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Nachtaktiver Bewohner Madagaskars

Legende um die Lemurenart Aye-Aye – warum er Menschen den Tod bringen soll

Ein Aye-Aye Lemur hängt im Baum und frisst eine Kokosnuss
Zugegeben, das Aye-Aye sieht merkwürdig aus und kann einen im Dunkeln ganz schön erschrecken. Aber ist es wirklich ein Bote des Todes? Foto: Getty Images
Porträt-aufnahme von PETBOOK-Redakteurin Natalie Dekcer mit Katze auf Arm
Freie Autorin

3. Oktober 2023, 16:21 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Es gibt Tiere, die können einem ganz schön Angst einjagen. Dazu zählt ohne Frage das auf Madagaskar beheimatete Aye-Aye. Aber bringt das Tier wirklich den Tod, so wie es eine örtliche Legende besagt?

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Auf Madagaskar leben viele Tiere, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Denn auf der abgeschiedenen ostafrikanischen Insel hat sich die Tierwelt seit Jahrmillionen unabhängig entwickelt. Zu den sogenannten endemischen Arten Madagaskars gehört das Aye-Aye, das auch Fingertier genannt wird. Um dieses koboldhafte Wesen ranken sich verschiedene Mythen: So soll das Aye-Aye beispielsweise den Tod bringen. Was steckt hinter diesen Legenden?

Wie sieht ein Aye-Aye aus?

Das Aye-Aye gehört zur Gruppe der Lemuren. Dabei handelt es sich um Primaten, die ausschließlich auf Madagaskar vorkommen. Der bekannteste Vertreter der Lemuren ist wohl der Katta, der im Animationsfilm „Madagascar“ als König Julien seinen langen geringelten Schwanz schwingt. Doch auch das Aye-Aye regt die Fantasie der Menschen an.

Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 36 bis 44 Zentimetern ist das Aye-Aye relativ groß. Es besitzt einen schlanken Körperbau, einen etwa 50 bis 60 Zentimeter langen buschigen Schwanz und einen recht wuchtigen Kopf. Sein dunkles Fell ist struppig und rau, seine großen Ohren erinnern an die einer Fledermaus. Mit großen, orangefarbenen Augen blickt es in die Welt.

Das Besondere am Aye-Aye ist sein langer, knochiger Mittelfinger, der ihm den deutschen Namen Fingertier eingebracht hat. Es benutzt seinen verlängerten Mittelfinger, um Baumstämme nach schmackhaften Käferlarven abzuklopfen. Das ungewöhnliche Aussehen dieses Lemurs – vor allem sein langer Finger – inspirierte die Madagassen zu zahlreichen Gruselgeschichten und anderen Erzählungen. Diese werden teilweise noch heute mit dem nachtaktiven Baumbewohner in Verbindung gebracht.

Auch interessant: Fingertier das erste Mal beim Popeln gefilmt 

Das Aye-Aye als böses bzw. gutes Omen

In den verschiedenen Regionen und Kulturen Madagaskars ist die Wahrnehmung des Aye-Ayes teils recht unterschiedlich. Mancherorts wird das Fingertier als Unheilbringer betrachtet, mancherorts verheißt es Glück oder Reichtum. Bis in die 60er-Jahre gab es im Norden der Insel den Aberglauben, dass ein Aye-Aye ein ganzes Dorf ins Verderben stürzen könne. Um dem zu entgehen, mussten die Bewohner ihre Heimat verlassen, nachdem ein Fingertier im Dorf aufgetaucht war.

Im Nordwesten der Insel erzählt man sich, dass das Aye-Aye den Tod eines Dorfbewohners vorhersagen kann. Auch an der Ostküste glauben manche Menschen, dass das magische Fingertier Krankheit oder Tod bringt, wenn es mit seinem verlängerten Mittelfinger auf jemanden zeigt. Um das drohende Unheil abzuwenden, wird das Tier in einigen Regionen verfolgt und getötet. Andernorts befürchten die Menschen, durch das Töten eines Aye-Ayes eine noch größere Katastrophe heraufzubeschwören und lassen es frei, wenn es beispielsweise in eine Tierfalle geraten ist.

Wie viele Aye-Ayes gibt es noch?

Die IUCN stuft die Art als „stark gefährdet“ ein. Der Aberglaube der Inselbewohner und die damit verbundene Jagd auf das Aye-Aye ist allerdings nicht der einzige Grund für die Bedrohung der seltenen Art. Der Populationsrückgang lässt sich wohl hauptsächlich auf die Abholzung der Wälder zurückführen. Durch das Fällen der Bäume verlieren die Tiere ihren Lebensraum. Und auch ihre Nahrung finden sie hauptsächlich auf und an Bäumen: Auf dem Speiseplan der Allesfresser stehen neben Insektenlarven nämlich auch Früchte, Nüsse, Eier und Pilze.

Naturschutzorganisationen schätzen, dass die Zahl wildlebender Aye-Ayes in den letzten 24 Jahren um die Hälfte gesunken ist. Derzeit leben wohl noch zwischen 1000 und 10.000 Exemplare auf der Insel. In Zoos wird das Fingertier kaum gepflegt, Nachzuchten gelten als schwierig. Als 2021 im Frankfurter Zoo ein Aye-Aye geboren wurde, wurde dies als kleine Sensation gefeiert.

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Quellen

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