3. April 2023, 13:36 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Waschbären stammen aus Nordamerika. Doch auch in deutschen Wäldern finden sich immer mehr Exemplare. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts breiten sich die anpassungsfähigen Wildtiere hierzulande immer weiter aus. Das gefällt allerdings längst nicht jedem: Waschbären stehen unter dem Verdacht, andere Arten zu verdrängen und Krankheiten zu übertragen. Aber was ist dran an den Vorurteilen?
Niedlich sieht er ja schon aus, der Waschbär. An seiner schwarzen Augenmaske, dem geringelten Schwanz und dem buckeligen Gang ist der dämmerungs- und nachtaktive Kleinbär gut zu erkennen. Doch trotz seines putzigen Äußeren ist das Wildtier sogar unter Naturschützern umstritten. Denn die Art wurde nach Deutschland eingeschleppt. So handelt es sich um die Nachkommen jener Tiere, die einst aus Pelztierfarmen flüchten konnten oder einfach ausgesetzt wurden. Der Waschbär ist hier also ursprünglich gar nicht heimisch. Manche sehen in ihm daher eine Bedrohung für die heimische Tierwelt. Doch wie gefährlich sind Deutschlands Waschbären wirklich?
Wo gibt es in Deutschland Waschbären?
In Brandenburg, Niedersachsen und Hessen leben besonders viele Waschbären. Aber auch in anderen Bundesländern tauchen die pelzigen Neuankömmlinge immer öfter auf. Längst bewohnen sie nicht mehr nur Wälder, sondern streunen auch durch Dörfer und Städte. Offene Mülltonnen, Komposthaufen und bereitgestelltes Tierfutter ziehen die hungrigen Allesfresser magisch an.
Für einige heimische Wildtiere stellen die kleinen Raubtiere eine ernstzunehmende Gefahr dar. Insbesondere bodenbrütende Vögel wie Kiebitze und Birkhühner sind dem Räuber schutzlos ausgeliefert. Da der Waschbär hervorragend klettern kann, plündert er aber auch hochgelegene Vogelnester. Selbst Adlernachwuchs ist nicht vor ihm sicher. Und die Eier der gefährdeten Sumpfschildkröte gräbt er kurzerhand aus, um sie zu verspeisen. All dies macht den Neozoen, wie gebietsfremde Tiere fachsprachlich genannt werden, nicht unbedingt zu einem gern gesehenen Gast in Deutschland.
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Sind Waschbären in Deutschland eine Plage?
Seit 2016 findet sich der Waschbär EU-weit auf der „Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“. Das bedeutet konkret: Waschbären dürfen privat nicht gehalten und auch nicht ausgesetzt werden. Die EU-Mitgliedstaaten müssen die Ausbreitung des Waschbären beobachten und eindämmen. In Deutschland darf diese Art deshalb in fast allen Bundesländern ganzjährig bejagt werden.
Ob der Waschbär nun eine Plage ist oder nicht, daran scheiden sich die Geister. Manche würden den Pelzträger nur allzu gerne ausrotten, um die heimische Tierwelt zu schützen. Andere glauben, dass ein friedliches Nebeneinander von Waschbären und anderen Wildtieren durchaus möglich ist. So fordert beispielsweise der Naturschutzbund (NABU), die Lebensräume von Vögeln, Amphibien, Fischen und kleinen Säugetieren zu erhalten und zu vergrößern, statt das gebietsfremde Raubtier gnadenlos zu jagen.
Was tun, wenn ein Waschbär im Garten ist?
Waschbären sind vielerorts ungebetene Gäste. Sie durchwühlen Mülltonnen und dringen teilweise sogar in Häuser ein. Um die Kleinbären fernzuhalten, sollte man Abfälle unzugänglich aufbewahren. Tierische Produkte wie Fleisch- und Fischreste sollten nicht in den Kompost kommen. Um sicherzugehen, dass die Waschbären nicht ins Haus kommen, empfiehlt es sich zudem, Katzenklappen nachts verschlossen zu halten und Schornsteine mit Metallgittern abzudecken. Wer die Vögel im Garten vor dem pelzigen Räuber schützen möchte, kann einen Kletterschutz an Bäumen anbringen.
Gut zu wissen: Vor allem Hunde- und Katzenbesitzer sollten den Kontakt mit Waschbären vermeiden. Denn die Wildtiere können Flöhe, Läuse und Zecken sowie verschiedene Krankheiten übertragen, die unseren tierischen Mitbewohnern gefährlich werden können. Dazu zählen etwa die hochansteckende, oftmals tödliche Katzenkrankheit Panleukopenie sowie die gefürchtete Viruserkrankung Staupe.
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Quellen
- Nabu.de, „Der Waschbär: Eingebürgerter Nachbar auf dem Vormarsch“ (aufgerufen am 3.4.2023)
- Umweltbundesamt.de, „Waschbär“ (aufgerufen am 3.4.2023)
- Jagdverband.de, „Waschbär (Procyon lotor)“ (aufgerufen am 3.4.2023)