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Schon gewusst?

70 Prozent der karibischen Strände entstanden durch Ausscheidungen von Papageifischen

Ein Papageienfisch schwimmt über einem Riff
Papageifische knabbern mit Vorliebe Riffe ab und lassen anschließend mit ihrem Kot ganze Inseln entstehen Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

4. September 2024, 15:53 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Für viele Menschen sind die Strände von Hawaii, der Malediven oder auch der Karibik wahre Sehnsuchtsorte. Doch wer sich dorthin in den Urlaub aufmacht, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit gemütlich in den Ausscheidungen von Papageifischen.

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Hätten Sie gedacht, dass viele weiße Sandstrände in der Karibik oder auf den Malediven zu einem großen Teil aus Ausscheidungen von Fischen bestehen? Verantwortlich dafür sind Papageifische, die sich in vielen tropischen Korallenriffen dieser Welt finden – und diese mit Vorliebe abknabbern. Werden diese von den Papageifischen verstoffwechselt, kommt dabei ganz feiner Sand heraus – allerdings als Kot.

Papageifisch schmirgelt Korallen zu Sand

Papageifische knabbern mit Vorliebe die Algen von den Korallen ab. Größere Arten wie der Buckelkopfpapageifisch fressen sogar ganze Äste. Man kann bei einem Tauchgang sogar Knuspergeräusche hören, wenn Papageifische sich über Korallen hermachen. Dafür nutzen sie ihre schnabelartig geformten Zähne, die an Papageienschnäbel erinnern und ihnen auch ihren Namen verliehen. Diese großen Zähne nutzen sich an den harten Korallen zwar ab, wachsen aber immer wieder nach.

Doch wer jetzt denkt, dass Papageifische schädlich für die ohnehin bedrohten Riffe sind, der irrt. Vielmehr sind sie ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems und halten trotz ihres Hungers auf Koralle diese sogar gesund. Denn in erster Linie interessieren sie sich für den Algenbewuchs darauf. Diesen entfernen sie und erlauben den Korallen somit wieder eine bessere Sauerstoffversorgung. Sie animieren sie sogar dazu, schneller zu wachsen. Auch die Korallenteile, die von den größten Arten abgebrochen und verspeist werden, sind eher wie ein Schnitt an einem Obstbaum zu verstehen. Die Koralle verästelt sich an dieser Stelle später besonders gut.1,2

So verbringt der Papageifisch etwa 90 Prozent seiner Zeit mit Unterwassergarten-Arbeit und leistet einen wichtigen Teil zur Gesundheit des Riffs. Er gilt durch sein Fressverhalten auch als sogenannte Schlüsselart im Riff. Denn im Gegensatz zum Korallensterben durch Überhitzung der Meere ist die Bioerosion, die von Papageifischen ausgelöst ist, ganz natürlich. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Papageifische auch Zooxanthellen ausscheiden. Also die Zellen, mit denen Korallen Photosynthese betreiben.3

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Einzelner Papageifisch scheidet jährlich viele Kilogramm aus

Hat der Fisch genügend Koralle und Alge abgeraspelt, werden diese durch weitere Zähne in seinem Schlund – auch Rachenmühle genannt – weiter fein geschliffen. Bis am Ende sehr heller, kalkhaltiger Sand wieder ans Meer abgegeben wird – denn Korallen bestehen größtenteils daraus.

Allerdings variieren die Angaben darüber, wie viel Sand ein Papageifisch tatsächlich so übers Jahr erzeugt. Manche sprechen von 100 Kilogramm, andere wie „NationalGeographic“ geben sogar eine Tonne pro Jahr an. Auch darüber, zu wie viel Prozent weiße Traumstrände, aber auch ganze Inseln und Atolle tatsächlich aus Fischkot bestehen, herrscht noch Uneinigkeit. Die Anteile variieren je nach Forschung zwischen 70 und 85 Prozent.4

Allerdings muss das Wissen darum, woher der kalkhaltige weiße Sand wirklich stammt, der Urlaubsfreude natürlich keinen Abbruch tun. Denn im Grunde genommen ist es ja tatsächlich nur sehr feiner Kalk und Korallenabrieb, der fast weiße, wunderschöne Strände bildet. Viel besorgniserregender ist, dass dieser so wichtige „Korallengärtner“ auch bejagt, in Meerwasseraquarien gesteckt und als Speisefisch verkauft wird. So berichtet der WWF darüber, dass Papageifische in einigen Ländern unter Überfischung leiden, obwohl viele Arten bereits bedroht sind und auf der Roten Liste stehen.

Themen Salzwasserfische

Quellen

  1. Mumby, P. J. (2009). Herbivory versus corallivory: are parrotfish good or bad for Caribbean coral reefs?. Coral Reefs, 28(3), 683-690. ↩︎
  2. Russ, G. R., Questel, S. L. A., Rizzari, J. R., & Alcala, A. C. (2015). The parrotfish–coral relationship: refuting the ubiquity of a prevailing paradigm. Marine Biology, 162, 2029-2045. ISO 690
    ↩︎
  3. Castro-Sanguino, C., & Sánchez, J. A. (2012). Dispersal of Symbiodinium by the stoplight parrotfish Sparisoma viride. Biology Letters, 8(2), 282-286. ↩︎
  4. Alwany, M. A., Thaler, E., & Stachowitsch, M. (2009). Parrotfish bioerosion on Egyptian red sea reefs. Journal of Experimental Marine Biology and Ecology, 371(2), 170-176. ↩︎
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