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Biologin erklärt

Vogelspinne oder Tarantel – gibt es einen Unterschied?

Vogelspinne Vitalius sorocabae auf einer Hand
Die Vogelspinne Vitalius sorocabae wird auch als „Black brazillian tarantula“ bezeichnet Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

14. April 2025, 17:12 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Tarantel ist ein Wort, das in unserem Sprachgebrauch eher selten vorkommt. Trotzdem weiß jeder sofort, was es bedeutet: eine große haarige Spinne. Heute würde man vielleicht eher Vogelspinne sagen. Aber meinen beide Begriffe wirklich das Gleiche? PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider erklärt den Unterschied.

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Wer das Wort Tarantel hört, hat sofort ein klares Bild im Kopf: eine große, haarige Spinne. Da diese Beschreibung auch auf die meisten Vogelspinnen zutrifft, werden sie im Allgemeinen oft als Tarantel bezeichnet. Aber sind die Begriffe Vogelspinne und Tarantel tatsächlich synonym oder gibt es einen Unterschied?

Woher stammt der Begriff Tarantel?

Der Begriff Tarantel tauchte zum ersten Mal 1758 auf, als der berühmte Naturwissenschaftler Carl von Linné eine neu entdeckte Spinnenart auf den Namen Aranea tarantula taufte. Der Name leitet sich von der italienischen Stadt Tarent ab. Die Art war vor allem in der Region Apulien bekannt, weshalb sie heute auch Apulische Tarantel genannt wird.

Früher gab es sogar eine ganze Gruppe Spinnen, die unter der Gattung Tarantula zusammengefasst wurden. Nach neueren genetischen Analysen stellten Forscher aber fest, dass die Tiere, die dazu zählten, sich zwar ähnlich sahen, aber nicht alle miteinander verwandt waren. Daher existiert diese Gattung heute nicht mehr und auch die Apulische Tarantel trägt heute den Artnamen Lycosa tarantula.

Apulische Tarantel war die „erste Tarantel der Welt“

Apulische Tarantel (Lycosa tarantula) in der Toskana
Die Apulische Tarantel (Lycosa tarantula) war die erste Spinnenart, die die Bezeichnung Tarantel erhielt. Optisch ähnelt sie einer Vogelspinne, ist aber deutlich kleiner. Foto: Getty Images

Lycosa tarantula gehört mit einer Körperlänge von 30 Millimetern als Weibchen und 25 Millimetern als Männchen zu den größten europäischen Wolfspinnen. Die Art kommt aber nicht nur in Italien, sondern auch in Nordmazedonien, Frankreich, Spanien, Mosambik und sogar in Österreich vor.

Trotzdem ist eine Begegnung mit dem Tier eher unwahrscheinlich. Die Apulische Tarantel lebt überwiegend versteckt in einer selbst gegrabenen Wohnröhre, die bis zu einem halben Meter in die Tiefe reicht.1 Allerdings gibt es noch andere Arten von Wolfsspinnen, die ihr ähnlich sehen und die auch als Taranteln bezeichnet werden – doch wie kommen jetzt die Vogelspinnen ins Spiel?

Diese Spinnen bezeichnet man als Taranteln

Im europäischen Raum setzte sich der Begriff Tarantel nicht nur als Artname durch, sondern wurde generell für die Bezeichnung von großen, haarigen Spinnen verwendet. Und wenn man sich die achtbeinigen Vertreter Europas anschaut, gehören die größten Exemplare – wie auch die Apulische Tarantel – zu den Wolfsspinnen. So gibt es etwa die Südrussische Tarantel (Lycosa singoriensis), die sogar bis zu 40 Millimeter groß werden soll und damit ebenfalls eine der größten Spinnen Europas ist.2

Außerhalb Europas gibt es aber noch andere Spinnengruppen, die groß und haarig sind. Zu den bekanntesten gehören die Vogelspinnen. Vor allem im englischen Sprachraum werden Vogelspinnen daher auch allgemein als „Tarantula“ bezeichnet. Allerdings übertreffen sie die eigentlichen Taranteln in Größe um ein Vielfaches. So ist die Riesenvogelspinne (Theraphosa blondi), die als die größte Vogelspinne der Welt gilt, mit einer Beinspannweite von bis zu 30 Zentimetern fast zehnmal so groß wie Lycosa tarantula.3

Auch interessant: So riesig sind die größten Spinnen der Welt

Unterschied zwischen Vogelspinne und Tarantel

Die Größe ist aber nicht der einzige Unterschied zwischen Vogelspinne und Tarantel. So gehören Vogelspinnen zur Gruppe der Theraphosidae, die etwa 800 Arten umfasst. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet sind die Tropen und Subtropen. Heute findet man sie aber auf der ganzen Welt, denn viele Arten sind beliebte Terrarientiere.

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Allen Vogelspinnen gemein ist, dass sie stets groß – in der Regel zwischen sechs und zehn Zentimetern – und stark behaart sind. Charakteristisch ist die Abwehrhaltung, die die Tiere einnehmen, wenn sie sich bedroht fühlen. Dann richten sie den Vorderkörper sowie die ersten beiden Beinpaare auf und präsentieren ihre Giftzähne, die Cheiliceren. Einige Arten verteidigen sich auch mit Brennhaaren, die sie bei Gefahr vom Hinterleib streifen. 4

Taranteln, die zu den Wolfsspinnen gehören, suchen hingegen eher die Flucht, wenn sie bedroht werden. Allerdings sind ihre Lebensweise und das Jagdverhalten sind dem der Vogelspinnen recht ähnlich. Beide bauen Wohnhöhlen, die sie mit Spinnseide auskleiden und legen sich in der Nähe auf die Lauer nach Beute. Ein Merkmal der Wolfsspinnen, das sie jedoch von allen anderen Spinnengruppen unterscheidet, ist die Brutpflege. So transportieren Wolfspinnen ihre Eikokons mit ihren Spinnwarzen unter dem schräg angehobenen Hinterleib.5

Nach dem Schlupf verbleiben die Jungtiere noch einige Zeit auf dem Hinterleib ihrer Mutter und halten sich an ihren Haaren fest. So trägt das Weibchen ihren Nachwuchs mehrere Wochen mit sich herum – bis die Babyspinnen groß genug sind, um für sich selbst zu sorgen. 6

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Sind Taranteln gefährlich?

Früher dachte man, der Biss einer Tarantel sei giftig und würde zu starken Schmerzen und plötzlichen, unkontrollierten Bewegungen führen. Dies schlug zum einen in der Redensart „wie von der Tarantel gestochen“ nieder. Zum anderen wurde die Tanzwut auch als Tarantismus bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen Begriff, der heute für verschiedene medizinische Phänomene steht. Unter anderem wird die Erbkrankheit Chorea Huntington aber auch die Vergiftung mit Mutterkorn als Tanzwut oder Veitstanz bezeichnet. Betroffene zeigen in der Regel unwillkürliche, unkoordinierte Bewegungen.

Zwar können solche Symptome tatsächlich durch Bisse von giftigen Spinnen verursacht werden, allerdings ist die Giftwirkung der Wolfsspinnen verhältnismäßig schwach. Weil diese Spinnen aber verglichen zu ihren wirklich giftigen Verwandten wie der Schwarzen Witwe groß und auffällig waren, schrieb man ihnen die Vergiftung zu. Zudem glaubte man wahrscheinlich, dass eine große Spinne auch ein stärkeres Gift bedeutet.

Auch das Gift der Vogelspinnen gilt als relativ harmlos. Ein Biss soll vergleichbar mit dem Stich einer Biene oder Wespe sein. Allerdings kann sich die Bisswunde einer Vogelspinne stark entzünden, da im Gift auch Stoffe enthalten sind, die Gewebe auflösen. Viel gefährlicher aber noch sind die Brennhaare einiger Vogelspinnenarten. Auf der Haut führen sie zu Juckreiz und Brennen. Gelangen sie in die Schleimhäute oder Augen, können sie dort starke Entzündungen hervorrufen. Eine Vogelspinne sollte man daher möglichst nicht reizen.

Themen Spinnen

Quellen

  1. animalia.bio, „Apulische Tarantel“ (aufgerufen am 14.04.2025) ↩︎
  2. donauauen.at, „Südrussische Tarantel“ (aufgerufen am 14.04.2025) ↩︎
  3. .faszination-regenwald.de, „Die Riesenvogelspinne – größte Spinne der Welt“ (aufgerufen am 14.04.2025) ↩︎
  4. spektrum.de, „Kompaktlexikon der Biologie:Theraphosidae“ (aufgerufen am 14.04.2025) ↩︎
  5. tierundnatur.de, „"Wolfspinnen" · Lycosidae“ (aufgerufen am 14.04.2025) ↩︎
  6. mecklenburg-vorpommern.nabu.de, „Die Wolfsspinne“ (aufgerufen am 14.04.2025) ↩︎

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