23. Oktober 2024, 12:09 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
An Waldrändern, Badeseen oder auch in Gärten – Wildschweine sind immer wieder auch außerhalb ihres angestammten Reviers anzutreffen. Grundsätzlich kein Problem, denn die Tiere gelten nicht unbedingt als aggressiv. Dennoch kann es zu brenzligen Situationen kommen. PETBOOK erklärt, was man tun sollte, wenn plötzlich ein Wildschwein vor einem steht und was hinter dem Gerücht steckt, dass Wildschweine nach einer bekannten Flüssigwürzung riechen.
Wildschweine gelten gemeinhin als friedlich. Dennoch fürchten sich viele Menschen vor einem Angriff. Kein Wunder – allein die Hauer mancher Tiere können durchaus bedrohlich wirken. Treffen Mensch und Wildschwein aufeinander, verläuft die Begegnung in aller Regel friedlich. Das zumindest zeigen die vielen Berichte von Wildschweinen an Badeseen, auf städtischen Bürgersteigen oder auch im heimischen Garten. Unter Umständen jedoch können Keiler oder Bachen uns Menschen, aber auch unseren Haustieren gefährlich werden. Was also tun, wenn man ein Wildschwein trifft? Ein Überblick.
Übersicht
Wo kann man auf Wildschweine treffen?
Der natürliche Lebensraum von Wildschweinen sind unsere heimischen Wälder. Zunehmend weichen die Tiere aber auch auf andere Gebiete aus. Grund für die Wanderung der Wildschweine ist die Kultivierung ihrer natürlichen Lebensräume durch den Menschen. Da Wälder außerdem zunehmend unter Trockenheit leiden, gibt es für die Wildschweine dort auch immer weniger zu fressen.
Allerdings gibt es einen bestimmten Geruch, der einem immer verrät, wenn sich ein Wildschwein in der Nähe aufhält. Der charakteristische Geruch von Maggi-Flüssigwürze verbreitet sich, wenn man den Tieren nahekommt. Doch eigentlich wird der Geruch durch den Aromastoff Soloton erzeugt, der, in großen Mengen verwendet, nach Liebstöckel riecht. Verbreitet sich also dieser Geruch im Wald, sollte man sich besser entfernen, egal, ob man Wildschweine sieht oder nicht.
Im Feld
Große Flächen werden landwirtschaftlich genutzt und bieten Wildschweinen leichteren Zugang zu Nahrung als das aufwendige Wühlen nach Fressbarem in Waldböden. Die Tiere durchstöbern daher mit Vorliebe Felder mit Mais oder Raps. Diese bieten ihnen neben Nahrung auch Sichtschutz sowie einen sicheren Platz, um ihre Jungen aufzuziehen. Steht jedoch die Ernte an, werden Wildschweine, die im Feld gelebt haben, aufgeschreckt. Daher kann es gerade bei einem Spaziergang im Spätsommer passieren, dass man unverhofft zwischen Wiese und Feld auf ein Wildschwein trifft.
In der Stadt
Im städtischen Raum finden sich ebenfalls immer mehr Wildschweine. Für die Tiere ist die Nahrungsbeschaffung hier besonders leicht, weil sie Müll oder Kompost nach Essbarem durchstöbern. Besonders in den Randgebieten von Städten, die häufig an Wälder grenzen, kann es vorkommen, dass man auf die Tiere trifft. Achtlos weggeworfenes Essen oder volle Mülleimer sind für Wildschweine verlockend und können sie über Parks und Grünanlagen auch weiter bis in die Innenstädte führen.
So mancher stellt beim Aufwachen außerdem erschreckt fest, dass die Wildtiere den gesamten heimischen Garten umgewühlt haben. Wie man die Tiere von dort schonend vertreiben kann, erfahren Sie bei unseren Kollegen von myHOMEBOOK.
Auf Spielplätzen
Sind Spielplätze nicht ausreichend abgezäunt, kann es auch vorkommen, dass Wildschweine dort auftauchen, um Mülleimer zu durchstöbern oder fallen gelassenes Essen zu ergattern.
Ist eine Bache mit ihren Frischlingen unterwegs, könnten Kinder, die die niedlichen kleinen Tiere streicheln wollen, in Gefahr geraten. Hier hilft nur Aufklärung. Kinder sollten den Unterschied zwischen Wild- und Haustieren kennen und respektvoll mit der Natur umgehen. Angebissenes Obst oder Wurstbrote haben auf Grünflächen nichts zu suchen.
An Badeseen
Besonders an Badestellen, die an Wälder grenzen, kann es gelegentlich vorkommen, dass Wildschweine diese queren, um ans Wasser zu gelangen. Im Falle von Tieren, die an das Leben in der Stadt gewöhnt sind, zeigen sie auch wenig Scheu. Man sollte die Wildschweine trotzdem nicht anlocken und natürlich auch keine Selfies mit ihnen machen. Denn kommt man selbst den an Menschen gewöhnten Tieren zu nahe, ist es möglich, dass sie angreifen. 1
Wildschweine riechen tatsächlich nach Maggi
Ich bin in einer Tierschutzeinrichtung einem Wildschwein begegnet. Der Keiler wurde verletzt im Wald aufgefunden und es war nicht klar, ob er noch einmal wieder ausgewildert werden konnte.
Bei einem Besuch am Zaun seines Geheges zeigte er sich auch unglaublich freundlich und hatte wenig Scheu vor Menschen, sodass ich gar nicht anders konnte, als ihn zu streicheln. Er fühlte sich borstig an, aber genoss sichtlich, dass ich ihn am Kopf und hinter den Ohren kraulte. Und er roch extrem nach Liebstöckel. Das Gerücht stimmt also: Wildschweine riechen wie Maggi-Flüssigwürze.
Wann trifft man am ehesten auf Wildschweine?
Wildschweine passen ihre Gewohnheiten der Umgebung an und sind daher flexibel, obwohl sie als dämmerungsaktive Tiere gelten. Häufig streifen Wildschweine nachts umher, da die Gefahr auf Menschen zu treffen, dann weniger groß ist. Werden Wildschweine aufgescheucht, kann man ihnen aber auch tagsüber unverhofft über den Weg laufen.
Was sollte man tun, wenn man ein Wildschwein sieht?
Zunächst sollte man auf jeden Fall Ruhe bewahren. Wildschweine können sich bedroht fühlen, wenn man laute, ängstliche Geräusche von sich gibt oder versucht, an ihnen vorbeizugehen. In ländlichen Gebieten versuchen Wildschweine häufig von sich aus, auszuweichen oder wegzulaufen.
Anders verhält es sich mit Wildschweinen, die auch Abstecher in städtische Bereiche unternehmen. Diese sind Menschen gewohnt und fühlen sich erst bedroht, wenn der Zweibeiner plötzlich in ihrer unmittelbaren Umgebung erscheint.
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Was sollte man tun, wenn beim Gassigehen im Wald ein Wildschwein auftaucht?
Ein einsamer Waldspaziergang lädt dazu ein, den Hund auch mal von der Leine zu nehmen und ihn frei laufen zu lassen. Dies kann jedoch Folgen haben, wenn der Hund Witterung aufnimmt und beginnt, nach Wild zu stöbern. Fast alle Hunde haben einen latenten Jagdtrieb. Insbesondere bei Jagdhunden ist dies jedoch verhaltenstypisch. Hier übernimmt meist der Instinkt und es kann vorkommen, dass es zur Auseinandersetzung kommt. Daher empfiehlt es sich, den Hund an einer langen Leine zu haben, aber im Wald nicht ganz frei laufen zu lassen. So hat man im Zweifelsfall mehr Kontrolle über die Situation.
Wann werden Wildschweine aggressiv?
Gerade bei Bachen mit Frischlingen kann es vorkommen, dass sie angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. Der Zeitraum, in dem Wildschweine für gewöhnlich Nachwuchs bekommen, ist etwa März bis Mai. Sind junge Wildschweine jedoch nicht in einem Familienverband sozialisiert, pflanzen sie sich auch das ganze Jahr über unkontrolliert fort. Daher ist es ratsam, immer vorsichtig zu sein, wenn man auf ein Wildschwein trifft, da es sich um eine Bache mit Nachwuchs handeln könnte. Man sollte sich stets ruhig und respektvoll zurückziehen. Auch wenn Frischlinge niedlich sind, sie sind keine Kuscheltiere.
Die größeren männlichen Wildschweine, auch Keiler genannt, sind meist ungefährlich. Wenn sie jedoch verletzt sind oder erschreckt werden, kann es zu einem Angriff kommen. Gerade nachts oder in der Dämmerung könnten Wildschweine ebenfalls gefährlich sein, da sie sich in Sicherheit wähnen und nicht mit Menschen in ihrem Lebensraum rechnen. 2
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Das sollte man bei einem Wildschweinangriff tun
Zunächst ist festzuhalten, dass Wildschweine nur in den seltensten Fällen wirklich angreifen. Die Tiere haben meistens sogar mehr Angst vor der Begegnung als der Mensch selbst. Wild lebende Tiere greifen außerdem nie ohne Grund an, sondern nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Man sollte sich langsam und ruhig rückwärts von dem Tier entfernen und ihm Platz lassen, damit es seiner Wege gehen kann.
Gibt es keine Möglichkeit, dem Wildschwein auszuweichen und es kommt immer näher, sollte man sich so groß wie möglich machen und mit lauten Geräuschen in die Hände klatschen. In den allermeisten Fällen erschrickt das Tier und sucht das Weite. 3
Wildschweinangriff beim Gassigehen
Ist man mit einem Hund unterwegs und der Vierbeiner beginnt, das Wildschwein anzubellen, ist die Situation eine andere. Der wahrscheinlich erste Impuls des Halters ist es, sich zwischen die Tiere zu stellen. Dies ist jedoch nicht ratsam. Im schlimmsten Fall wird der Besitzer verletzt und kann dem Hund nicht helfen. Viele Hunde haben einen natürlichen Fluchtreflex und weichen dem Wildschwein aus, wenn es auf das Tier zuläuft.
Zunächst sollte man auf die Eigensicherung bedacht sein. Dann sollte der Hund zurückgerufen werden. Falls er bislang nicht angeleint war, sollte er spätestens jetzt gesichert werden. Danach entfernt man sich mit dem Hund bei Fuß langsam von dem Wildschwein. Kommt es trotzdem weiterhin näher, kann man auch hier laut in die Hände klatschen.
Wenn man beim Spaziergang mit Kindern ein Wildschwein sieht
Ist man mit kleineren Kindern unterwegs, sollte man ähnlich vorgehen. Zunächst sollten die Erwachsenen sicher sein, um den Kindern im Zweifelsfall helfen zu können. Anschließend sollten dann größere Kinder an die Hand genommen und kleinere in den Kinderwagen gelegt werden. Mit ruhiger Stimme kann man größeren Kindern die Situation auch erklären und sich gleichzeitig langsam und ruhig entfernen.