23. April 2024, 17:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wenn neue Arten entdeckt und beschrieben werden, dürfen die Forscher ihnen auch einen Namen geben. Eine unverhältnismäßig dürre und doch grazile Ameise aus Australien wird so nun für immer mit Lord Voldemort, dem Bösewicht aus den Harry-Potter-Büchern und -Filmen in Verbindung gebracht werden.
Forscher entdecken fortwährend Tiere und Pflanzen und beschreiben diese neuen Arten wissenschaftlich. So geschehen nun auch für eine Ameise der Leptanillinae-Familie. Diese besondere Ameise wird als grazil, mit extrem langen, dünnen Gliedmaßen beschrieben. Wer sich bei dieser Beschreibung an Voldemort, den Bösewicht aus den Harry-Potter-Büchern erinnert fühlt, der hat etwas mit den Wissenschaftlern gemein, die der Ameisen-Art ihren Namen verliehen.
Voldemort-Ameise verbringt ihr ganzes Leben in der Dunkelheit
Die grazile, doch todbringende Voldemort-Ameise (Leptanilla voldemort) wurde im australischen Outback entdeckt. In der Pilbara-Region in Western Australia wurden zwei Exemplare des nur wenige Millimeter großen, goldenen Insekts bei einer Bodenuntersuchung beschrieben. Sie ist erst die zweite dieser speziellen Ameisen, die auf dem fünften Kontinent lebt.
Die Leptanilla-Ameisen bilden verhältnismäßig kleine Kolonien von wenigen hundert Tieren. Außerdem sind sie blind und durchscheinend und haben sich somit an das Leben im dunklen Erdreich angepasst.
„Furchterregender Jäger in der Dunkelheit“
Leptanilla voldemort sei zudem mit ziemlicher Sicherheit ein Raubtier, ein furchterregender Jäger in der Dunkelheit, sagte Hauptautor Dr. Mark Wong of the University of Western Australia in einer Pressemitteilung. Dies werde durch die wenigen Beobachtungen von spezialisiertem Jagdverhalten bei anderen Leptanilla-Ameisenarten bestätigt.
Die winzigen Arbeiterinnen setzen ihre scharfen Kiefer und kräftigen Stacheln ein, um bodenbewohnende Tausendfüßler, die viel größer als sie sind, bewegungsunfähig zu machen, bevor sie ihre Larven zum Kadaver tragen, so Dr. Wong weiter.
Ameise erinnert Forscher an furchterregenden Zauberer
Die wissenschaftliche Beschreibung wurde von Wong und seiner Kollegin Jane McRae im Fachmagazin „ZooKeys“ veröffentlicht. Demnach gibt es etwa 14.000 verschiedene Ameisen auf der Welt. Zu den unterirdisch lebenden und blinden Leptanilla zählen jedoch nur 60. Auch weil diese Spezies unter der Erde leben, ist noch nicht besonders viel über sie bekannt.
Allerdings vermuten die Forscher, dass die Voldemort-Ameise selbst keine Tunnel baut, weil ihr Körperbau dafür nicht passe. Viel eher, so lautet die Vermutung, nutze die Ameise schon vorhandene Luftlöcher und Spalten im trockenen Boden.
Die Art-Bezeichnung sei eine Hommage an den Antagonisten der Harry-Potter-Buchreihe, Lord Voldemort. Dieser wird in der Studie als ein furchterregender Zauberer beschrieben, der, wie die neue Ameise, schlank und blass ist. Außerdem gedeihe er in der Dunkelheit.1
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Dies ist wohl eher metaphorisch zu verstehen, denn mit der literarischen Vorfolge hat Leptanilla voldemort – neben der Optik – nicht besonders viel gemein. Der Dunkle Lord, wie er in Büchern und Filmen auch genannt wurde, hat nämlich Angst vor solch profanen Dingen wie Dunkelheit oder Blutverlust.
Für Lord Voldemort wäre die Lebensweise der nach ihm benannten Ameise also überhaupt nichts. Auch hat die Figur keinen besonderen Hang zu Ameisen, sondern vielmehr zu Schlangen, zu denen er auch in einer magischen Sprache sprechen konnte.
Allerdings kann jeder Zoologe die von ihm entdeckten Spezies nach eigenem Empfinden benennen. Oftmals werden Tiere dann nach berühmten Personen benannt, um der Art mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Dies ist bei der Voldemort-Ameise auch in vollem Umfang geglückt.