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Phänomen erklärt

Warum Delfine so gern auf Wellen und neben Booten surfen

Delfine surfen durch Wellen im klaren Meerwasser
Delfine erscheinen häufig neben Surfern in den Wellen – manchmal scheint es fast so, als ob die Tiere auf die perfekte Welle warten würden Foto: iStock/Hamish Fisher
Louisa Stoeffler
Redakteurin

15. Dezember 2024, 8:49 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es sind beeindruckende Bilder, die immer wieder in sozialen Netzwerken zu sehen sind: Plötzlich tauchen am Strand Delfine auf und „surfen“ in den Wellen – manchmal sogar direkt neben Menschen in Booten. Doch warum tun die Tiere das?

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Delfine sind intelligente, soziale Wesen und üben auf viele eine besondere Faszination aus. Laut dem Diplom-Biologen Ulrich Karlowski, von der Deutschen Stiftung für Meeresschutz, könnte das durchaus auf Gegenseitigkeit beruhen. Tatsächlich scheint es so, als würden die Meeressäuger manchmal die Nähe zu uns Menschen suchen und neben Booten schwimmen. Zuweilen entstehen dann einmalige Aufnahmen von Delfinen, die neben Surfern durch die Wellen gleiten. Auch eine Studie hat sich mit dem Thema beschäftigt.

Warum surfen Delfine?

„Zunächst sollte man sagen, dass nicht alle Delfine surfen. Arten, die beim Schwimmen in Küstennähe kommen, wie der große Tümmler, Orcas oder gemeine Delfine, werden dabei am häufigsten beobachtet“, erklärt der Experte. Delfine surften einfach, weil sie Spaß daran hätten. „So kommen sie schneller voran und sparen Energie, wenn sie sich von der Welle tragen lassen. Dabei können sie außerdem beobachten, was an der Wasseroberfläche passiert.“

Ähnliches bestätigt auch eine Studie an Schwarzdelfinen (Lagenorhynchus obscurus) in neuseeländischen Gewässern. Dabei zeigte sich, dass die Delfine, die dem Studienboot folgten, 45 Prozent weniger häufig atmeten, also deutlich an Energie sparten. 1

Allerdings schließt Studienautorin Dr. Dana Orbach nicht aus, dass die Tiere auch einfach Spaß am Schwimmen in den künstlichen Wellen hatten. „Nur weil sie einen Nutzen aus der Fortbewegung ziehen, schließt das nicht aus, dass es auch noch einen anderen Zweck gibt“, sagte Orbach dem Wissenschaftsportal, „IFLScience“.

Es gibt Spekulationen darüber, dass das Wellenreiten zum Beutefang dient. Karlowski beobachtete das Phänomen u. a. bei seiner Arbeit in Kroatien, als Fischabfälle von einem Kutter geworfen wurden, und die Tiere dem Schiff hinterher schwammen und surften.

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Wann kann es zu dem Phänomen kommen?

Vom Surfen begeisterte Menschen sind immer auf der Suche nach der perfekten Welle – und es scheint, als ob dies auch bei Delfinen so ist. Nach welcher zeitlichen Regel die schlauen Meeressäuger sich orientieren und ob sie wissen, wann die beste Zeit zum Surfen ist, ist jedoch noch nicht erforscht.

Karlowski sagte PETBOOK, es komme natürlich vor allem auf den Wellengang an. Das Verhalten der Delfine könne man auch vom Boot aus beobachten, insbesondere bei schnellen Gleitfahrten. Der Diplom-Biologe berichtete, dass die Tiere auch die künstlichen Wellen nutzen, um teilweise recht lang neben den Forschern zu surfen und sogar über das Boot zu springen.

Laut Ulrich Karlowski haben Delfine einen ausgeprägten Spieltrieb, der auch dazu diene, Körper und Bewegung zu trainieren. „Die Tiere üben so unter anderem die Koordination in der Gruppe, um Fischschwärme auf der Jagd besser einkreisen zu können.“ Die Tiere gingen in der sozialen Interaktion in einen „Spielmodus“ über und hätten einfach Freude daran, eine Weile mitzusurfen.

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Surfen bei Delfinen keine Frage des Alters

Auf die Frage, ob eher jüngere Delfine oder auch ältere surfen, sagt Karlowski PETBOOK: „Das ist ganz unterschiedlich.“ Er hätte schon verschiedene Gruppen von Großen Tümmlern beobachtet, die meist in sozialen Verbänden von drei bis vier, manchmal auch fünf Tieren auftauchten. Von Jungtieren bis zu schon ausgewachsenen Alttieren zeige sich das Verhalten über alle Altersstufen.

Gerade der Große Tümmler – die am besten erforschte Delfinart – legt laut Karlowski zudem ein großes Interesse an Menschen an den Tag. Vieles spräche dafür, dass sie alles fasziniert, was sich im Meer aufhält, und dazu zählten Menschen im Wasser. „Das Meer an sich ist sehr arm an Strukturen, außer dem Meeresboden gibt es nicht viel zu sehen.“ Deshalb verfolgten Delfine die Menschen durchs Wasser, vielleicht auch, um mit ihnen Kontakt aufzunehmen. „Delfine sind sehr neugierige Tiere mit hoher Sozialkompetenz, die sich fragen: ‚Warum machen die das gleiche wie wir?‘“

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Welche Gefahren für surfende Delfine drohen

Wenn plötzlich im Wasser nebenan ein Delfin surfe, „sollte natürlich versuchen, Zusammenstöße zu vermeiden“, kommentiert der Diplom-Biologe. Delfine rempelten nämlich manchmal unbeabsichtigt. „Sie greifen aber keine Menschen an. Delfine sind sehr neugierige Tiere mit hoher Sozialkompetenz. Ihr Verhalten uns gegenüber ist freundschaftlich und leider auch ein bisschen naiv“.

Das bedeutet natürlich auch, dass gerade, wenn die Delfine in den künstlichen Wellen von Booten schwimmen, dies auch mit einem entsprechenden Risiko für die Tiere verbunden ist. Dafür konnte die Studie von Orbach und ihren Kollegen jedoch eine Antwort aufzeigen.

„Wenn man sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit bewegt, ist es unwahrscheinlicher, dass Delfine am Bug reiten, was bedeutet, dass ein Boot in diesen Gebieten vielleicht langsamer fahren sollte oder in Gebieten, in denen Delfine kein Interesse am Bugreiten haben, schneller fahren könnte“, sagte Obrach „IFLScience“ weiter.

Themen Delfine

Quellen

  1. Fiori, L., Davis, R. W., Würsig, B., & Orbach, D. N. (2024). Energetic savings of bow-riding dolphins. Scientific Reports, 14(1), 1-8. ↩︎

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