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Kleine Flugkünstler

Warum sind Kolibris eigentlich so klein?

Kolibris beherrschen ihren Schwebeflug vermutlich aufgrund eines fehlenden Gens.
Kolibris beherrschen ihren Schwebeflug vermutlich aufgrund eines fehlenden Gens. Foto: Getty Images / webguzs
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

1. Januar 2024, 16:24 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Man bezeichnet sie als die fliegenden Juwelen des Regenwaldes – Kolibris. Kein Vogel auf der Welt ist kleiner und leichter und doch sind sie zu unglaublichen Leistungen fähig, wobei sie eine wichtige Aufgabe als Bestäuber erfüllen. PETBOOK hat sich auf die Spuren der metallisch schimmernden Elfen und Nymphen der Vogelwelt begeben.

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Viele der rund 370 Kolibri-Arten sind in tropischen Gebieten zu finden. Aber auch in Nord- und Südamerika, im Süden Alaskas und in Feuerland schwirren die faszinierenden Vögel durch die Blumenmeere und stecken ihre langen gebogenen Schnäbel, die so groß wie der gesamte Körper sind, in die duftenden Blütenkelche. Dank ihrer Flugkünste (40 bis 90 Flügelschläge pro Sekunde) und ihren beweglichen Flügeln ist es ihnen möglich, auf der Stelle zu fliegen und so den köstlichen Nektar zu trinken und dabei gleichzeitig die Pflanzen zu bestäuben.

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Die Winzlinge leisten so einen großen Beitrag für das ökologische Gleichgewicht. Die Flugakrobaten können sogar rückwärts oder seitwärts fliegen und sich mit einer Geschwindigkeit von 99 km/h durch die Lüfte stürzen. Kein Wirbeltier ist in Relation zu seiner Körpergröße schneller! Letztendlich ermöglicht es ihnen ihre geringe Körpergröße und ihr federleichtes Gewicht, dass sie zu diesen erstaunlichen Manövern fähig sind und so für ihr Überleben sorgen.

Die erstaunlichen Flugkünste der Kolibris

Ihr Flügelschlag ist so schnell, dass er für unser Auge unsichtbar wirkt. Man bezeichnet ihre Flugtechnik als Schwebeflug, denn sie können auf der Stelle schweben und sogar rückwärts oder seitwärts fliegen. Mithilfe von Kameraaufzeichnungen konnten diese bemerkenswerten Leistungen enträtselt werden: Im Vergleich mit anderen Vögeln rotieren die Flügel der Kolibris im Schultergelenk. Andere Vogelarten falten beim Aufschwingen die Flügel zusammen, der Kolibri lässt sie beim Auf– und Abschwingen gespreizt. Diese Technik benötigt einen enormen Energieaufwand und der Stoffwechsel des Winzlings fährt dabei auf Hochtouren. Den hohen Energiebedarf decken die Vögel mit dem Zucker aus dem Blütennektar, den sie mithilfe von speziellen Enzymen hervorragend aufnehmen und auch verstoffwechseln können.

Anders als wir Menschen können sie Fructose ebenso gut verarbeiten wie Glukose. Forscher fanden in genomischen Studien heraus, welche evolutionären Anpassungen des Stoffwechsels nötig waren, um dem Kolibri seine außergewöhnlichen Flugkünste zu ermöglichen: Im Vergleich mit anderen Vögeln wie Hühnern, Tauben und Adlern fehlt Kolibris das Gen FBP2 (Muskelenzym Fructose-Bisphosphatase 2). In Experimenten konnten sie nachweisen, dass das Ausschalten dieses Gens den Zuckerstoffwechsel steigert.

Das sind die kleinsten Kolibris

Die Schnellsten aller Kolibri-Arten sind gleichzeitig die Kleinsten:

Bienenelfe (Mellisuga helenae)

Der zarte Hummelkolibri, der bei einer Körperlänge von ca. sechs Zentimetern nur zwei Gramm wiegt, schwirrt auf der Karibik-Insel Kuba von Blüte zu Blüte. Sein Herz schlägt dabei 300 bis 500 Mal pro Minute, wenn er den Schnabel und teilweise auch den Kopf und Körper in die trichterförmigen Blumen steckt. Die Bienenelfe ist endemisch und kommt nur auf Kuba vor, wo sie die International Union for Conservation of Nature als „potenziell gefährdet“ einstuft.

Sie ist eine äußerst eifrige und wichtige Bestäuberin, denn sie besucht am Tag ca. 1500 Blüten. Das Gefieder der Männchen schimmert an der oberen Seite bläulich und das der Weibchen grünlich. Die Gefiederunterseiten sind bei beiden hellgrau. Das Männchen kann man gut an der roten Färbung an Kopf und Kehle erkennen.

Die Bienenelfe ist endemisch und kommt nur auf Kuba vor. Sie gilt als „potenziell gefährdet“.
Die Bienenelfe ist endemisch und kommt nur auf Kuba vor. Sie gilt als „potenziell gefährdet“. Foto: Getty Images / Manakin

Moskitokolibri (Chrysolampis mosquitus)

Der Flugkünstler ist vor allem durch die Achterbewegung seiner Flügel bekannt. Er ist nur maximal neun Zentimeter lang und wiegt ca. 4 Gramm. Man findet ihn im nördlichen Südamerika, Südpanama und Trinidad. Außerhalb der Brutzeit sind Moskitokolibris einzelgängerisch und die Männchen verteidigen ihre Reviere äußerst aggressiv gegen Eindringlinge.

Männchen und Weibchen unterscheidet man durch den roten Nacken und die Krone der Männchen und den grünen Halsstreifen der Weibchen. Diese Kolibri-Art ernährt sich, wie der Name schon verrät, neben Blütennektar auch von Insekten.

Der Moskitokolibri  ernährt sich, wie der Name schon verrät, neben Blütennektar auch von Insekten.
Der Moskitokolibri ernährt sich, wie der Name schon verrät, neben Blütennektar auch von Insekten. Foto: Getty Images

Annakolibris (Calypte anna)

Sie zählen zu den häufigsten Kolibris an der Pazifikküste Nordamerikas (von British Columbia bis Baja California) und sind laut IUCN als „nicht gefährdet“ eingestuft. Die bis zu zehn Zentimeter und 4,5 Gramm kleinen Vögel zeigen faszinierende Balztänze, wobei die Männchen bis zu 30 Meter in den Himmel fliegen, um dann mit atemberaubender Geschwindigkeit von bis zu 99 km/h herabzusausen. Das entspricht 385 Körperlängen pro Sekunde. Ein Wanderfalke erreicht nur 200 Körperlängen pro Sekunde und ein Kampfjet gerade mal das 40-fache seiner Gesamtlänge.

Annakolibri-Männchen beeindrucken mit einem Balztanz, der in Sachen Tempo alles bisher Gesehene in den Schatten stellt.
Annakolibri-Männchen beeindrucken mit einem Balztanz, der in Sachen Tempo alles bisher Gesehene in den Schatten stellt. Foto: Getty Images / Kathleen Reeder Wildlife Photography

Während des Sturzes erzeugt das Männchen laute Geräusche, wobei der markanteste Ruf an der tiefsten Stelle erklingt, bevor es wieder aufsteigt. Dieses Schauspiel wiederholt sich unzählige Male, bis das Weibchen zur Begattung bereit ist. Das Männchen zieht danach unverzüglich weiter, um seine Show anderen Damen der Vogelwelt darzubieten.

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Quellen

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