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Elefanten, Orcas und Co.

Auch Tiere trauern um ihre Artgenossen

Elefantenbulle vor dem Kadaver eines Artgenossen
Auch noch Tage und Wochen nach dem Tod eines Artgenossen besuchen Elefanten verstorbene Herdenmitglieder.Botswana Foto: Getty Images
Porträtbild Marike Stucke
Freie Autorin

24. Juni 2024, 6:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Stirbt ein geliebter Mensch, ist das für Freunde und Angehörige ein einschneidendes Erlebnis. Trauer können aber nicht nur Menschen empfinden. PETBOOk erklärt, wie auch Tiere um Artgenossen trauern können.

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Trauer gehört für uns Menschen zum Leben wie Glück, Entspannung oder Freude. Es ist ein elementares Gefühl, das schon kleine Kinder empfinden und auch ausdrücken können. Lange glaubte man, dass nur Menschen in der Lage sind, um Angehörige oder andere „Artgenossen“ zu trauern. Aber auch Tiere können ein vergleichbares Verhalten zeigen, wenn ein Familienmitglied oder Rudeltier stirbt.

Diese Tiere trauern um ihre Artgenossen

Für uns Menschen ist weinen in eindeutiges Zeichen von trauer. Weil Tieren dabei aber keine Tränen über das Gesicht laufen, wurde ihnen diese Emotion lange abgesprochen. Heute wissen wir, dass viele Tiere echte Trauer empfinden, diese aber anders äußern als wir Menschen.

Vor allem Tiere, die in engen sozial- und Familienverbänden leben, trauern um tote Artgenossen. Im Folgenden stellen wir Tierarten vor, bei denen dieses Verhalten bereits gut untersucht ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch andere Arten Trauer für Artgenossen empfinden – wir haben es vielleicht nur noch nicht erkannt.

Gorillas und Schimpansen

Dass Menschenaffen ein Verhalten zeigen, dass ihre Trauer ausdrückt, ist wenig verwunderlich. Denn Gorillas und Schimpansen gehören zu den engsten Verwandten des Menschen im Tierreich. So wurde beobachtet, dass die Menschenaffen oft dicht bei verstorbenen Familienmitgliedern sitzen bleiben und Fellpflege betreiben.

Koko, ein Gorillaweibchen, das in einer Forschungseinrichtung in den U.S.A. lebte, hatte eine eigene Katze und beherrschte die Gebärdensprache. Nach dem Tod der Katze bedeutete Koko ihren Pflegen über viele Wochen die Gebärdensprachenzeichen für Trauer und Weinen.1

Schimpansen hingegen bedecken Verstorbene mit Zweigen und Blättern. Auch wurde berichtet, dass die Menschenaffen den toten Artgenossen immer wieder liebevoll berühren und streicheln und versuchen, ihn wachzurütteln. Haben sie den Tod des Familienmitglieds akzeptiert, können die Affen in eine tiefe Lethargie verfallen.

Auch Makakenweibchen können nur schwer von ihrem verstorbenen Nachwuchs ablassen. Teilweise sind die Babys schon mumifiziert, wenn die Mütter sie dennoch liebevoll durch die Gegend tragen und Fliegen davon abhalten, Eier in die Kadaver zu legen.

Elefanten

Elefanten gelten generell als sehr soziale Tier mit einem großen Zusammenhalt. Sie leben in Herden und Familiengruppen. Stirbt ein Artgenosse aus diesem Verband, löst dies auch bei Elefanten ein spezifisches Verhalten aus. So besuchen die Tiere die verstorbenen Elefanten auch nach deren Ableben immer wieder. Zudem versuchen Familienangehörige erst kürzlich verstorbene Elefanten wieder aufzurichten.

Orcas

Bei weiblichen Orcas wurde beobachtet, dass diese ihren Nachwuchs sehr intensiv betreuen. Immer wieder werden die Walbabys auch über Wasser gehalten, damit sichergestellt ist, dass diese ausreichend Sauerstoff erhalten. Dieses Verhalten zeigen die Walkühe selbst dann, wenn ihr Nachwuchs bei der Geburt oder danach verstorben ist. Bis zu einer Woche lang schieben die Schwertwalweibchen ihre toten Babys mit dem Maul oder Rücken immer wieder an die Wasseroberfläche, bis sie den Tod des Walkalbs akzeptieren und von ihm ablassen. Auch zarte Berührungen mit den Flossen sowie das Anschmiegen an den verstorbenen Artgenossen wurden beobachtet.

Hunde

Auch Haustiere wie Hunde können Trauer empfinden. Die ist besonders bei Tieren zu beobachten, die mit anderen Hunden gemeinsam gehalten wurden. Verstirbt einer dieser Hunde, zeigen die anderen oft ein verändertes Verhalten, dass sich in Lethargie, Fressunlust und auch verringertem Spieltrieb zeigen kann. Auch Hunde, die ihren Halter verloren haben, zeigen oft ein ähnliches Verhalten. Dies ist zwar oft auch auf den plötzlichen Ortswechsel zurückzuführen, da die Hunde nicht mehr in ihrem Zuhause bleiben können, aber auch der geliebte Mensch wird vermisst.

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Können Tiere wirklich um ihre Artgenossen trauern?

Ob Tiere wirklich in der Lage sind, wie Menschen um verstorbene Familienmitglieder oder andere Artgenossen zu trauern, gilt als umstritten. Allerdings wurde inzwischen chemisch nachgewiesen, dass Menschen und Tiere bei einem Trauerfall die gleichen Hormone ausschütten. Hierbei spielen Adrenalin und Noradrenalin eine Rolle, die Stress auslösen. Sowohl Menschen als auch Tiere zeigen diese Reaktion bei Todesfällen im engen Umfeld. Dieser Stress ist auch auf das Verlustgefühl des Artgenossen zurückzuführen. So können Elefantenherden, in denen das Leittier verstirbt, die Dynamiken so durcheinandergeraten, dass die ganze Herde auseinandergeht.2

Porträtbild Marike Stucke
Freie Autorin

Menschen und Tiere fühlen ähnlich

Viele Menschen neigen dazu, Gefühle von Tieren als minderwertiger, nicht vergleichbar oder weniger stark einzuordnen. Wer aber schon mal ein trauerndes Haustier beobachtet hat, könnte seine Meinung schnell ändern. Tiere und Menschen weisen natürlich einige Unterschiede auf, aber letztendlich sind viele Tierarten genau wie wir soziale Wesen, die tiefe Bindungen eingehen können. Ein Verlust dieser Bindung ist immer ein einschneidendes Erlebnis – egal, ob für Menschen, Elefanten, Orcas oder eben auch Haustiere.

Quellen

  1. deutschlandfunknova.de, „Wie Tiere trauern“ (aufgerufen am 21.06.2024) ↩︎
  2. Spektrum.de, „Können Tiere trauern?“ (aufgerufen am 21.06.2024) ↩︎
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