8. September 2024, 16:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Jedes Jahr werfen Einheimische Küken der Papageientaucher während ein paar Wochen zum Ende jeden Sommers von den Klippen! Dabei sind die Tiere das Wahrzeichen Islands. Warum diese skurrile Tradition wichtig für die Arterhaltung ist.
Jahr für Jahr findet auf den Vestmannaeyjar (Westmännerinseln) eine mittlerweile liebgewonnene Tradition statt. Auf den kleinen Inseln, die zu Island gehören, werden im August und September mehrere Hundert junge Papageientaucher von den Klippen geworfen! Das alljährliche Phänomen ist jedoch kein tierschutzwidriger Spaß der Bevölkerung, sondern hat einen wichtigen Hintergrund.
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Junge Papageientaucher auf Island verirren sich beim Flüggewerden
Papageientaucher sind so fest mit Island verbunden, dass sie sogar das Wappentier des Inselstaates sind. Daher verwundert es nicht, dass die Menschen vor Ort den Tieren ein wenig unter die Flügel greifen wollen, wenn sie flügge werden und sich auf dem Weg zum Meer verirren.
Dieses Phänomen kommt häufiger vor. Junge Papageientaucher werden von ihren Elterntieren während des Frühjahrs und Sommers mit Futter versorgt und machen sich Ende des Sommers auf eine jahrelange Reise durch den Ozean. Diese auch „Puffling Season“ genannte Zeit fällt manchmal in den August oder den September – je nachdem, wie reichlich die Versorgung der Jungvögel während ihrer Zeit im Nest aussah. 1
Allerdings wird es durch Lichtverschmutzung für die Jungvögel immer schwieriger, ihren Weg zum Meer zu finden. Manche machen sich, anstatt zu den Klippen, auf dem Weg zum Hafen oder in die Stadt, da sie das Licht der Straßenlaternen mit dem der Sterne verwechseln. Dann geht die Papageientaucher-Patrouille („Puffling Patrol“) auf nächtliche Einsammelaktion.
Papageientaucher brauchen etwas Hilfe, um sich von der Klippe zu stürzen
Anschließend bringen sie die Tiere zu den Klippen, wo sie von den freiwilligen Helfern heruntergeworfen werden. Manche Retter der Papageientaucher setzen sie auch an den Rand der Klippen und die Tiere springen von selbst herunter. Dies entspricht dem natürlichen Verhalten der fast erwachsenen Vögel, die im Regelfall mit ihren Eltern die Klippen heruntergleiten und ihre Flügel ausprobieren. 2
Die Retter der Papageientaucher tragen maßgeblich zur Erhaltung der Art bei, denn die Vögel legen nur alle paar Jahre ein einzelnes Ei. Zudem sind sie stark von klimatischen Veränderungen, der Vogelgrippe und der Überfischung der Meere betroffen. Nur auf den Westmännerinseln ist ihre Population noch stabil. Im Südwesten der Inselgruppe und in Alaska bleiben die Fischströme, von denen sie sich ernähren, immer häufiger aus. Gibt es nicht genügend Nahrung, brüten sie nicht. 3
Papageientaucher kehren immer an den Ort zurück, an dem sie geboren sind und brüten dann die nächste Generation in den Steilhängen der Klippen aus. Die Jahr für Jahr geretteten Jungtiere können also auf lange Sicht den Bestand der Art stabilisieren und erhalten.
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Keine Langzeitlösung in Sicht
Leider scheint es nicht viele langfristige Lösungen zu geben, um Papageientaucher davon abzuhalten, sich zu verirren. So sei es praktisch unmöglich, das Lichtproblem zu minimieren, sagt Snær Hansen, Direktor für ökologische Forschung am South Iceland Nature Centre im Artikel des populärwissenschaftlichen, US-amerikanisches Magazins „PopularScience“.
Selbst kleinere Metropolen stellen für die Papageientaucher ein Problem dar, da laut Hansen selbst ein falsches Licht ausreiche, um die Vögel in die falsche Richtung zu locken. Zwar gibt es einige Studien darüber, ob warmes Licht die Tiere weniger in die Irre führen könnte. Aber bisher konnten Forscher keine konkreten Beweise dafür erbringen.
Bis dahin sind also weiterhin alle helfenden Hände in Island willkommen, um diese Küken der Papageientaucher Vögel am Leben und gesund zu halten – und von den Klippen ins Meer zu werfen, wie es die Natur vorgesehen hat.