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Beim Experten nachgefragt

So füttern Sie Vögel im Winter richtig

Vögel im Winter richtig füttern
Vögel im Winter zu füttern hilft den Tieren in der kalten Jahreszeit. Foto: Getty Images
Ninja Sinke Autorin

14. November 2022, 11:12 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

In der kalten Jahreszeit nehmen Wildvögel ihnen angebotenes Futter gerne an. Vogelliebhaber sehen sich einer Fülle angebotener Futtersorten gegenüber, doch nicht jedes Futter eignet sich für die heimischen Vögel. PETBOOK hat mit einem Experten gesprochen und erklärt, was Sie beachten sollten, wenn Sie im Winter Vögel füttern möchten.

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Viele Vogelarten fliegen im Winter in den Süden. Die, die bleiben, sind an die niedrigen Temperaturen und die Nahrungsknappheit angepasst. Sie plustern sich auf und fressen vor allem fettreiche Nahrung. Denn die kleinen Tiere verbrauchen viel Energie dabei, ihre Körpertemperatur von 38 bis 42 Grad Celsius aufrechtzuerhalten. In schneereichen Wintern wird es für die Vögel jedoch zunehmend schwierig, ausreichend Nahrung zu finden. Die Winterfütterung unterstützt sie in dieser Zeit. Gleichzeitig können sich Vogelliebhaber in ihrem Garten daran erfreuen, Wildvögel aus nächster Nähe beobachten zu können. Bei der Fütterung von Vögeln im Winter gibt es jedoch einiges zu beachten.

Vögel im Winter füttern: sinnvoll, oder nicht?

Die Vogelarten, die den Winter hierzulande verbringen, sind an diese Jahreszeit angepasst. Dennoch gibt es gute Gründe dafür, die Vögel von November bis Ende Februar mit Futter zu unterstützen. PETBOOK hat bei Martin Rümmler, dem Referenten für Vogelschutz des „Naturschutzbundes Deutschland“ nachgefragt. In besonders frost- und schneereichen Wintern rät der Experte nachdrücklich dazu, Wildvögel im Garten unterstützend zu füttern. Denn extrem niedrige Temperaturen vergrößern die allgemeine Nahrungsknappheit im Winter zusätzlich. Die Vogelfütterung ist jedoch nicht nur in harten Wintern sinnvoll.

Besonders im Hinblick auf vergleichsweise warme Winter der letzten Jahre rate er allgemein dazu, Vögel im Winter zu füttern, ergänzt Rümmler. „Auch zum Ende eines milden Winters nimmt die Anzahl der Insekten ab. Selbst wenn der Bedarf an Nahrung nicht so groß ist, würde ich nicht von der Wildvogelfütterung abraten.“

Auf die Nachfrage, ob die Wildvogelfütterung einen Verdrängungseffekt bedrohter Arten haben kann, da Arten hoher Population mit Nahrung unterstützt werden, erklärt Rümmler: „Die Winterfütterung verschiebt die Artenzusammensetzung nicht. Bedrohte Vogelarten kommen ohnehin nicht an die Futterstelle, denn diese Vögel leben eher im Agrarland. In Siedlungen oder in der Stadt kommen die bedrohten Vogelarten gar nicht vor.“

Vögel im Winter zu füttern ist daher definitiv nicht verkehrt. Bevor Futter ausgelegt wird, sollte man sich jedoch über die lokalen Vogelarten informieren. Je nach Wohnort oder -gegend können sich die Vogelarten der näheren Umgebung unterscheiden. Es schadet ebenfalls nicht, sich mit dem Futterverhalten der verschiedenen Vögel vertraut zu machen, die während der kalten Jahreszeit unterstützen werden sollen. Damit wird sichergestellt, dass ausgelegtes Futter gefressen wird und nicht verdirbt oder sogar Ratten in den Garten lockt.

Sollte man Vögel ganzjährig füttern?

Im Sommer ist das Futterangebot der Wildvögel mit einer Vielzahl herum schwirrender Insekten deutlich größer als im Winter. „Die Sommerfütterung ist im Vergleich zur Winterfütterung kontroverser. Denn in der Regel haben die Vögel im Sommer keinen Bedarf, gefüttert zu werden.“ erklärt Martin Rümmler im Gespräch mit PETBOOK. Nicht nur die Zahl der Insekten sei groß, auch die Pflanzen stehen in voller Blüte. Zudem fänden die Vögel zu dieser Jahreszeit eine Menge Samen und Körner. Daher empfiehlt Rümmler die ganzjährige Fütterung von Wildvögeln hierzulande nicht.

Eine Ausnahme gibt es jedoch: die Gestaltung der Umgebung. Seien wenige Gärten vorhanden, die zusätzlich nicht naturnah gestaltet sind, könne zugefüttert werden, so der Referent für Vogelschutz. Ebenso sollte bei der Fütterung beachtet werden, dass sich die Nahrung der Vögel im Sommer von der im Winter unterscheidet. „Im Sommer benötigen Vögel proteinreiche Nahrung, mit der sie auch ihre Jungen füttern. Daher sollte das Futter, was den Vögeln zur Verfügung gestellt wird, nicht wie im Winter fettreich sein.“ verrät Rümmler.

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Mit welchem Futter sollten Vögel im Winter gefüttert werden?

Unabhängig von der Jahreszeit fressen nicht alle heimischen Vögel das gleiche Futter. Das sollten Vogelfreunde beachten, wenn sie Vögel im Winter richtig füttern möchten. Die verschiedenen Arten haben unterschiedliche Schnäbel und damit auch Vorlieben, was ihre Nahrung betrifft. Als Basisfutter eignen sich für die meisten Vögel Sonnenblumenkerne. Fast alle Vogelarten fressen diese – sowohl mit als auch ohne Schale.

Allesfresser sind flexibel und opportun

Unter den Wildvögeln sind Allesfresser die flexibelsten. Abhängig von der Jahreszeit fressen sie vor allem das, wovon sie am meisten finden können: in den wärmeren Monaten suchen sie sich eher tierische Nahrung in Form von Insekten und verschiedenen Würmern. Geht das Angebot zurück, steigen sie um auf Körner und Samen. Diese können die Vögel mit ihrem kräftigen, kantigen Schnabel fast so gut aufknacken wie Körnerfresser. Allesfressende Vögel werden daher auch als Mischfresser bezeichnet, die sich je nach Angebot und Belieben flexibel ihre Nahrung suchen können.

Zu den Allesfressern zählen verschiedene Meisenarten wie die Kohl- und Blaumeise. Spechte, Eichelhäher, Kleiber und Rabenkrähen gehören ebenfalls dazu. Besonders Meisen mögen Mischungen aus Fett und Samen, wie etwa in Meisenknödeln.

Weichfutterfresser bevorzugen Futter ohne robuste Schale

Wie der Name es bereits vermuten lässt, bevorzugen Weichfutterfresser weiche Nahrung. Dazu zählen Insekten, Spinnen, kleine Weichtiere, wie Schnecken oder Würmer und Früchte. Die Vögel verzehren auch Rosinen, Haferflocken, geschrotete Nüsse und Kleie, wenn sie ihnen angeboten werden. Ihre Schnäbel sind spitzer und zierlicher als die der Körnerfresser. Im Winter können die Vögel ihre Fressgewohnheiten dennoch umstellen und feine Samen fressen wie etwa Mohn. Viele Weichfutterfresser sind Zugvögel und verlassen Deutschland während der kalten Jahreszeit, jedoch längst nicht alle.

Rotkehlchen, Amseln, Heckenbraunellen, Stare, Drosseln und Zaunkönige gehören unter anderem zu den Weichfutterfressern.

Körnerfresser knacken mit ihrem robusten Schnabel auch die härteste Nuss

Körnerfresser haben einen kurzen, kräftigen Schnabel. Mit diesem sind sie in der Lage, die harte Schale von Nüssen und Samen problemlos zu knacken. Verschiedene Nüsse und Samen, dazu zählen auch Eicheln, Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Hanfsamen und Haferflocken fressen Körnerfresser besonders gern. Körnerfresser, die auch als Samenfresser bezeichnet werden, gehören nicht zu den Zugvögeln. Daher werden sie im Winter vermehrt im Garten angetroffen.

Zu den Körnerfressern gehören unter anderem Finken, Sperlinge, Kernbeißer und Goldammern.

Vogelhaus oder Futterspender?

Klassischerweise sind in vielen Gärten Vogelhäuser zu finden. Für das Füttern der Vögel im Winter sind diese jedoch nicht optimal geeignet. Denn die Vögel sollten nicht im Futter stehen können. Kot oder Feuchtigkeit wird so von den Vögeln hereingetragen und kann die Nahrung verunreinigen – das begünstigt die Entstehung von Krankheitserregern und Schimmel.

„Die regelmäßige Reinigung mit heißem Wasser ist bei der Nutzung eines Vogelhauses notwendig. Bei der Fütterung von Wildvögeln muss besonders auf die Hygiene geachtet werden“, betont auch Martin Rümmler vom „Naturschutzbund Deutschland“. Im Vogelhaus sollte das Futter in regelmäßigen Abständen aufgefüllt werden, sodass sich nur kleine Mengen im Häuschen befinden. Das Risiko, dass Futter verdirbt, sei so geringer.

Neben dem Vogelhaus gibt es sowohl für Mensch als auch für Vögel eine hygienischere Alternative: Futterspender oder Futtersilos. Diese Formen der Fütterung stellen sicher, dass die Vögel nicht in ihrem Futter umherlaufen und es verunreinigen können. Futterspender und -silos müssen seltener befüllt werden, da das Futter besser geschützt ist. Mit der richtigen Lage, nämlich von Wind, Regen und Schnee abgeschirmt, kann das Futter weder nass werden, noch gefrieren. Eine Reinigung ist damit nicht nötig. Futterspender sind daher zu empfehlen. Wem die Mehrarbeit mit einem Vogelhaus nicht stört, kann Vögel im Winter auch mit dieser Futterstelle unterstützen.

Der richtige Platz, um Vögel im Winter zu füttern

Wer Vögel im Winter ohne Kopfzerbrechen fütter möchte, sollte den richtigen Platz dafür auswählen. Aufgrund des unterschiedlichen Fressverhaltens der Vogelarten sind nicht für alle hängende Futtersilos geeignet. Manche Vögel fressen ihre Nahrung lieber in Bodennähe. Dazu zählen besonders die Weichfutterfresser, denn sie machen sich vor allem am Boden auf die Suche nach ihrer Nahrung oder fangen sich Insekten im Flug.

Prinzipiell sollte der Platz, an dem sich die Vögel im Winter gerne aufhalten und ernähren, gut einsehbar sein. Das schützt die Vögel vor Katzen oder anderen Tieren, die sich anschleichen möchten. Befinden sich Bäume oder Büsche in nächster Nähe, können die Vögel dort Schutz suchen, wenn sie doch mal von anderen Tieren oder Vögeln angegriffen werden. Vogelhäuser oder Futterspender können auch in der Nähe von Fenstern angebracht werden. In diesem Fall sollten die Fenster beklebt werden, um zu verhindern, dass Vögel gegen das Glas fliegen und sich verletzen.

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Das sollten Sie beim Füttern der Vögel im Winter vermeiden

Vögel haben empfindliche Mägen. Die falsche Fütterung kann für sie sogar tödliche enden, daher sollten Vogelliebhaber sich im Voraus informieren.

  • Brot, Gebäck, roher Reis oder Grieß – damit sollten Wildvögel prinzipiell nicht gefüttert werden. Diese Nahrungsmittel quellen den Magen der kleinen Vögel auf, was tödlich enden kann.
  • Verdorbene Lebensmittel eignen sich ebenfalls nicht für das Füttern von Wildvögeln.
  • Frischobst kann im Winter schnell gefrieren und sollte vermieden werden.
  • Meisenknödel sind einfach aufgehängt und die Vögel lassen sich gut an ihnen baumelnd beobachten. Knödel in Plastiknetzen sollten jedoch nicht gekauft werden, denn die Vögel können sich mit ihren Beinen darin verheddern. Dabei können sie sich schwer verletzen.
  • Billiges Vogelfutter: Wer sparen möchte, den erwartet meist eine unschöne Überraschung, da billiges Vogelfutter mit einem hohen Anteil Weizenkörner gestreckt wird, welche bei den Vögeln eher unbeliebt sind. Die Weizenkörner landen daher oft neben dem Futterspender. Gekauftes Futter kann zusätzlich schädliche Pestizide enthalten.
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So gestalten Sie den Garten für Vögel naturnah

Vögel im Winter zu füttern ist eine Möglichkeit, den Tieren die kalte Jahreszeit zu erleichtern. Wer seinen Garten naturnah gestaltet, bietet Vögeln unabhängig von menschlicher Unterstützung mehr Möglichkeiten der Futtersuche. Das ist mit weniger Aufwand verbunden als gedacht und macht für Wildvögel einen großen Unterschied.

Eine Möglichkeit, Wildvögeln ein größeres Nahrungsangebot zu schaffen, ist das Anpflanzen heimischer Sträucher. Von den Beeren der Eberesche, des Zierapfels und weiterer Pflanzen können sich die Vögel mehrere Monate lang ernähren. Sind die Pflanzen im Winter kahl, eignen sie sich trotzdem noch als Rückzugsmöglichkeit für Vögel, ebenso wie Hecken. Ebenso können Nistkästen aufgehängt werden, in denen Vögel Schutz vor niedrigen Temperaturen suchen können.

Martin Rümmler, Referent für Vogelschutz, empfiehlt zudem, verblühte Stauden und altes, totes Holz nicht aus dem Garten zu entfernen. Stattdessen können sie unter die Gartensträucher geschoben werden. Dort siedeln sich Insekten an, die den Vögeln als Nahrung dienen. Wer Laub- und Reisighaufen entsorgen möchte, sollte sich das noch mal überlegen: auch hier leben viele Insekten. Ein Teich oder kleines Gewässer im Garten sieht nicht nur schön aus, sondern dient den Vögeln als Wasser- und Nahrungsquelle.

Quellen

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