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Heimische Wildtiere

Warum wir so selten einen toten Vogel finden

Mädchen hält einen toten Vogel in den Händen
Sie hausen zu Hunderten in Parks, Städten, Wäldern und Feldern. Trotzdem sieht man nur selten tote Vögel irgendwo liegen. Das hat einen bestimmten Grund Foto: Getty Images

4. September 2024, 17:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Warum sieht man so selten tote Vögel? PETBOOK erklärt, wie das „Recycling-System“ der Natur funktioniert, hat Expertinnen-Tipps zum Umgang mit toten Vögeln und verrät, wie man sie schützen kann.

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Vögel sind ein alltäglicher Anblick in unseren Gärten und Parks. Trotzdem bemerken wir oft nicht, wenn sie sterben. Das liegt daran, dass man selten einen toten Vogel auf dem Gehweg oder im Park liegen sieht. Doch warum ist das so? PETBOOK fragte Catherina Schlüter, Referentin für Vogelschutz beim Nabu, nach. Sie gibt dazu wichtige Einblicke und erklärt, wie das „Recycling-System“ der Natur funktioniert und was wir zur Sicherheit von Vögeln beitragen können.

Warum man so selten tote Vögel sieht

Heimische Singvögel leben im Durchschnitt etwa fünf Jahre, wobei die Lebenserwartung je nach Art variiert. „Generell kann man sagen, dass größere Arten älter werden als kleinere“, sagt Catherina Schlüter. „Ein Kolkrabe kann ein Alter von über zehn Jahren erreichen, während eine Blaumeise oft nur zwei bis drei Jahre alt wird. Abseits von Singvögeln können etwa Bartgeier oder Seeadler sogar mehrere Jahrzehnte alt werden“.

Ein weiterer Grund, warum tote oder sterbende Vögel selten auffallen, ist ihr Verhalten. „Kranke oder verletzte Vögel sind oft in ihrer Bewegung und ihrem Verhalten eingeschränkt – etwa beim Fliegen mit bei gebrochenem Flügel – oder verweilen ohne Fluchtreflex an einer Stelle“, erklärt Schlüter. Sie suchen dann Schutz in dichtem Gebüsch oder Hecken, wo sie sich vor Fressfeinden verstecken können. Besonders nach Kollisionen, etwa mit Glas, flüchten Vögel oft an einen versteckten Ort. „Letzteres geschieht häufig bei Glaskollisionen, wo sich Vögel oft innere Verletzungen und Gehirnerschütterungen zuziehen“, so Schlüter.

Zusätzlich ziehen sich geschwächte Vögel an sichere Orte zurück, um zu sterben. „Sie suchen dann häufig Gebüsche oder Hecken auf, da sie dort von Fressfeinden nicht so leicht entdeckt werden. Die toten Körper werden dann schnell von anderen Tieren verwertet. Entweder durch Aasfresser, oder sie werden von Insekten zersetzt“, erklärt Schlüter weiter.

Aasfresser und Insekten: Das „Recycling-System“ der Natur

Aasfresser und Insekten spielen eine zentrale Rolle im natürlichen Kreislauf. „Marder, Füchse, Mäuse, andere Vögel und auch Katzen sind Aasfresser und die natürliche Müllabfuhr. Sie sorgen dafür, dass das organische Material, also der Vogelkadaver, wieder in den Naturkreislauf zurückkehrt“, erklärt Schlüter. Durch die Entsorgung des Kadavers würde zudem verhindert, dass sich Krankheiten ausbreiten. Auch Insekten sorgen dafür, dass tote Vögel in der Natur innerhalb weniger Tage zerfallen. „Insekten, wie der Totengräberkäfer, sind schnell zur Stelle“, sagt Schlüter.

Bei der Zersetzung arbeiten Insekten und Aasfresser Hand in Hand. „In der Regel ist es ein Zusammenspiel aus Insekten und Aasfressern, die die Kadaver gemeinsam ‚bearbeiten‘“, fügt die Referentin hinzu. Dieses natürliche „Recycling-System“ sorge dafür, dass Überreste schnell verschwinden und Krankheiten sich nicht ausbreiten.

Auch interessant: Wie hoch können Vögel eigentlich fliegen?

Häufige Todesursachen: von Fressfeinden bis zu Kollisionen

Vögel sterben aus verschiedenen Gründen. „Am häufigsten sterben Vögel entweder dadurch, dass sie Fressfeinden wie Katzen zum Opfer fallen, oder durch Hunger, Erschöpfung und Krankheit“, erklärt Schlüter. Ein besonderes Risiko für Vögel sind Glasscheiben. Die Expertin betont: „Prüfen Sie, ob gefährliche Glasscheiben, in denen sich Baum, Busch oder Himmel spiegelt, eventuell eine Todesfalle für Vögel sind.“

So können Sie Vögel in Ihrer Umgebung schützen

Glaskollisionen ließen sich ganz einfach verhindern, indem man Glas für Vögel sichtbar mache, empfiehlt Schlüter. Dazu gehören spezielle Markierungen und Anpassungen an Fenstern. Futterstellen sollten nie in der Nähe solcher Glasflächen aufgestellt werden, um Kollisionen zu vermeiden. Zusätzlich rät sie: „Freigängerkatzen sollten während der Brutzeit von April bis Juli nicht in den Morgenstunden nach draußen gelassen werden, damit die Jungvögel, die dem Nest entfliehen, höhere Chancen haben, einen sicheren Platz aufzusuchen“.

  • Glasscheiben sicher machen: Markieren Sie Fenster mit Aufklebern oder Folien, damit Vögel sie erkennen können.
  • Futterstellen richtig platzieren: Stellen Sie Futterstellen weit entfernt von Glasflächen auf.
  • Katzen im Haus behalten: Halten Sie Freigängerkatzen besonders während der Brutzeit möglichst im Haus.
  • Auf Sauberkeit achten: Reinigen Sie Futter- und Wasserstellen regelmäßig gründlich mit heißem Wasser.
  • Fütterung pausieren: Stellen Sie die Fütterung vorübergehend ein, wenn gehäuft Todesfälle auftreten.
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Was tun, wenn man einen toten oder kranken Vogel findet?

Findet man einen toten Vogel, sollte man mit Bedacht handeln. „In der Regel werden tote Vögel auf natürliche Weise – mithilfe von Aasfressern oder Insekten – beseitigt, sodass man sie an Ort und Stelle belassen kann“, rät Schlüter.

Zeigte der tote Vogel jedoch Krankheitssymptome, sollte man ihn sicher entsorgen. „Wenn der Vogel offensichtlich krank war, kann man ihn auch mit einer Plastiktüte umhüllt in den Restmüll werfen oder ihn mit einer kurzen Notiz in das örtliche Veterinäramt schicken“, erklärt sie.

Tipps zum Umgang mit toten Vögeln

  • Tote Vögel vor Ort belassen: Überlassen Sie tote Vögel ohne Krankheitssymptome der Natur.
  • Kranke Vogelkörper entsorgen: Verpacken Sie offensichtlich an Krankheit verstorbene Vögel sicher und entsorgen Sie sie im Restmüll oder melden Sie sie dem Veterinäramt.
  • Schutzmaßnahmen: Tragen Sie Handschuhe, um sich selbst vor möglichen Krankheitserregern zu schützen.

Wichtig: Jungvögel, die krank oder hilflos erscheinen, sollte man nicht sofort mitnehmen. „Jungvögel, die häufig an Ort und Stelle verweilen, sind in der Regel nicht hilfebedürftig, sondern ihrem Nest entsprungen und warten auf Fütterung von ihren Eltern“, erklärt die Expertin. Bei Gefahr durch Haustiere können sie aber vorsichtig in ein sicheres Gebüsch gesetzt werden.

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