Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Urkiefervogel

Warum der Kasuar als der gefährlichste Vogel der Welt gilt

Ein Kasuar durchquert seinen natürlichen Lebensraum, den Regenwald von Neuguinea
Kasuare haben den Ruf, die gefährlichsten Vögel der Welt zu sein. Aber warum ist das eigentlich so? Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

4. August 2023, 5:22 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Bei gefährlichen Vögeln denken die meisten wahrscheinlich an Harpyien, Strauße oder aggressive Schwäne. Tatsächlich wird aber der Kasuar von vielen als der „gefährlichste Vogel der Welt“ bezeichnet. Aber warum hat der eigentlich scheue Regenwaldbewohner diesen schlechten Ruf?

Artikel teilen

Kasuare sind bunte, flugunfähige Vögel, die vor allem in Neuguinea, Australien und den umliegenden Pazifikinseln vorkommen. Sie leben zurückgezogen in Regenwäldern und scheuen jeglichen Kontakt. Trotzdem gelten die auch Cassowary genannten Tiere als „die gefährlichsten Vögel der Welt“ und werden von manchen sogar als „Mörder-Vogel“ bezeichnet. Warum das so ist, erklärt PETBOOK.

Warum der Kasuar den Ruf hat, der gefährlichste Vogel der Welt zu sein

2019 wurde ein Mann im US-amerikanischen Bundesstaat Florida von einem Kasuar angegriffen, den er privat hielt. Anscheinend hatte er versucht, aus dem Gehege des Tieres ein Ei zu entfernen, was ihm der Helmkasuar übel nahm. Hier findet sich bereits der erste Anhaltspunkt, weshalb Kasuare als gefährlich gelten. Sie verteidigen ihr zumeist aus vier Eiern bestehendes Gelege vehement. Doch schon vor diesem Vorfall trug der Cassowary die Bezeichnung „Mörder-Vogel“.

So wird von einem Fall aus dem Jahr 1926 berichtet, als ein Junge in Australien einen Kasuar angriff, der sich auf eine Farm verirrt hatte. Anstatt das Tier in Ruhe zu lassen, schlugen einige Menschen mit auf den Laufvogel ein. Daraufhin begann der Kasuar sich zu verteidigen, was für den Jungen leider tödlich ausging. Denn der bis zu 1,8 Meter große und 70 Kilogramm schwere Vogel besitzt große, dreifingrige Füße, die mit bis zu 10 Zentimeter langen Krallen ausgestattet sind. Zudem haben alle Kasuare sehr lange und kräftige Beine, mit denen sie Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h erreichen aber auch effektvoll treten können.

Diese beiden Attacken, zwischen denen immerhin 93 Jahre lagen, haben bei den Menschen solch einen Eindruck hinterlassen, dass er es sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft hat. Dort gilt er nun als der „gefährlichste Vogel der Welt“. Allerdings sind zwei bestätigte Vorfälle bei weitem nicht genug dafür, dass es der Kasuar unter die tödlichsten Tiere der Welt schaffen würde. Seinen Ruf als gefährliches Tier hat er trotzdem weg, was noch mehr verwundert, wenn man sich mit der Lebensweise der Laufvögel auseinandersetzt.

Kralle vom Helmkasuar
Zugegeben, die Krallen von einem Helmkasuar sehen schon sehr gefährlich aus, aber reicht das aus, um den scheuen Regenwaldbewohner als „gefährlichsten Vogel der Welt“ zu bezeichnen? Foto: Getty Images

Kasuare sind eher scheue Regenwaldbewohner

Kasuare sind zwar durchaus wehrhaft, besonders ihre langen Krallen können einem Menschen, der sie beim Brüten stört, sie angreift oder ihnen zu nahe kommt, schwer verletzen. Ob allerdings zwei bekannte Fälle aus den letzten hundert Jahren, in denen ein Kasuar Menschen so schwer verletzt hat, dass sie gestorben sind, wirklich ausreichen, dass er seiner Bezeichnung als „Mörder-Vogel“ verdient hat, lässt sich schwer beurteilen.

Denn eigentlich sind Kasuar-Arten sehr scheu und fliehen in der Regel, wenn sich Menschen ihren Habitaten nähern. Sie sind in Neuguinea und im australischen Bundesstaat Queensland anzutreffen. Bisher gibt es drei bekannte Arten: Der Helmkasuar ist die Art, die am häufigsten in den tropischen Regenwäldern gesichtet wird, da er mittlere Höhen bevorzugt. Der Bennettkasuar und Einlappenkasuar haben kleinere Verbreitungsgebiete und bevorzugen tiefere sowie höhere Lagen. Die verschiedenen Arten unterscheiden sich in der Regel durch die unterschiedlichen prächtigen Farben an ihrem Kopf und ihre verschiedenen Kämme voneinander. Der Körper der kräftigen Laufvogelarten ist nämlich in der Regel einheitlich schwarz.

Tatsächlich ist der Kasuar auch enorm wichtig für die Regenwälder, in denen er lebt. Denn er ernährt sich hauptsächlich von Früchten und Samen, die er mit seinen Ausscheidungen im gesamten Wald verteilt und ihn damit fruchtbar macht. Sogar Avocadokerne kann der große Vogel verstoffwechseln und verteilen. Durch die vielen Kilometer, die er am Tag zurücklegt, fungiert er also als Landschaftsgärtner im Regenwald. Er „pflanzt“ sozusagen ständig neue Bäume und Sträucher, von denen andere Arten ebenfalls profitieren. Manchmal stehen bei Kasuaren auch Insekten und kleine Säugetiere auf dem Speiseplan. Zudem nimmt er sich auch dem Verzehr von Aas an, wenn er welches findet.

Da die Regenwälder schrumpfen, verliert auch der Kasuar immer mehr von seinem natürlichen Lebensraum. Ob er aber tatsächlich gefährdet ist, können Forscher nur vermuten, denn die Tiere sind so scheu, dass man sie nicht oft zu Gesicht bekommt.

Kasuare sind nahe Verwandte von fleischfressenden Dinosauriern

Kasuare gehören wie die Laufvögel Emu und Strauß zu den Paläognathen. Das bedeutet, dass sie anhand ihres Schnabels in die Familie der Urkiefervögel eingeteilt werden, die noch relativ nah mit den fliegenden Dinosauriern und dem Velociraptor verwandt sind. Auch wurde 2017 ein Dinosaurier beschrieben, der bereits Flügel hatte und den Raptoren ähnlich sieht. Dieser erinnerte die Forscher sehr an den Kamm des Helmkasuars und könnte das Bindeglied zwischen den Arten darstellen.

In einer weiteren Studie setzten sich Wissenschaftler näher mit diesem Kamm auseinander. Denn es gab auch das Gerücht, der Kasuar würde seinen Kamm nutzen, um Menschen zu töten. Andere Theorien besagten, dass es ein Kopfschutz sei, falls die Tiere im Regenwald gegen Bäume laufen würden. Allerdings gab eine Studie australischer Wissenschaftler 2019 auch darüber Aufschluss. Tatsächlich nutzen Cassowarys ihren Kamm, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Dies ist in ihrem tropischen Verbreitungsgebiet und ihre schwarzen Federn nötig, damit die Tiere nicht überhitzen. Tatsächlich finden sich auch bei Dinosauriern ähnliche Strukturen in Höckern. Allerdings auch bei modernen Vögeln.

Aber vielleicht bieten auch die speziellen Federn der Kasuare Aufschluss über ihre enge Beziehung zu den ausgestorbenen Urzeittieren. Diese besitzen nämlich einen Glanz, der sie von allen anderen Urkiefervögeln unterscheidet und eine unmittelbare Verwandtschaft zu Dinosauriern nahelegt. Anstatt wie andere Vögel mit Keratinschichten Glanz zu erzeugen, haben die Kasuare ein einzigartiges Merkmal in den röhrenförmigen Schaften ihrer Federn. Dort ist das Eumelanin verankert, das die Federn schwarz erscheinen lässt. Dies wird in speziellen Melanosomen (Pigmentspeicherzellen) verankert, die Reflexion des Lichtes verhindern. Dieser Prozess führt gleichzeitig zu höherer Spiegelreflexion und macht das Gefieder der Kasuare ganz besonders glänzend.

Wann werden Kasuare wirklich gefährlich?

Viele Vögel, darunter auch der Kasuar, verteidigen ihr Gelege. Wie bei Emus auch, sind diese bei Kasuaren grün. Sie werden nach der Eiablage etwa 50 Tage vom Männchen bebrütet, die sich anschließend auch um die Aufzucht der Jungen kümmert. Welche Vögel im Tierreich außerdem bunte Eier legen, erfahren Sie in diesem Artikel: Welche Tiere legen bunte Eier?

Es ist wichtig zu beachten, dass Kasuare, obwohl sie faszinierende Tiere sind, aufgrund ihrer Krallen und ihrer Geschwindigkeit potenziell gefährlich sein können. Besonders, wenn sie sich oder ihre Nachkommen bedroht fühlen oder in die Enge getrieben werden. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass man ihnen in ihrem natürlichen Lebensraum in Neuguinea oder Australien begegnet, sollte man daher nicht versuchen, sie zu reizen oder zu provozieren.

Auch Füttern ist tabu, denn wenn Kasuare daran gewöhnt werden, von Menschen Nahrung zu erhalten, fordern sie diese auch aggressiv ein. Dieses Phänomen ist auch von Möwen oder Tauben bekannt, tut bei den kleineren Vögeln aber weitaus weniger weh, als wenn ein Kasuar nach Futter giert.

Quellen

Mehr zum Thema

Weitere Quellen

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.