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Laut „Guinness-Buch der Rekorde“

Das ist der „blutdürstigste“ Vogel der Welt

Vampirfink, Spitzschnabel-Grundfink (Geospiza difficilis septentrionalis) trinkt das Blut eines Nazcatoelpels (Sula granti).
Vampirgrundfinken (Geospiza septentrionalis) ernähren sich unter anderem vom Blut anderer Vögel, wie hier der beim Nazcatölpel (Sula granti) Foto: picture alliance / WILDLIFE / P.Oxford
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

8. Januar 2025, 11:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wussten Sie, dass es Vögel gibt, die sich von Blut ernähren? Die Tiere leben auf den Galapagos-Inseln und tragen den passenden Namen Vampirfinken. Eine Art ist dabei wohl besonders gierig nach dem Lebenssaft anderer Tiere und wurde vom „Guinness-Buch der Rekorde“ nun zum „blutrünstigsten“ Vogel der Welt erklärt.

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Bei bluttrinkenden Tieren denkt man wohl zuerst an Mücken oder Fledermäuse. Dass sich auch Vögel von Blut ernähren, ist vielen unbekannt. Kein Wunder, denn die Vampirfinken kommen ausschließlich auf den Galapagos-Inseln vor und bilden eine Untergruppe der bekannten Darwinfinken. Eine bestimmte Art, den Vampirgrundfink (Geospiza septentrionalis), kürte das „Guinness-Buch der Rekorde“ kürzlich zum „blutdürstigsten“ Vogel der Welt. 1

Was sind Vampirfinken?

Vampirfinken gehören zu den Sperlingsvögeln. Sie sind also mit unseren heimischen Spatzen verwandt. Und wenn die Vögel nicht gerade mit blutverschmierten Schnäbeln an ihren Opfern picken, wirken sie eigentlich ganz niedlich. Der vom „Guinness-Buch“ ausgezeichnete Vampirgrundfink wird auch nur zwischen elf und zwölf Zentimeter groß und ist damit kleiner als der hier bekannte Feldsperling.

Die Vögel kommen lediglich auf den beiden kleinen Inseln Wolf und Darwin vor, die zum Archipel der Galapagos-Inseln gehören. Es handelt sich um eine wasserarme Umgebung mit vergleichsweise wenig abwechslungsreicher Strauchvegetation. Jedes Jahr gibt es ausgeprägte Regen- und Trockenzeiten, denen sich die Vögel anpassen müssen, um zu überleben, da sie das Areal ganzjährig nicht verlassen. Und hier liegt auch die Ursache für die besondere Ernährungsweise der Vampirfinken.

Warum trinken die Vögel Blut?

Eigentlich ernähren sich Finken vornehmlich von Sämereien und Insekten – auch die Vampirfinken. So vertilgen die Vögel in den feuchten Monaten, in denen es viel Niederschlag gibt, neben pflanzlicher Nahrung auch Insekten und kleine Wirbellose wie Würmer. Doch in der Trockenzeit wird das Nahrungs- und Wasserangebot knapp. Die Vögel müssen ihre Ernährungsweise dann drastisch ändern und stellen komplett auf tierische Nahrung um.

Diese besteht zum großen Teil aus dem Blut von Tölpeln. Die Seevögel brüten während dieser Zeit auf den Inseln. Die Vampirfinken fliegen gezielt den Rücken der Tölpel an und picken am Ansatz der Federkiele bis eine blutende Wunde entsteht. Neben der Aufnahme von Nährstoffen deckt das Blut auch den Flüssigkeitsbedarf der Vögel während der Trockenzeit auf den Inseln.

Biologisch gesehen ist das Trinken von Blut eine einzigartige und hoch spezialisierte Ernährungsweise bei Wirbeltieren. Denn für die Verdauung von Tierblut benötigt es ganz spezielle Darmbakterien. Tatsächlich scheinen die Blutfinken diese auch zu besitzen, wie Studien zeigten. Und nicht nur das: Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 wies erstmals nach, dass die Darmbakterien der bluttrinkenden Vampirfinken, denen der in Mittel- und Südamerika lebenden Vampirfledermäuse ähneln.

Schaden Vampirfinken ihrem Wirt?

Zwar gibt es Beobachtungen, dass sich teilweise ganze Schwärme von Vampirfinken auf die offenen Wunden der Tölpel stürzen können, für die Wirtsvögel ist dies jedoch nicht lebensbedrohlich. Allerdings könnten sich die Wunden infizieren und zur Schwächung der Vögel beitragen.

Anders sieht es für die Küken der Tölpel aus. Werden diese von einem Vampirfinken angepickt, kann der Angriff sie das Leben kosten. Gleiches gilt für die Eier, denn auch diese verschmähen die Vampirgrundfinken nicht. 2

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Sind Vampirfinken für Menschen gefährlich?

Vampirfinken sind hoch spezialisierte Vögel. Die Tiere wissen genau, wie und wo sie ihre Wirtsvögel anpicken müssen, um an Nahrung zu gelangen. Solch ein Wirts-Parasit-Verhältnis entwickelt sich in der Regel über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende hinweg. Meist passt sich der Parasit dabei auf einen bestimmten Wirt an – in diesem Fall die Tölpel. Wer also demnächst die Galapagos-Inseln besucht, muss keine Angst haben, von Vampirfinken überfallen und blutig gepickt zu werden. Selbst andere Vogelarten oder Tiere würden die Finken nicht anfliegen.

Warum gerade der Vampirgrundfink vom „Guiness-Buch der Rekorde“ zum „blutdürstigsten“ Vogel der Welt gekürt wurde und nicht eine andere Art der Vampirfinken, wird von den Verantwortlichen beim „Guinness-Buch“ leider nicht weiter erläutert. PETBOOK fragte daher bei der Redaktion nach, erhielt bis Redaktionsschluss am 08. Januar jedoch keine Antwort.

Zur Autorin: Dr. Saskia Schneider ist promovierte Biologin. In ihrem Studium an der Freien Universität Berlin widmete sie sich vor allem der Zoologie und dem Verhalten von Tieren.

Quellen

  1. guinnessworldrecords.com, „Most bloodthirsty bird“ (aufgerufen am 07.01.2025) ↩︎
  2. sueddeutsche.de, „Die Blutsauger von den Galapagosinseln“ (aufgerufen am 07.01.2025) ↩︎

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