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Verhütung mal anders!

Warum Hyänen-Weibchen Pseudopenisse haben

Eine Hyäne und ihr Junges durchstreifen die Savanne, wobei man deutlich den Pseudopenis des adulten Tieres sieht
Hyänen sind ob ihrer Genitalien nicht direkt als Männchen oder Weibchen zu unterscheiden. Erst bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das Genital der Weibchen als Pseudopenis. Foto: Getty Images / wildatart
Louisa Stoeffler
Redakteurin

22. Februar 2024, 17:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Hyänen gehören wohl nicht zu den Lieblingstieren vieler Menschen. Die merkwürdig lachenden Raubtiere sind jedoch weitaus spannender als man glauben möchte. So verfügen bei Hyänen auch die Weibchen über einen Penis – allerdings keinen echten. Warum das so ist und welche Funktion dieser hat, erklärt PETBOOK im Folgenden.

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Hyänen genießen im Tierreich nicht den besten Ruf. Sie gelten als Aasfresser, die keine noch so verrottete Beute schmähen und dementsprechend riechen. Dass dies jedoch eine clevere Anpassung an ein häufig karges Nahrungsangebot ist, ist vielen nicht bewusst. Doch die Tiere haben noch weitere clevere Tricks auf Lager. So besitzen weibliche Hyänen einen Pseudopenis, dessen Funktion im Tierreich einzigartig ist.

Hyänen sprengen alle Konventionen

Schaut man sich eine Hyäne einmal genauer an, könnte man meinen, ein Tier-Designer hätte zu tief ins Glas geschaut, als er sie erdacht hat. Ihr Aussehen wirkt mit den viel zu langen Vorderbeinen, dem Buckel und dem häufig zum Grinsen verzogenen Maul fast grotesk.

Auch scheinen sich die Tiere nicht ganz entscheiden zu können, ob sie nun zu den Hunden oder zu den Katzen gerechnet werden sollten und vereinen Eigenschaften beider Familien in sich. Und noch bei einer anderen Sache sind der Hyäne Konventionen völlig egal: beim Geschlecht.

Bis in die 1960er-Jahre dachten Biologen, Tüpfelhyänen seien Hermaphroditen oder Zwitter-Tiere, denn nicht nur Männchen der Art haben einen Penis. Auch Hyänen-Weibchen haben einen sogenannten Pseudopenis, der sich nur auf näheren Blick von dem der Männchen unterscheiden lässt.

Pseudopenis der Hyäne ist mehr als nur Tarnung

Tatsächlich verfügen auch Elefanten über Pseudopenisse, doch bei Tüpfelhyänen ist dieser nicht nur ein Anhängsel, sondern übernimmt tatsächlich viele Funktionen. Er ist eine erweiterte Form der Klitoris und der Eingang zur Vulva.

Die Geschlechtsteile von Männchen und Weibchen sind nahezu gleich lang, nur beim Männchen gibt es eine sichtbare Verengung am Ende, die ihn etwa 10 Prozent länger wirken lässt.

Auch das Scrotum können Hyänenweibchen treffsicher nachmachen. Die bei anderen Tieren als Vulva-Lippen fungierenden Hautlappen machen ihnen die Tarnung als Männchen perfekt und stellen eine Form der Mimikry dar. Wahrscheinlich dient diese Tarnung dem Schutz vor ungewollter Begattung und soll anderen Tieren gegenüber Dominanz ausstrahlen.

Wie Hyänen ihren Pseudopenis zur Verhütung nutzen

Flecken- oder Tüpfelhyänen haben eine ganz spezielle Technik, wenn es darum geht, unerwünschten Nachwuchs und Begattung zu verhindern. Zunächst einmal ist der Winkel bei der Paarung entscheidend, denn die Hyäne hat keine außen liegende Vulva.

Entsprechend muss das Männchen beim Akt den exakt richtigen Winkel treffen, um den Pseudopenis seiner Partnerin zu treffen. Dies kann er nur, wenn das Weibchen vollkommen entspannt ist und dies auch zulässt. Erst dann öffnet sich der Pseudopenis und erlaubt die Kopulation.

Doch auch dann muss es noch immer nicht zur Schwangerschaft kommen. Steht das Männchen ihr nicht hoch genug in der Rangfolge des Clans, macht sich die Tüpfelhyäne ihren Pseudopenis erneut zu Nutzen. Sie spült den Samen des Sexualpartners einfach mit Urin und Muskelkontraktionen aus, bevor er die Eizellen erreichen kann.

Durch dieses Selektieren des „richtigen“ Männchens haben sich Hyänen im Laufe der Evolution eine absolute Machtposition erarbeitet, sind 25 Prozent größer als die Männchen und halten an ihrer Rangfolge streng fest. Hyänen zählen also ohne Zweifel zu den Weibchen, die im Tierreich immer das Sagen haben.

Weibchen dominieren in allen Bereichen

Lange war unklar, ob Hyänen-Weibchen ihren Pseudopenis auch noch für weitere Zwecke nutzen können – denn Schwellkörper enthält er nicht. Tatsächlich kann er aber trotzdem in gewissem Maße anschwellen, wenn das Klitorisgewebe sich erweitert. So hat man Hyänen-Weibchen bereits dabei beobachten können, wie sie andere Tiere – egal, ob Weibchen oder Männchen – damit dominierten.

Der erigierte Pseudopenis ist bei ihnen aber auch ein Zeichen von Demut und Unterwerfung, wenn sie einander beschnuppern und ihre Rangordnung im Clan feststellen. Entsprechend ist nur der Pseudopenis des Alpha-Weibchens in der Regel nicht angeschwollen, denn sie braucht niemanden zu beschwichtigen.

Diese Rangfolge wird sogar über Generationen hinweg vererbt. Der Nachwuchs des Alpha-Weibchens steht direkt unter ihr, um sie eines Tages zu ersetzen. Dies wurde auch bereits in den Hormonen der Tiere nachgewiesen. Die Jung-Hyänen, die später die Clan-Führung übernehmen, werden bereits mit einer erhöhten Dosis an Testosteron geboren und verhalten sich aggressiver und territorialer. Dies gilt in erster Linie jedoch für die Weibchen – denn auch das ranghöchste Männchen steht immer unter dem rangniedrigsten Weibchen.

Pseudopenis macht Geburten bei Hyänen schwer

Allerdings macht der Pseudopenis Hyänen in einer Hinsicht doch relativ stark zu schaffen. Denn sie nutzen ihn auch, um ihre Jungen zu gebären – nur ist er dafür eigentlich viel zu eng. Dadurch überleben viele Hyänen ihre erste Geburt nicht.

Auch geschieht es nur selten, dass die Hyäne ihren Wurf, der in der Regel aus drei Jungen besteht, komplett lebend zur Welt bringt. Denn der enge Geburtskanal kann leicht reißen oder erweitert sich nicht weit genug, damit die Jungen alle durchpassen, bevor sie ersticken.

Doch das strenge Sozialgefüge der Hyänen hilft ihnen auch, wenn ein Weibchen stirbt. Denn eigentlich sind Tüpfelhyänen alleinerziehend, allerdings springen die anderen auch ein, wenn ein Weibchen bei der Geburt verstirbt. Vorzugsweise natürlich dann, wenn es ranghöhere Jungtiere zu versorgen gibt.

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Quellen

Themen Afrikanische Wildtiere
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