12. Januar 2024, 14:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Springspinnen haben es bei einigen als Trend-Haustiere ins Terrarium geschafft. Doch eine spezielle Art sollte man sich vielleicht eher nicht nach Hause holen. Denn die Evarcha culicivora, auch Vampirspinne genannt, trinkt sich nur zu gern an menschlichem Blut satt. Allerdings soll sie mit ihrer Vorliebe tatsächlich Menschenleben retten können, anstatt uns auszusaugen. PETBOOK stellt das faszinierende Spinnentier näher vor.
Es ist ein Gedanke, der vielen Schauer des Grauens über den Rücken laufen lässt: Eine Vampirspinne, die sich an Menschenblut gütlich tut. Allerdings ist das nur eine Seite, die die Springspinne mit dem klangvollen Namen Evarcha culicivora ausmacht. Denn ihr Faible für unser Blut könnte tatsächlich helfen, den Bestand des wirklich tödlichsten Tieres der Welt zu regulieren und Menschenleben zu retten.
Vampirspinne schlürft Menschenblut-Moskitos
Die nur drei bis sieben Millimeter große vampirisch lebende Springspinne klingt zunächst einmal gruselig. Tatsächlich ist nämlich nicht nur der Vampirismus bei ihr Programm, sondern auch der restliche Teil ihres Namens. Denn sie zählt nicht zu den Netze spinnenden Webspinnen, sondern stürzt sich pfeilschnell springend auf ihre Beute, betäubt sie und saugt sie aus.
Und doch könnte diese Spinne helfen, eine der schlimmsten Krankheiten, die die Menschheit bedrohen, zu bekämpfen. Denn sie schlürft zwar gern Blut, allerdings saugt sie dieses nicht direkt aus dem Menschen, sondern aus Moskitos der Bezeichnung Anopheles. Sie ist also nur ein „indirekter Vampir“, der uns zwar zum Fressen gern hat, aber nur über Umwege.
Die Anopheles–Mücken leben, wie die Vampirspinne, am Viktoria-See in Kenia und Uganda. Diese Mücke gilt als eins der tödlichsten Tiere der Welt. Denn sie ist die einzige, die Malaria auf den Menschen überträgt. Laut Daten des Robert-Koch-Instituts sterben jährlich circa 600.000 Menschen an dieser Krankheit, drei Viertel davon Kinder unter fünf Jahren. In diesem Artikel finden Sie mehr Informationen zu diesem Thema: Die 13 tödlichsten Tiere der Welt.
Vampirspinne „bricht“ auch ohne Einladung in Behausung von Menschen ein
In einer Studie von 2006 wurde zudem beschrieben, dass die afrikanische Springspinne mit Vorliebe in die Häuser der Menschen eindringt. Und dazu braucht sie nicht einmal eine Einladung, wie sie der Legende nach die echten Vampire benötigen würden.
Tatsächlich sucht sich die Vampirspinne dort ihre Opfer. Denn wo Menschen leben, dort findet sich auch die Malariamücke. Hat sich diese am menschlichen Blut bedient, dauert es nicht lang, bis sie selbst zum Opfer wird. Forscher haben sogar eine Präferenz für mit Malaria infiziertes Blut bei den Springspinnen beobachten können.
Daher gilt die kleine Vampirspinne, die sich auf die Jagd auf diese Mücke spezialisiert hat, als Hoffnungsträger im Kampf gegen übertragbare Krankheiten. Denn eigentlich ist auch die Anopheles-Mücke nicht an Malaria schuld, sondern überträgt sie leider nur von einem infizierten Menschen auf den nächsten. Und an dieser Stelle unterbricht die Vampirspinne den Kreislauf und reguliert zudem die Mückenpopulation am drittgrößten See der Welt.
Vampirspinne berauscht sich an Menschenblut und nutzt es als Aphrodisiakum
Evarcha culicivora findet uns also zwar nicht direkt „zum Anbeißen“, trotzdem mögen die Spinnentiere unseren Geruch und Geschmack sehr gern. In einem Experiment konnten Forscher beweisen, dass sie häufig die Nähe und den Geruch des Menschen suchen. Dies haben sie mit getragenen Socken herausgefunden, die die Tiere wie magisch anzogen. Allerdings sitzen die Springspinnen danach friedlich auf der Socke und warten auf ihren Menschenblut-Moskito.
Eine weitere Studie fand heraus, dass Vampirspinnen uns nicht nur besonders gern riechen, sondern auch eine dunkelrote Farbe annehmen, wenn sie viele Moskito-Weibchen ausgeschlürft haben. Sie berauschen sich regelrecht an Blut und umgeben sich dabei mit menschlichen Pheromonen. Diese wiederum geben sie dann an die Luft frei. Dabei wirken die menschlichen Gerüche dann auf andere Vampirspinnen wie ein Aphrodisiakum.
In einer anderen Studie wurde entdeckt, dass dunkelrot schimmernde Vampirspinnen bei ihren Artgenossen sehr beliebt waren. Fasteten sie jedoch, verflog ihre Attraktivität direkt wieder. Bei den Springspinnen gilt also; „Du bist, was du isst“. Sie trinken Blut nicht nur, um sich zu ernähren, sondern auch, um sich für das andere Geschlecht attraktiv zu machen und zu zeigen, dass sie paarungsbereit sind. Und je mehr sich die Vampirspinne vermehrt, desto größer wird die Hoffnung, mit ihrer Hilfe Malariainfektionsketten unterbrechen zu können.
Raffinierter Selbstschutz Warum giftige Tiere sich nicht selbst vergiften
Quellen
- Nelson, X. J., & Jackson, R. R. (2006). A predator from East Africa that chooses malaria vectors as preferred prey. PLoS one, 1(1), e132.
- Cross, F. R., Jackson, R. R., & Pollard, S. D. (2009). How blood-derived odor influences mate-choice decisions by a mosquito-eating predator. Proceedings of the National Academy of Sciences, 106(46), 19416-19419.
- Cross, F. R., & Jackson, R. R. (2011). Olfaction-based anthropophily in a mosquito-specialist predator. Biology Letters, 7(4), 510-512.