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Faszinierende Schlafposition

Warum Fledermäuse beim Schlafen nicht von der Decke fallen

Nilflughund (Rousettus aegyptiacus) von einer Höhlendecke hängend in Israel
Fledermäuse und Flughunde haben eine faszinierende Schlafposition, denn sie hängen dabei mit dem Kopf nach unten und fallen sogar im Tiefschlaf nicht von der Decke Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

18. August 2023, 16:46 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können – und zwar mit ihren Händen! Auch ihre Schlafposition ist faszinierend, denn sie hängen dabei mit dem Kopf nach unten. Warum sie dabei nicht herunterfallen, erklärt PETBOOK.

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Seit rund 50 Millionen Jahren flattern die Fledertiere durch die Nacht, und seit jeher ranken sich gruselige Geschichten um sie. Dabei sind Fledermäuse wahre Meisterwerke der Natur. Sie können nicht nur mit ihren Ohren “sehen” – sie sind auch die einzigen Säugetiere, die fliegen können, und das mit den Vordergliedmaßen – genauer genommen mit den Händen! Vor allem aber ihre Schlafposition sorgt für Faszination, denn sie hängen dabei mit dem Kopf nach unten. Aber läuft den Tieren dabei nicht das Blut in den Kopf, und warum fallen Fledermäuse beim Schlafen nicht von der Decke?

Wo schlafen Fledermäuse?

Je nach Art bevorzugen Fledermäuse unterschiedliche Quartiere für ihre Kolonien, die, wie beim Großen Mausohr, 2000 und mehr Tiere umfassen können. Hier eine Auswahl einiger unserer heimischen Fledermausarten und ihrer bevorzugten Schlafplätze:

Alpenfledermaus:

Sie nächtigt in Felshöhlen und wurde bereits in Höhen von 3300 Höhen nachgewiesen. Im Kontrast dazu ist sie auch in urbanen Gebieten gesichtet worden, wobei sie sich dort in Richtung Norden ausbreitet und in Baumhöhlen oder in Rissen von Gebäuden ruht.

Braunes Langohr

Sie hängen gern in Dachstühlen, aber noch lieber verbergen sie sich im Zwischendach oder in den Spalten der Dachkonstruktion. Ihren Winterschlaf verbringen sie aber lieber in kühlen Kellern, Höhlen und Bunkern oder oberirdisch in Gebäuden und Baumhöhlen.

Breitflügelfledermaus

Man findet sie selten direkt auf dem Dachboden, sondern eher im Dachfirst, zwischen der Isolierung und den Dachpfannen.

Fransenfledermaus

Sie lebt in Baumhöhlen, aber auch in Gebäuden oder in den Zwischenwänden von Häusern. In südlichen Regionen quartieren sie sich gerne in Kuhställen ein.

Graues Langohr

Die Hausfledermaus wohnt in Gebäudespalten. Für ihr Winterquartier bevorzugt sie Höhlen und Gewölbe, die sie vor Kälte und Frost schützen.

Große Hufeisennase

In den Sommermonaten findet man sie tagsüber auf Dachböden oder Kirchtürmen, aber auch in Höhlen. Zum Überwintern sucht sie sich frostsichere Gewölbe und Höhlen.

Großer Abendsegler

Eine typische Baumfledermaus, die in Baumhöhlen, z.B. von Spechten, haust. Manchmal ist sie auch in speziellen Fledermaus-Nistkästen anzutreffen.

Auch interessant: Diese Tiere schlafen am wenigsten von allen

Wie schlafen Fledermäuse?

Fledermäuse sind nachtaktive Tiere, die sich während des Tages zur Ruhe begeben und in ihren Tagesquartieren schlafen. Das Schlafverhalten von Fledermäusen kann je nach Art, Jahreszeit und Umgebung variieren. Auch die Schlafdauer ist unterschiedlich. Einige Arten schlafen nur wenige Stunden, während andere den größten Teil des Tages verschlafen.

Die Zeit, zu der Fledermäuse aktiv werden oder schlafen gehen, hängt oft von ihrer Nahrungsquelle ab. Insektenfressende Fledermäuse sind normalerweise nachtaktiv und schlafen tagsüber, während fruchtfressende Arten (in tropischen Gegenden) sowohl tagsüber als auch nachts unterwegs sein können. Während des Schlafens bleiben die Sinne der Fledermäuse dennoch aktiv, da sie auf potenzielle Bedrohungen oder andere Reize aus ihrer Umgebung achten müssen.

Das Besondere ist ihre Schlafposition. Sie hängen mit dem Kopf nach unten und umhüllen ihren Körper schützend mit ihren Flügeln. Ihr besonderer Blutkreislauf und das überdimensionierte Herz sorgen dafür, dass das Blut nicht in den Kopf fließt, sondern durch den ganzen Körper gepumpt wird. Während ihres Winterschlafs hängen sie von Anfang November bis Ende März fast ein halbes Jahr in dieser Position.

Warum Fledermäuse im Schlaf nicht herunterfallen

Die Extremitäten von Fledermäusen sind einzigartig: Da sich zwischen ihren verlängerten Fingern eine Flughaut spannt, die über den Hals bis zum Schwanz geht, können sie sozusagen mit ihren Händen fliegen, sich dafür aber nirgends mit ihnen festhalten. Das übernehmen die Füße. An den beiden Hinterbeinen sitzen jeweils nach hinten gerichtete fünf Krallen, deren Sehnen mit einer Art Klick-Mechanismus ausgestattet sind.

Ausgelöst wird dieses Einrasten allein durch das Körpergewicht der Fledermaus. Sobald sie hängt, benötigt sie also kaum Kraft, um sich festzuhalten. Zusätzlich sind diese Sehnen mit einem Häutchen ummantelt, das mit Widerhaken besetzt ist. Erst wenn die Fledermaus ihre Muskeln anspannt, löst sich dieser Griff wieder, was bedeutet, dass sie auch noch nach ihrem Ableben eine Zeit lang weiter von der Decke hängt. Ziemlich gruselig!

Welche Fledermausarten leben in Deutschland?

Die meisten, der mehr als 1400 Fledermausarten leben in tropischen Klimazonen, denn die Flattertiere mögen es gern warm. Je weiter man sich vom Äquator wegbewegt, desto geringer wird die Anzahl der Arten. In Deutschland leben gerade mal 24 Fledermausarten in Höhlen, Tunneln, Viehställen, Dachstühlen und Baumhöhlen.

Zu den häufigsten zählt die Breitflügelfledermaus, die auch als „Hausfledermaus“ bezeichnet wird, da man sie oft in besiedelten Gebieten antrifft, während die Waldfledermaus und die Baumfledermaus in der freien Natur leben. Dort jagen sie mit bis zu 60 km/h (der Große Abendsegler hat eine Flügelspannweite von bis zu 40 cm) nach Insekten.

Sind Fledermäuse in Deutschland gefährdet?

Vier der heimischen Arten sind laut Nabu vom Aussterben bedroht, drei Arten gelten als stark und fünf als gefährdet. Ursachen für die schrumpfenden Bestände sind in erster Linie die intensive Landwirtschaft und der damit einhergehende Rückgang der Beutetiere wie Insekten, aber auch Windräder stellen eine Gefahr für die migrierenden Flugtiere dar.

Rund 250.000 Tiere sterben jährlich an den Folgen der Kollisionen mit den Rotorblättern oder durch die von ihnen erzeugten Luftdruckänderungen, durch die die inneren Organe buchstäblich zerrissen werden. Zudem werden immer mehr Fledermaus-Quartiere zerstört, weshalb der Nabu dazu aufruft, Fledermauskästen an den Häusermauern aufzuhängen.

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Quellen

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