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Amber

Warum Erbrochenes von Pottwalen 80.000 Euro pro Kilo wert ist

Ein Modell der Zähne und des Kiefers eines Pottwals
Was aus dem Maul eines Pottwals kommt, wird illegal für mehrere Tausend Euro gehandelt. Foto: Getty Images/Arctic-Images
Alexandra Beste

25. Mai 2023, 16:47 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Stellen Sie sich vor, Sie spazieren am Strand entlang und stoßen plötzlich auf einen großen, wachsartigen Klumpen, der streng riecht. Klingt eklig, oder? Ist es gewissermaßen auch. Dahinter verbirgt sich aber ein wertvoller Schatz. Die Rede ist von Pottwal-Erbrochenem – auch als Amber bekannt. Eine Substanz, die früher in der Parfumindustrie oft zum Einsatz kam und noch heute für sehr viel Geld verkauft wird. Dabei ist der Handel mit Walprodukten in den meisten Ländern verboten.  

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Es ist eine Schlagzeile, die man eher selten liest: Im Süden Indiens haben Polizeikräfte 9,8 Kilogramm Amber beschlagnahmt. Bei dem ungewöhnlichen Schmuggelgut handelt es sich um eine graue, wachsartige Substanz, die Pottwale ausscheiden. Das mag ziemlich eklig klingen, wird aber hoch gehandelt. Den Behörden im Distrikt Mysuru zufolge soll der Fund 180 Millionen Rupien wert sein, berichtet die indische Zeitung „The Hindu“. Das entspricht umgerechnet mehr als zwei Millionen Euro. Aber warum ist Pottwal-Erbrochenes so wertvoll? 

Pottwal-Erbrochenes wurde einst zur Herstellung von Parfum verwendet   

Das wachsartige Abfallprodukt der Pottwale ist schon seit Jahrhunderten im asiatischen, arabischen und europäischen Raum bekannt. Zuletzt wurde Amber als Geruchsbinder bei der Herstellung von Parfum verwendet. Wie man Düfte auch ohne Amber gekonnt einsetzt, lesen Sie bei STYLEBOOK: 7 Tipps, die man bei Parfum beachten sollte.

Der Auswurf der Wale riecht zunächst streng, soll mit der Zeit aber einen angenehmen Duft entwickeln. Mittlerweile setzen die meisten Hersteller jedoch synthetische Stoffe statt Amber ein. Die graue Substanz kommt nämlich nur selten vor – und darf in den meisten Ländern nicht gehandelt werden. 

Der Preis pro Kilogramm Amber im getrockneten Zustand schwankt deshalb stark. In der Regel liegt er zwischen 10.000 und 33.000 Euro. Gelegentlich wird Pottwal-Erbrochenes aber noch höher gehandelt und bringt 80.000 Euro pro Kilo oder sogar mehr. 

Ein Pottwal schwimmt vor den Azoren
Pottwale gelten als gefährdet. Seit 1973 stehen sie durch das Washingtoner Artenschatzübereinkommen CITES unter Schutz. Foto: Getty Images/Gerard Soury

Aber wie entsteht Amber?

Wie Pottwale Amber produzieren, wissen Experten nicht genau. Wahrscheinlich entsteht die graue Substanz beim Übergang vom Magen zum Darm, wenn Gefressenes nicht richtig verdaut wird. Mit der Zeit bildet sich dort eine immer größer werdende Masse, die irgendwann schließlich ausgewürgt wird.  

Diesen Prozess verstehen Experten wiederum ziemlich gut. Pottwale ernähren sich nämlich unter anderem von Tintenfischen – und die haben, je nach Art, meist harte, schwer verdauliche Kiefer oder Schnäbel. Ergebnis: Die Pottwale müssen gelegentlich mal kotzen. 

Die riesigen grauen Klumpen, die dabei ausgespuckt werden, treiben danach im Meer vor sich hin, bis sie schließlich an Land waschen. Wer sie findet, kann dann gegebenenfalls viel Geld verdienen. Wie etwa eine Gruppe von Fischern aus dem gebeutelten Land Jemen, die im Jahr 2021 mehr als 120 Kilogramm Amber im Bauch eines gestrandeten Walkadavers entdeckten. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete damals, ein Geschäftsmann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten habe den Männern den Walauswurf abgekauft – für sage und schreibe 1,5 Millionen Dollar.  

Auch interessant: Können Wale wirklich Menschen verschlucken?

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Seit 1973 ist der Handel mit Walprodukten weltweit verboten

Pottwale sind geografisch weitverbreitet; sie kommen in allen Weltmeeren vor. Da die Tiere jedoch früher wegen ihrer Fettschicht, dem sogenannten Blubber, gejagt wurden, gelten sie heutzutage als gefährdet und stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion.  

Seit den 2000er-Jahren scheint die Anzahl an Pottwalen wieder leicht zuzunehmen. Laut dem WWF wird die Bestandsgröße auf etwa 200.000 bis 1,5 Millionen Individuen geschätzt. Mit ein Grund dafür ist vermutlich das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES. Seit 1973 verbietet es die Jagd auf Wale sowie den Handel mit jeglichen Walprodukten. Mehr als 180 Vertragsparteien haben das Übereinkommen bis dato unterzeichnet, sodass Pottwal-Erbrochenes weltweit praktisch nicht mehr gehandelt werden darf. Illegal geschmuggelt und verkauft wird die wachsartige Substanz – wie die Nachricht aus Indien beweist – aber leider trotzdem.  

Themen Meerestiere Wale
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