche Kollisionen ist jedoch sehr gering, da sich die Tiere in der Regel tief unter der Meeresoberfläche aufhalten. Gefährlich sind Schwertfische für den Menschen also nicht.

Anders sieht es allerdings aus, wenn man einen Schwertfisch direkt bedrängt. So wurde ein Fischer auf Hawaii im Jahr 2015 tödlich verletzt, als er versuchte, einen Schwertfisch mit einem Speer zu fangen, wie WELT (gehört ebenfalls zu Axel Springer) damals berichtete. Laut Augenzeugen stieß der Fisch dem Fischer im Todeskampf mit seinem Schwert in die Brust, nachdem dieser ihn ebenfalls aufgespießt hatte.

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Schwertfische durch Mensch gefährdet

Vielmehr stellt also der Mensch für die Fische eine Gefahr dar als umgekehrt. Denn der Schwertfisch ist ein beliebter Speisefisch. Im Mittelmeer werden die Tiere seit den 1980er-Jahren überfischt. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Schwertfische. Durch den Einsatz von Langleinen oder Treibnetzen gibt es immense sogenannte Beifänge. Das heißt, neben Schwertfischen landen auch Meeresschildkröten, Seevögel, Delfine, Haie und anderen Fischarten im Netz, von denen einige in ihrer Existenz bedroht sind. 3

Quellen

  1. fischlexikon.eu, „Schwertfisch (Xiphias gladius)“ (aufgerufen am 23.10.2024) ↩︎
  2. Videler, J. J., Haydar, D., Snoek, R., Hoving, H.-J. T., Szabo, B. G. (2016) „Lubricating the swordfish head“. J Exp Biol (2016) 219 (13): 1953–1956. https://doi.org/10.1242/jeb.139634  ↩︎
  3. WWF Fischratgeber, „Schwertfisch (Xiphias gladius)“ (aufgerufen am 23.10.2024) ↩︎
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