15. Oktober 2024, 6:56 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Weißstorch hat sich in unseren Breitengraden auch seinen Namen als Klapperstorch gemacht, denn zur Brutzeit kann man hoch oben in ihren Nestern die Paare beim Klappern beobachten. Welche faszinierenden Eigenschaften diese großen Vögel und Glücksboten noch haben, hat PETBOOK herausgefunden.
Rund 19 Storcharten leben über den Globus verteilt und ihre ursprüngliche Heimat sind die Tropen und Subtropen. Aber wer kennt schon den Nimmersatt (Mycteria ibis) oder den Sattelstorch (Ephippiorhynchus senegalensis)? Die bei uns heimischen Weißstörche (Ciconia ciconia) von denen 7000 Weißstorchpaare in Deutschland brüten, trifft man meist in feuchten und nassen Landschaften an, wo sie mit ihren langen roten Beinen durchs Nass schreiten, auf der Suche nach Fröschen und Fischen. Blitzschnell packen sie ihre Beute mit ihrem langen spitzen Schnabel und schlucken sie am Stück hinunter.
Der Weißstorch ist hierzulande der am besten erforschte Vogel, doch die wenigsten kennen seine genaue Lebensweise. Oder wussten Sie etwa, dass das Storch-Elternpaar ihr Junges mit einem Kilo am Tag füttern müssen? PETBOOK hat die faszinierendsten Fakten rund um den Storch einmal zusammengetragen. 1
Störche singen nicht
Besonders auffällig an dem 80 bis 100 cm großen Vogel ist sein schwarzweißes Gefieder, der lange rote Schnabel und die rotbestrümpften Füße. Seine Flügelspannweite beträgt bis zu 220 cm und sie bringen bis zu 4,5, Kilo auf die Waage. Störche werden bis zu 35 Jahre alt.2
Neben dem Äußeren erkennt man viele Vögel aus an ihrem Gesag. Beim Storch ist das allerdings anders: Seine Stimme ist kaum hörbar. Dafür umso deutlicher vernimmt man das Klappern seines Schnabels. Aber warum machen die Vögel eigentlich diese Geräusche?
Darum klappert der Storch
Das Klappern dient einerseits der Verständigung untereinander. Die Vögel zeigen es etwa zur Begrüßung des Partners am Nest. Auch im Balzritual, dem Vorspiel für die Paarung, wird geklappert. Das Geräusch wird aber auch eingesetzt, um Eindringlinge zu vertreiben. Es handelt sich hier um ein angeborenes Verhalten, das also nicht erst erlernt werden muss. Bereits die Jungtiere fangen im Nest mit dem Klappern an.
Storchenjunge verschlingen über 1 kg Nahrung am Tag
Ein ausgewachsenes Exemplar des Weißstorchs benötigt bis zu 700 Gramm Nahrung am Tag. Das sind umgerechnet ungefähr 700 Regenwürmer oder 16 Mäuse. Dafür stakst er mit seinen langen roten Beinen den ganzen Tag durch Feuchtgebiete.
Gibt es Jungtiere, die in einer bestimmten Wachstumsphase sogar 1600 Gramm pro Vogel am Tag benötigen, liegt der Nahrungsbedarf einer Storchenfamilie bei 4600 Gramm am Tag! Um in dieser anstrengenden Phase der Aufzucht keine langen Flugzeiten zu haben, ist es wichtig, dass sich die Elterntiere unmittelbar in der Nähe des Nestes auf Nahrungssuche begeben können und auch fündig werden.
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Ein Storchen-Horst kann bis zu zwei Tonnen wiegen
Die Nester von großen Greifvögeln wie dem Adler oder dem Uhu bezeichnet man als Horst. Aber auch das Nest von Störchen wird als Horst betitelt, in das sie für den Rest ihres Lebens immer wieder zurückkehren werden, da sie nesttreu sind. Ihr Bau ist aufwendig, denn die Horste weisen oft einen Durchmesser von zwei Metern auf und sind oft bis zu drei Meter hoch und können bis zu zwei Tonnen wiegen. Kein anderer europäischer Vogel betreibt einen solchen Aufwand.
Störche paaren sich mehrmals pro Stunde
Die bizarren Großvögel haben ein sehr aktives Sexleben. Pro Stunde paaren sie sich mehrmals oft hoch oben in ihrem Horst vor den Augen neugieriger Zuschauer. Vielleicht ist der Storch auch deshalb das Symbol für Fruchtbarkeit und Kinderkriegen schlechthin?
Warum brütet der Storch so hoch oben auf dem Schornstein oder Kirchturm?
Zum einen behält der Storch gerne den Überblick und das hat seine Gründe. Hoch oben sind die Jungstörche in Sicherheit vor Beutegreifern wie Mardern, Füchsen oder streunenden Katzen. Zum anderen kommt es seinem Flugstil entgegen, denn er bevorzugt es, mit seinen weit ausgebreiteten Flügeln zu segeln, nur selten unterbrochen von langsamen Flügelschlägen. Und von hoch oben kann er seine Futtergebiete besser überblicken. In den letzten 70 Jahren wurden nur sechs Fälle dokumentiert, in denen Störche ihre Nester am Boden gebaut haben.
Sehenswert: Die größte Dichte an Storchennestern habe ich in Straßburg gesehen. Neben dem Parc de l’Orangerie geht eine mit alten Bäumen bestückte Allee in Richtung des Europaparlaments und in jeder Krone ist ein Horst mit einem Storchenpaar. Insgesamt nisten im und um den Park ca. 100 – 200 Storchenpaare. Wunderschön!
Sind sich Störche ein Leben lang treu?
Manchmal treffen sie nach ihrer langen Reise zurück aus Afrika in ihrem Horst in Straßburg die schicke rot bestrumpfte vom letzten Jahr an, dann kann es durchaus sein, dass sie sich erneut paaren. Meist finden sie aber einen neuen Partner. Während der Brutsaison bleiben sie sich allerdings treu, sie sind als eine Art Saison-Ehepaar.
Warum heißt der Storch auch Adebar?
Das Wort Storch ist laut Etymologen früheren Wörtern wie starr und sterke zuzuordnen. Der Name Storch hat mit seinem stelzenden Gang zu tun. Ein weiterer Ursprung ist, dass sich der Name vom Wort „stock“ ableitet, das im Mittelalter für „männliches Glied“ stand. Vermutlich besteht hier auch ein Zusammenhang mit der Sage im germanischen Sprachraum, dass der Storch als Kindesbringer gilt. Als Adebar wird er wohl bezeichnet, da er als Glücksbringer gilt, abgeleitet von „auda“ = Glück, „Heil“ und „bera“ = tragen, bringen, gebären.
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Wo kann man Störche gut beobachten?
Besonders in der Brutzeit zwischen Anfang April und Anfang August kann man Störche in ihren Horsten bei der Brutpflege beobachten. In Deutschland geht das laut NABU in Rühstädt. Nirgendwo in Deutschland nisten so viele Störche auf so engem Raum wie im Europäischen Storchendorf Rühstädt nahe der Elbe. Aber auch im Elsass oder in Polen wird man fündig. Im Land der Störche zählte man zuletzt 52.500 Paare.