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„Sea Bunny“

Diese Seeschnecke sieht aus wie ein Hase

Eine kleine und eine große Seeschnecke der Art Jorunna, die von der Optik her an Hasen erinnern
Nacktschnecken fressen nicht nur den Salat im Garten weg, es gibt sie auch im Meer in niedlichen Varianten Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

15. Juni 2024, 9:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Müssen Sie bei dem Bild oben auch direkt an ein Unterwasser-Häschen mit flauschigen Ohren denken? Oder eher an das Fell von einem Dalmatiner? Eine große Online-Fangemeinde der knuffig-wirkenden Weichtiere würde Ihnen damit recht geben.

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Nacktschnecken lösen wohl bei keinem besonders große Begeisterung aus. Doch so ganz stimmt das nicht, denn spätestens seit 2014 ein Video von einer Jorunna parva, auf Deutsch auch Kleine Jorunna genannt, auf YouTube gepostet wurde, können sich viele Menschen für die Weichtiere begeistern. Manche wollen gar einen der „Seeschnecken-Hasen“ im heimischen Aquarium halten. PETBOOK stellt die faszinierenden Meeresbewohner einmal näher vor.

Warum das Internet Seeschnecken feiert

Die Kleine Jorunna, auf Englisch auch „Sea Bunny“ genannt, und andere Seeschnecken ihrer Gattung sind nicht die ersten Tiere, die im Internet Fans gefunden haben. Für viele sind Meerestiere besonders dann faszinierend, wenn sie eher an ein Landtier erinnern. So wie auch die Blatt-Schaf-Schnecke. Deren spezielles „Fell“ kann mit angereichertem Chlorophyll Fotosynthese betreiben, wodurch sich die Schnecke von Sonnenenergie ernähren kann.

Auch die „flauschige Hasenohren-Schnecke“ Jorunna parva ist seit 2015 nicht mehr aus den sozialen Medien wegzudenken. In einem viral gegangenen Video kann man sie ganze vier Minuten beim Kriechen über den Meeresboden beobachten und sieht nicht nur ihre „Öhrchen“, sondern auch ihren „flauschigen“ Schwanz.

Zuerst wurde sie jedoch bereits 1938 vom japanischen Weichtierforscher Kikutaro Baba im indopazifischen Meeresraum rund um die japanischen Inseln beschrieben. Die Tiere sind besonders im Herkunftsland spätestens seit dem unten angezeigten Youtube-Video, das mittlerweile 1,1 Millionen Aufrufe hat (Stand 14.6.2024), so beliebt, dass sie Stofftiere, Hausschuhe und T-Shirts inspiriert haben.

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In diesem Video kann man dem „Seeschnecken-Hasen“ beim Kriechen zuschauen.

Warum die „Seeschnecken-Hasen“ so lustig aussehen

Doch wie hat der „Seeschnecken-Hase“ eigentlich das für viele so niedliche oder gar belustigende Aussehen entwickelt? Auch wenn noch viele Fragen offen sind, gibt es einige wissenschaftliche Thesen darüber. Denn es gibt sie nicht nur in Weiß, mit dunklen Punkten, sondern auch in Orange. Manche Exemplare sind sogar fast braun. Diese unterschiedlichen Färbungen haben sie wahrscheinlich entwickelt, um auf den Schwämmen, von denen sie sich ernähren, gut gegen Fressfeinde getarnt zu sein. Je nachdem, was sie fressen, nehmen sie auch Toxine auf und werden dadurch giftig – darunter können auch Nesselzellen von Quallen sein.1

Die „Hasenohren“, welche die Nacktschnecke trägt, sind eigentlich Rhinophoren. Mit diesen chemosensorischen Duft- bzw. Geschmacksorganen können sie chemische Veränderung im Wasser aufspüren. Ein ganz ähnlicher Mechanismus führt auch dazu, dass Oktopusse ihre Umgebung beinahe schmecken und sich ihr anpassen können (PETBOOK berichtete).

Ihre fluffige und runde Optik erhalten die Tiere zum einen, weil ihnen der für Weichtiere typische Schneckenfuß fehlt und sie deswegen durch ihre Haut atmen. Zum anderen tragen sie Fortsätze auf dem Körper, die Caryophyllidia genannt werden. Welchem Zweck diese dienen, muss noch erforscht werden. Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass auch sie eine Form der Wahrnehmungsorgane darstellen. Denn Augen haben die Jorunnas nach allem, was man bisher über sie weiß, nicht.2

Seeschnecken sind noch nicht gut erforscht

Insgesamt wurden bereits über 20 Arten der Jorunna-Schnecken beschrieben, darunter auch die Jorunna funebris, die Trauer-Sternschnecke, deren „Fell“ an einen Dalmatiner erinnert. Die verschiedenen Arten sehen jedoch alle sehr unterschiedlich aus. Forscher gehen davon aus, dass es noch viele unbekannte Arten gibt. Es wird sogar angezweifelt, ob nicht sogar die verschiedenen Färbungen der „Seeschnecken-Hasen“ eigentlich bedeuten, dass sie eigenständige Arten sind.

Was man jedoch bereits weiß ist, dass sie wie alle Nacktkiemer Hermaphroditen sind. Das heißt, sie tragen weibliche und männliche Geschlechtsmerkmale. Des Weiteren ist bekannt, dass die niedlichen Seeschnecken in einem Haus geboren werden, dass sie nach einer Weile abstoßen. Dieses Haus ist zudem auch noch sehr winzig. Denn Jorunna-Sternschnecken selbst werden nur wenige Zentimeter groß und passen auf eine Fingerkuppe.

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Kann man Seeschnecken als Haustiere halten?

Nun sollte auch klar sein, dass man sie nicht als Haustiere halten sollte. Denn sie brauchen eine spezielle Meeresumgebung mit geeigneten Schwämmen, die sie bewohnen und von denen sie sich ernähren können. Zum Kuscheln eignen sich die winzigen, giftigen Schnecken natürlich überhaupt nicht.

Auch ethisch gesehen wäre es höchst fragwürdig, eine Spezies in ein Becken zu stecken, die kaum erforscht ist und von der nicht klar ist, ob sie bedroht ist. Wer die „Seeschnecken-Hasen“ also wirklich mag, der sollte sich weiterhin an Videos und spannender Forschung über die Tiere erfreuen und sich doch eher ein „Sea Bunny“-Stofftier zulegen.

Themen Meerestiere Weichtiere

Quellen

  1. Treehugger.com, „The Adorable Science Behind the 'Sea Bunny'“ (aufgerufen am 15.06.2024) ↩︎
  2. NationalGeographic.com, „Meet the Adorable „Sea Bunny“ Taking Over the Internet“ (aufgerufen am 15.06.2024) ↩︎
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