9. Juni 2023, 13:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Denkt man an Eichhörnchen, erscheint vor dem inneren Auge meist ein kleines, rotes Tier. Aber was ist mit grauen, schwarzen, braunen oder silbernen Hörnchen? Sind das alles invasive Grauhörnchen, die „unserem“ Eichhörnchen gefährlich werden könnten? PETBOOK klärt auf.
Eichhörnchen sind bei vielen Menschen sehr beliebt. Die kleinen Baumbewohner mit dem roten Fell und den dunklen Knopfaugen sorgen bei einer Sichtung im Wald, oder wenn sie von einem Stadtbaum klettern, für Begeisterung. Graue Hörnchen dagegen lösen die umgekehrte Reaktion aus, denn sie sind invasiv und bedrohen unsere heimischen Roten – oder? Gibt es bei uns überhaupt das Grauhörnchen, das eine Gefahr für die einheimischen Wildtiere darstellt? Und was hat es mit Hörnchen auf sich, die ein schwarzes Fell tragen? Wir klären auf und geben eine Übersicht über heimische und nicht-heimische Hörnchen.
Was über andere Fellfarben bei Eichhörnchen bekannt sind
Auch wenn uns Kinderbücher und Zeichentrickfilme etwas anderes suggerieren: Das in Europa vorkommende Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ist nicht immer rot! Die Farbschattierungen seines Fells reichen von silbrig, über braun sogar bis zu schwarz. Tatsächlich verändert sich der Pelz der Tiere vor allem im Herbst und Winter. So tarnt es sich vor Fressfeinden, die ein leuchtend rotes Hörnchen schnell am Baum sichten und erbeuten könnten. Die Farben können dabei von Grau über dunkles Braun bis zu einem Mix aus Rot und Schwarz reichen.
Eichhörnchen mit fast gänzlich schwarzem Fell sind zwar selten, kommen aber tatsächlich vor und verwirren die meisten auf den ersten Blick. Dieses Phänomen wurde 2009 in einer Studie an Grauhörnchen untersucht und belegt. Dabei handelte es sich um eine Form des Melanismus, der nicht nur bei Grauhörnchen, sondern bei vielen anderen Tieren, darunter auch dem Eurasischen Eichhörnchen auftreten kann. Durch eine genetische Mutation bilden die Zellen der Tiere vor allem dunkle Pigmente für Haut und Fell aus. Dies bedeutet einen Überschuss an Eumelanin, welches schwarzes Fell generiert und einen Mangel an Phäomelanin, das rotes Fell bedingt. Das schwarze Eichhörnchen ist also keine eigene Art. Weitere faszinierende Fakten über die Tiere finden Sie in diesem Artikel: 7 überraschende Fakten über Eichhörnchen, die nicht jeder kennt.
Wie man das Eurasische Eichhörnchen vom Grauhörnchen unterscheiden kann
Wenn man sich nicht sicher ist, welches Hörnchen man gerade vor sich hat, gibt es einige eindeutige Merkmale, die Hörnchen in Deutschland als den Eurasischen und damit heimischen Vertreter entlarven. Diese haben:
- Pinselohren
- einen scharf definierten weißen Bauch
- einen einfarbigen Schwanz
- einen kleinen Kopf und zierlichen, schlanken Körper
- eine Größe von 20 – 25 Zentimetern
- eine Schwanzlänge von 15 – 20 Zentimetern
- ein Gewicht von 200 – 400 Gramm
Grauhörnchen dagegen sehen ganz anders aus. Sie haben:
- keine Ohrbüschel
- graues, ockerfarbenes oder dunkles schwarzgraues Fell
- einen weißen Bauch, der fließend ins restliche Fell übergeht
- einen breiten Schädel
- eine Größe von 30 Zentimeter
- eine Schwanzlänge von 20 Zentimetern
- ein Gewicht von 400 – 710 Gramm
Zudem liegen dem Nabu keine Daten vor, dass es das Grauhörnchen in Deutschland überhaupt gibt! Seine Existenz ist in Europa bislang nur in Großbritannien und im nördlichen Italien nachgewiesen. Allerdings ist auch die Zuordnung der italienischen Hörnchenarten umstritten.
Die drei italienischen Hörnchenarten
Wie in Großbritannien gibt es das amerikanische Grauhörnchen auch in Italien. Dort wurde es wohl von Tierliebhabern ausgesetzt, die sich nicht bewusst waren, dass die Tiere den heimischen Eichhörnchen gefährlich werden könnten. Allerdings ist das Problem in dem Land am Mittelmeer noch nicht so gravierend, wie bei den Vertretern auf den britischen Inseln, die mittlerweile 98 Prozent der Hörnchenpopulation stellen.
Allerdings ist dieses Grauhörnchen nicht das einzige, das in Italien heimisch ist. 1907 wurde das italienische Grauhörnchen als eigene Art und die einzige weitere heimische Art auf dem europäischen Kontinent beschrieben. Dieser Titel wurde dem Tier jedoch schnell wieder aberkannt. Erst 2017 hat eine Arbeitsgruppe dem Hörnchen seinen Status als eigene Art wieder zugesprochen.
Das italienische Eichhörnchen kommt vor allem im Süden des Landes, in der Region Kalabrien, vor. Es sieht dem Eurasischen Eichhörnchen, das ebenfalls in Italien zu finden ist, sehr ähnlich, ist jedoch um 35 Prozent größer. Und es ist in der Regel dunkelgrau. Mit dem invasiven Grauhörnchen aus Nordamerika hat das Tier jedoch nach aktuellem Kenntnisstand nichts zu tun.
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Quellen
- Nabu.de, „Amerikanische Grauhörnchen verdrängen die Eichhörnchen“
- Nabu.de, „Ein Porträt des Eichhörnchens“
- Gartenlexikon.de, „Heimische Eichhörnchenarten: rote, schwarze & graue“
- Eichhörnchen-Notruf.de, „Grauhörnchen – Verwandte aus Amerika“
- Gartenjournal.net, „Schwarze Eichhörnchen: Fakten, Merkmale und Besonderheiten“
- McRobie, H., Thomas, A., & Kelly, J. (2009). The genetic basis of melanism in the gray squirrel (Sciurus carolinensis). Journal of Heredity, 100(6), 709-714.
- Wauters, L. A., Amori, G., Aloise, G., Gippoliti, S., Agnelli, P., Galimberti, A., … & Martinoli, A. (2017). New endemic mammal species for Europe: Sciurus meridionalis (Rodentia, Sciuridae). Hystrix, 28(1), 1.