2. Oktober 2024, 10:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eigentlich sehen Otter mit ihrem dichten Fell, den kurzen Beinen und dunklen Knopfaugen niedlich aus. Dabei handelt es sich um äußerst intelligente Raubtiere. Vor allem eine Art hat es faustdick hinter den Öhrchen: der Riesenotter. Er jagt sogar Krokodil und Jaguar einen Schrecken ein.
Bei Ottern denken viele an die putzigen Tierchen, die auf ihrem Bauch Muscheln mit Steinen knacken, gegenseitig Händchen halten und mit ihren dunklen Knopfaugen niedlich in die Kamera blicken. Aber bei der auch als Wassermarder bezeichnete Gruppe der Lutrinae handelt es sich um waschechte Raubtiere. Insgesamt gibt es zwölf Arten von Ottern. Der Riesenotter ist mit bis zu zwei Metern Länge – passend zu seiner Bezeichnung – die größte davon.
Riesenotter kommen ausschließlich in Südamerika vor. Dort zählen sie im Wasser – neben Krokodilen – zu den Spitzenprädatoren. Sie sind nicht nur intelligent, sondern auch sehr sozial und zeichnen sich durch hocheffiziente Jagdtaktiken aus. Dabei sind die Tiere sogar in der Lage, andere Räuber, wie Krokodile, Anakondas oder sogar Jaguare einzuschüchtern. PETBOOK erklärt, wie sie das schaffen.
Übersicht
Riesenotter leben in Familienverbänden
Der Lebensraum der Riesenotter befindet sich ausschließlich in drei Flusssystemen Südamerikas: den langsam fließenden Gewässern des Amazonas, dem Orinoco und dem La Plata. Die Otter sind sowohl an das Leben an Land als auch an ihren Lebensraum im Wasser bestens angepasst. Ihre Höhlen, in denen sie leben, graben sie in Flussufer oder unter umgestürzte Baumstämme.
Als sehr gesellige Tiere leben und jagen Riesenotter in eng zusammenhängenden Familiengruppen, die aus monogamen Elterntieren, Jungtieren und Nachkommen aus mehreren Brutsaisons bestehen. Ein Otter-Paar führt die Gruppe an. In ihrem Lebensraum verhalten Riesenotter sich sehr territorial. Sie markieren und patrouillieren gar ihre bis zu 12 Quadratkilometer großen Reviere. Ihr ausgeprägtes Sozialverhalten, kombiniert mit hocheffizienten Jagdtechniken erlaubt ihnen, es mit anderen großen Raubtieren in ihrem Lebensraum aufzunehmen. 1
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Die Wölfe der Flüsse
Riesenotter werden auch als „Wölfe der Flüsse“ bezeichnet, die sich an der Spitze der Nahrungskette befinden und die Populationsgrößen von Beutetieren kontrollieren. Dabei sorgen sie dafür, dass das Ökosystem des Flusses im Gleichgewicht bleibt. Tasthaare an ihrer Schnauze ermöglichen es ihnen, Vibrationen unter Wasser wahrzunehmen, was zu ihrer Effizienz als Jäger beiträgt. Sie haben starke Kiefermuskeln und scharfe Zähne, womit sie auch größere Beutetiere verletzen können.
Zu ihrer Beute zählen vor allem Fische, Krustentiere, Frösche und kleine Schlangen. Doch sie sind auch kleinen Kaimanen (Krokodile) und Anakondas gewachsen. Da ihre Beutetiere sich zum Teil mit denen von Kaimanen und sogar dem Jaguar überschneiden, konkurrieren sie teils mit diesen deutlich größeren Räubern. Einschüchtern lassen sie sich davon allerdings nicht und scheuen, wenn es darauf ankommt, auch nicht die Konfrontation.2
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Krokodil und Jaguar wissen: mit Riesenottern ist nicht zu spaßen
Riesenotter sind im Wasser extrem wendig, doch auch an Land zeichnen sie sich durch ihre schnellen Reflexe aus. Wenn sie sich als Gruppe zusammentun, verstärkt das ihre Wirkung und sie können Kämpfe mit anderen, großen Raubtieren auch über längere Zeit aufrechterhalten. Videoaufnahmen der öffentlich-rechtlichen Hörfunkanstalt „BBC“ zeigen, wie eine Gruppe Riesenotter sich mit einem Kaiman anlegt – und gewinnt.
Die Otter haben Junge, weshalb sie sich von der Anwesenheit des Krokodils bedroht fühlen und es angreifen. Sie wissen um die Stärken des Reptils, seine scharfen Zähne und die harte Panzerhaut. Aber sie kennen auch seine Schwachstellen, wie Unterbauch oder Hals und setzen gezielt ihre Bisse. Im Vergleich zum Reptil, dessen Stoffwechsel zu schneller Erschöpfung führt, haben die Otter große Energiereserven. Das ist ihr Vorteil und nach etwa einer Stunde ist der Kaiman tot.
Fühlen Riesenotter-Familien sich durch andere Räuber bedroht, riskieren sie ihr Leben, um sich zu verteidigen. Neben ihren schnellen Bewegungen kommen auch ihre lauten Warnrufe zum Einsatz. Ihr Verhalten führt sogar dazu, dass Jaguare sich zweimal überlegen, ob die Wassermarder eine lohnende Mahlzeit darstellen, wie Videoaufnahmen von „National Geographic Wild“ zeigen. Die einzige Möglichkeit für einen Jaguar, einen Riesenotter zu fangen, ist ein Überraschungsangriff. Einige Brasilianer bezeichnen die Tiere gar als „Jaguar des Wassers“.
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Auch Riesenotter sind bedrohte Art
Der ursprüngliche Lebensraum der Riesenotter erstreckte sich über die Gewässer Venezuelas, Guyanas, Brasiliens, Uruguays und Argentiniens. In Uruguay gilt die Art jedoch bereits als ausgestorben, in Argentinien als wahrscheinlich ausgestorben. Angaben der Organisation International Union for Conservation zufolge gilt der Riesenotter als bedrohte Art. 3
Ursachen dafür seien vor allem die Pelzjagd, die ihren Höhepunkt in den frühen 1970er-Jahren hatte. Aber auch der fortschreitende Verlust des Lebensraumes spielt eine Rolle. Riesenotter gelten zudem als „Indikatorart“. Sie sind daher repräsentativ für die Gesundheit des gesamten Flussökosystems, in dem sie leben.