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Sieht aus wie ein Orca

Fast völlig unerforscht! Was man über den Stundenglasdelfin weiß

Der Stundenglasdelfin erinnert von der Optik her nicht nur an eine Sanduhr, sondern auch an einen Orca. Viel mehr weiß man über ihn bisher auch nicht.
Der Stundenglasdelfin erinnert von der Optik her nicht nur an eine Sanduhr, sondern auch an einen Orca. Viel mehr weiß man über ihn bisher auch nicht. Foto: picture alliance / imageBROKER
Louisa Stoeffler
Redakteurin

3. September 2024, 17:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der Stundenglasdelfin lebt in einer Umgebung, die für Menschen nur schwer zu erreichen und noch schwerer zu untersuchen ist. Allerdings könnte das von den Maori verehrte Meeressäugetier, über das man fast nichts sicher weiß, nun doch endlich besser verstanden werden.

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Die Gewässer des südlichen Polarmeeres gehören zu den fruchtbarsten, aber auch kältesten Lebensräumen auf unserer Erde. Leicht zu erreichen sind sie aufgrund starker Strömungen und Winde auch nicht, besonders wenn man von dem Atlantik in den Pazifik möchte und um die Spitze Südamerikas herumsegeln muss. Dies ist jedoch wohl nur ein Grund dafür, dass man über den dort beheimateten Stundenglasdelfin – eine der am wenigsten erforschten Arten der Welt – heute noch so wenige Informationen hat.

Bislang nur wenige Exemplare vom Stundenglasdelfin untersucht

Wenn man an Delfine denkt, haben viele unweigerlich den Großen Tümmler vor Augen. Nicht zuletzt wegen der Popularität der Fernsehserie „Flipper“ ist dies für viele die erste Assoziation. Allerdings gibt es viel mehr Delfinarten, die ebenfalls Aufmerksamkeit und Schutz verdient haben. Zum Beispiel der Stundenglasdelfin, über den man bislang so gut wie nichts weiß. Sogar seine erste Beschreibung im Jahr 1824 fand über eine Zeichnung statt und nicht über eine Sichtung!

Den Namen bekam die kleine Delfinart wegen ihrer charakteristischen schwarz-weißen Zeichnung, die sie auf den ersten Blick tatsächlich ein wenig an Orcas erinnern lässt. Schaut man jedoch etwas genauer hin, ziehen sie die weißen und schwarzen Streifen wie eine Sanduhr über ihren Körper.

Auch sind sie für Delfine ziemlich klein. Die Weibchen werden nicht größer als 1,6 bis 1,8 Meter, die Männchen ein kleines bisschen größer. So vermutet man zumindest. Denn über den scheuen Bewohner des antarktischen Meeres gibt es nur äußerst wenig gesicherte Informationen. Wahrscheinlich auch, weil sie nur sehr selten angespült werden. Nun gelang es in einer Studie jedoch das erste Mal, eine Gensequenzierung des Stundenglasdelfins durchzuführen und gleichzeitig Kulturen näher zusammenzubringen.

Von den Maori spirituell geschätzt

Diese neue Untersuchung könnte die Wende für die Forschung am Stundenglasdelfin darstellen, von dem bislang nur wenige Exemplare studiert werden konnten. Denn die ausführliche DNA-Analyse eines am 5. August 2020 in Neuseeland gestrandeten Tiers bringt die Wissenschaft ein ganzes Stück nach vorn. Und das zusammen mit den Ureinwohnern des Landes, den Maori. Denn bei ihnen gilt der kleine Delfin als „taonga“, was so viel wie wertvoll bedeutet.

Die Forscher haben sich mit ihrer Untersuchung größte Mühe gegeben, die kulturelle Bedeutung der Delfine für die Maori anzuerkennen. Denn eigentlich ist eine DNA-Sequenzierung sehr kostspielig und könnte bestehende Ungleichheiten zwischen den Kulturen verschärfen, wie die Forscher in ihrer Untersuchung schreiben. Denn wer Zugang zu den Technologien habe, entscheide auch, wer von den Daten am Ende profitiert. Doch hier wurde eine Lösung gefunden, die beide Seiten respektiert.

Einem Bericht von „1News New Zealand“ zufolge war dies nicht immer so. Denn den Maori wurde ihre Tradition der Interaktion mit Walen und Delfinen in den 1970er-Jahren verboten. Heute ist dies anders und der gestrandete Stundenglasdelfin wurde so intakt wie möglich wieder den Stämmen (iwi) übergeben. „Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es einfach niemanden da draußen. Heute stand ich inmitten dieser wunderbaren Gruppe junger Frauen, die über Meeressäuger forschen“, sagte eine Maori-Walexpertin (Tohunga tohorā) „1News New Zealand“.

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Genom führt zu mehr Verständnis

„Diese Genome können einen Weg zum Verständnis früherer Veränderungen der Populationsgröße, der Anpassung und der Anfälligkeit für Klimaveränderungen darstellen – ein Aspekt, der für den Stundenglasdelfin in der sich rasch verändernden antarktischen Umwelt besonders wichtig ist“, schreiben die Autoren der Studie.1

Denn der Stundenglasdelfin lebt in sehr kalten Gewässern bis sieben Grad und eigentlich sieht man ihn nur selten in der Nähe von Land. In Neuseeland wurden zum Beispiel nur drei seit der Erstbeschreibung der Spezies angespült. Wenn man versteht, wie der Stundenglasdelfin lebt, wird man in Zukunft auch besser vor den Folgen des Klimawandels schützen können.

Offiziell gilt der Stundenglasdelfin als nicht bedroht und groben Schätzungen zufolge gibt es noch 144.000 Exemplare. Doch eigentlich ist eine Einschätzung dieser Art noch kaum möglich. Denn auch über ihre Ernährung gibt es bislang nur Spekulationen. Man glaubt, dass sie sich aus kleinen Fischen, Tintenfischen und kleinen Krustentieren zusammensetzt. Was man jedoch bereits untersucht hat, ist, dass sie wie alle Delfine sich eines Echolots bedienen, um Beute zu lokalisieren.2

Doch gerade das Südpolarmeer ist am stärksten von Veränderungen des Klimas betroffen. Der vor Leben nur so wimmelnde Strom um den vereisten Kontinent bietet (noch) ideale Fanggründe für Buckelwale und eben auch den Stundenglasdelfin. Somit können Tierfreunde hoffen, dass Ureinwohner und Wissenschaftler weiterhin ihr Wissen austauschen, um diese Art weiter zu studieren und zu schützen.

Themen Meerestiere Neues aus Wissenschaft und Forschung

Quellen

  1. McGrath, N., le Roux, J., Whibley, A., Alexander, A., Stewart, R. O., Johnstone, M., ... & Silander, O. K. (2024). A High-quality Oxford Nanopore Assembly of the Hourglass Dolphin (Sagmatias cruciger) Genome. bioRxiv, 2024-05 ↩︎
  2. Tougaard, J., & Kyhn, L. A. (2010). Echolocation sounds of hourglass dolphins (Lagenorhynchus cruciger) are similar to the narrow band high‐frequency echolocation sounds of the dolphin genus Cephalorhynchus. Marine Mammal Science, 26(1), 239-245. ↩︎
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