
11. Februar 2025, 15:24 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die zweite Amtszeit von Donald Trump läuft noch keinen Monat, doch schon jetzt sorgt er mit seinen Forderungen und Gesetzesentwürfen für jede Menge Chaos. So hat er nur wenige Stunden nach seiner Vereidigung ein Verbot für neue Windkraftanlagen erlassen. Einer der Gründe: Die Windkraft treibe „die Wale in den Wahnsinn“.
Der neue US-Präsident Donald Trump hat unmittelbar nach seiner Amtseinführung ein Dekret erlassen, das die Ausschreibung und den Bau neuer Windkraftanlagen stoppt. In den USA macht die Windenergie rund zehn Prozent der Stromversorgung aus. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, befinden sich derzeit 73 Gigawatt an Offshore-Windkraftanlagen im Bau. Dies sei genug, um 30 Millionen Haushalte zu versorgen.1 Diese Projekte sollen nun auf Eis gelegt werden, vor allem jene, für die noch Genehmigungen fehlen.2
„Windräder treiben die Wale in den Wahnsinn“
Als einen der Gründe für den Stopp gab er an, dass „die Windkraft die Wale in den Wahnsinn treibe“ und macht die Offshore-Projekte für die häufigen Strandungen von Großwalen an der Nordküste der USA verantwortlich.3
Doch den wortwörtlichen Kampf gegen Windräder führt Donald Trump nicht erst seit gestern. So erklärte er 2023 im Rahmen eines Auftritts bei einem Bootshersteller, dass der damals amtierende US-Präsident Biden eine Geschwindigkeitsbeschränkung für Motorboote einführen wolle.
Demnach sollte ein Tempolimit von 10 Knoten unter anderem dem Schutz von Walen zugutekommen. Ein Vorhaben, das es tatsächlich gab, das aber von der republikanischen Partei blockiert wurde. Allerdings behauptete Trump dann den wahren Grund für die zahlreichen Walstrandungen zu kennen. „Andererseits führen ihre Windräder dazu, dass Wale in noch nie dagewesener Anzahl sterben – niemand unternimmt etwas dagegen“, so Trump.4
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Meeresbiologen entkräften Donald Trumps Behauptungen
Doch das seien nur haltlose Fehlinformationen, die von den wirklichen Problemen ablenkten, erklärten nun gleich mehrere Tierschutzorganisationen. „Bereits seit 2016 wird eine ungewöhnlich hohe Sterberate bei Großwalen entlang der US-Ostküste durch die zuständige US-Behörde dokumentiert. Und das lange, bevor Offshore-Windkraft-Projekte in größerem Stil begonnen haben“, ordnet „Whale and Dolphin Conservation“-Sprecherin Bianca König auf PETBOOK-Anfrage ein.
Die Häufung von Strandungen in den letzten drei Jahren verstärke die Sorge um die Wale, so die Tierschützerin. „Im Dezember 2022 wurden etwa zwei Dutzend tote Wale (darunter Buckelwale und Pottwale) an den Küsten von New Jersey und New York angespült oder im offenen Meer entdeckt. Allein im vergangenen Jahr wurden von Juni bis Dezember sechs tote Wale angespült – zuletzt im Dezember 2024 ein junger Buckelwal an der Südküste von Massachusetts.“
Das sind die wahren Gründe für Walstrandungen
Das eigene Strandungsteam der Organisation führt vor Ort detaillierte Untersuchungen durch, um mehr über die Todesursache zu erfahren. „Im Einsatzgebiet vor der Küste von Massachusetts finden keine Bau- oder Vorbereitungsarbeiten für Windparks statt. Die Untersuchungen ergaben, dass Kollisionen mit Schiffen, das Verfangen in Fischereigeräten sowie die Auswirkungen des Klimawandels die Haupttodesursachen der gestrandeten Großwale waren“, so König.
Besonders häufig strandeten laut den Beobachtungen von WDC Buckelwale, Zwergwale sowie die vom Aussterben bedrohten Nordatlantischen Glattwale. „Weitere Untersuchungen legen nahe, dass gestiegene Fisch-Populationen Wale näher an die Küste führen, wo die Gefahr von Schiffskollisionen und das Verheddern in Fischerei-Ausrüstung zunimmt.“
Problematisch sei hingegen, dass die Wale zunehmend als Argument gegen die Offshore-Windenergie instrumentalisiert würden. Damit würden die tatsächlichen Gefährdungen nicht angemessen thematisiert.
Wird die Mutter tödlich verletzt, bedeutet das meist auch den Tod für das Neugeborene
Man fordere seit Jahren Geschwindigkeitsbegrenzungen für den Schiffsverkehr entlang der Atlantikküste ein. So wolle man insbesondere die vom Aussterben bedrohten Atlantischen Glattwale schützen, von denen es heute nur noch rund 400 Individuen gebe.
„Die bestehende Regelung gilt für Schiffe ab 19,8 Metern Länge und legt saisonale Geschwindigkeitsbegrenzungen vor Massachusetts, dem mittleren Atlantik und den Kalbungsgebieten der Wale in Georgia und Florida fest.“
Deshalb fordern WDC und andere Tierschutzorganisationen die US-Behörden auf, die bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzungen auf das offene Meer auszudehnen. Zusätzlich sollten diese auch in der Nähe von New York, New Jersey, Rhode Island und Virginia Tempolimits eingeführt werden.
„Nur so kann man Schiffskollisionen verhindern“, erklärt Bianca König. „Walmütter und ihre Jungen sind von Kollisionen besonders betroffen, da sie meist langsamer schwimmen. Sie können nicht so schnell ausweichen und verbringen viel Zeit an der Wasseroberfläche.“

PETBOOK-Interview Experte zu Gründen für Walstrandungen: »Der Lärm im Meer lässt die Tiere in Panik geraten
„Die Meere sind durch die Überfischung stark bedroht“
Werden die Mütter tödlich verletzt, bedeutet das oft auch den Tod für das Neugeborene, erklärt die Wal-Expertin. Grundsätzlich beginne der Schutz der Wale und Delfine vor der eigenen Haustür, so König. Denn 80 Prozent des Mülls im Meer stamme vom Land. Denn er gelange vor allem über Flüsse und Strände in die Meere.
So könnten Aufräumaktionen an Flussufern und Stränden den Meeresbewohnern das Leben retten. Denn viele Wale verwechseln Plastiktüten und andere Abfälle mit Nahrung und ersticken oder verhungern daran. „Auch Schnittverletzungen an scharfkantigen Abfällen oder Strangulationen/Verwicklungen in Abfällen können tödlich enden.“
Nicht zuletzt sollte auch der eigene Fischkonsum überdacht werden, mahnt Bianca König. „Die Meere sind durch Überfischung stark bedroht. Die kommerzielle Fischerei raubt den Meeressäugern die Nahrungsgrundlage. Zudem stellt er selbst eine Gefahr für Wale und Delfine dar, die sich als Beifang in Fanggeräten verfangen oder verletzen können.“ Durch den Verzehr von Fisch wird die Nachfrage nach Fischerzeugnissen hochgehalten.