1. Juli 2024, 6:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Abwehrmodus oder sich uninteressant machen – im Tierreich gibt es verschiedene Strategien, um Fressfeinen zu entkommen. PETBOOK stellt Tiere vor, die sich unter anderem tot stellen, um nicht als Beute zu enden.
Es ist eine Kunst für sich und dennoch beherrschen sie verschiedenste Tiere: Sie stellen sich tot und täuschen Jägern so erfolgreich vor, dass sie als Mahlzeit wenig geeignet sind. Dieses Verhalten nennt man in der Wissenschaft Thanatose. Was viele nicht wissen: Die Thanatose wird nicht nur genutzt, um Fressfeinden zu entgehen.1 So nutzt der mittelamerikanische Buntbarsch diese Taktik auch, um Beute zu täuschen. Er lässt sich reglos auf den Seegrund sinken und noch bevor andere Fische die ersten Bissen vom vermeintlichen Kadaver nehmen können, erwacht der Buntbarsch aus seiner Starre und schnappt sich den ahnungslosen Fisch.
Übersicht
Auch beim Paarungsverhalten stellen sich Tiere tot
Auch um sich fortzupflanzen oder dies gar zu verhindern, wird die Taktik angewandt. So lässt sich die weibliche Torf-Mosaikjunger aus der Luft plötzlich zu Boden fallen und täuscht ihr Ableben vor, wenn paarungswillige Männchen allzu aufdringlich werden.
Im Gegensatz dazu nutzt die männliche Jagdspinne das Vortäuschen ihres Todes dazu, sich paarungsbereiten Weibchen zu nähern, ohne dabei aufgefressen zu werden. Denn die weiblichen Exemplare dieser Spinnenfamilie sind dafür bekannt, die männliche Vertreter als Nahrung anzusehen. Das Männchen stellt sich also tot und heftet sich an ein selbst geschnürtes Nahrungspaket. Dieses schleppt die weibliche Spinne dann in ihr Nest. Sobald sie beginnt, die Nahrung zu vertilgen, versucht das Männchen die weibliche Spinne schnell zu begatten.
Diese Tiere können sich tot stellen, um nicht gefressen zu werden
Der bekannteste Grund, warum Tiere sich tot stellen, dient ganz einfach dem Überleben. Dafür haben verschiedenste Tierarten auch ganz unterschiedliche Verhaltensweisen entwickelt, um für Fressfeinde unappetitlich zu wirken.
Nordamerikanisches Virginia-Opossum
Die Kunst besonders unappetitlich für Jäger zu wirken, hat das Virginia-Opossum perfektioniert. Nähert sich ein Feind, wirft sich das Opossum hin, öffnet sein Maul und lässt demonstrativ die Zunge heraushängen. Zudem macht es jedem Jäger deutlich: Ich bin ungenießbar. Hierfür scheidet es eine stinkende Flüssigkeit aus und entleert seinen Darm.
Würfelnatter
Ein ähnlich intensives Schauspiel bieten Würfelnattern, die sich bedroht fühlen. Diese auch ihn Europa heimische Schlangenart windet sich bei einem Angriff heftig und schmiert sich dabei komplett mit Kot und Urin ein. Der Gestank, der durch dieses Verhalten verursacht wird, schreckt schon viele Fressfeinde ab. Reicht das nicht aus, stellen die Würfelnattern sich schließlich tot und es läuft ihnen Blut aus dem Mund. So soll auch den hartnäckigsten Jägern der Appetit vergehen. 2
Bei einem Experiment fanden Forscher der Universität Belgrad heraus, dass ältere Schlangen hierbei das gesamte Repertoire an Abwehrmechanismen zeigen, während jüngere sich schneller tot stellen. Dies führen die Forscher auf den größeren Erfahrungsschatz der älteren Würfelnattern zurück, die so erfolgreich überlebten. 3
Meerschweinchen und Kaninchen
Wer Meerschweinchen oder Kaninchen hält, wird im Zweifel schon mal beobachtet haben, wie sich die Haustiere tot stellen. Manchmal reicht ein kurzer Schreck und die Tiere fallen in eine minutenlange Starre. Nur die schnelle Atmung macht deutlich, dass das Kaninchen oder Meerschweinchen nicht tatsächlich tot ist. Raubvögel können Beute, die sich nicht bewegt, schlechter wahrnehmen, wenn sie am Himmel kreisen. Aber auch andere Beutegreifer reagieren vornehmlich auf Bewegung, weshalb die Taktik mitunter recht erfolgreich ist.
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Weitere Tierarten, die sich tot stellen können
Neben Nagern, Schlangen oder Insekten haben auch Vögel das Totstellen in ihrem Verhaltensrepertoire. Dazu gehören Wildenten, Japanwachteln und Haushühner.
Aber auch eine Haiart kann Jäger mit dem vorgetäuschten Tod in die Irre führen: Zitronenhaie werden schlaff, ihre Atmung wird flach und sie zittern leicht, wenn man sie auf den Rücken dreht und festhält.
Japanische Dornschrecken hingegen drehen sich blitzschnell auf den Rücken und strecken alle Beine von sich, sodass es Fröschen unmöglich ist, das nun sperrige Insekt zu verschlingen.