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Seltene Entdeckung

Einzigartiger Hai sorgt für Aufsehen in der Wissenschaft

Gefleckte Meersau (Oxynotus centrina) mit Leuzismus
Eigentlich ist es eine gängige Theorie, dass Pigmentveränderungen für Tiere mit Nachteilen verbunden sind. Dieser Tiefseehai widerlegt sie jedoch. Foto: Andrej Gajic Sharklab ADRIA, study funded by the Explorers Club Expedition Grant “What lurks in the depths?!”)
Louisa Stoeffler
Redakteurin

12. November 2024, 14:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Ein leuchtend weißer Tiefseehai, der in Albanien entdeckt wurde, stellt Forscher vor Rätsel. Denn er widerlegt eine lange als gültig angesehene wissenschaftliche Theorie.

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Meerestiefen, in die Menschen nicht ohne Hilfsmittel gelangen können, bergen unzählige Rätsel und sind immer wieder Gegenstand spannender wissenschaftlicher Forschung. Denn dort leben Tiere, die man erst seit etwa 100 Jahren überhaupt durch technische Gerätschaften betrachten kann. Zu ihnen zählt auch der rätselhafte Hai Oxynotus centrina, eine Art, die 1912 zuerst beschrieben wurde. Er gehört zu der Familie der Schweinshaie und hört im Deutschen auf den klangvollen Namen „Gefleckte Meersau“. Ein besonderer, weißer Tiefseehai dieser Art, der kürzlich entdeckt wurde, bringt Forscher sogar dazu, gängige Annahmen der Biologie zu hinterfragen.

Weißer Tiefseehai zeigt seltene Veränderung

Die Gefleckte Meersau ist ein Vertreter der Tiefseehaie, die vor allem im Ost-Atlantik, aber auch im Mittelmeer zu finden ist. Dort wurde in den Gewässern um die albanische Insel Sazan nun ein Exemplar dieser Tiere entdeckt, das ganz anders als seine Artgenossen ist. Im Fachmagazin „Journal of Fish Biology“ beschreiben Hauptautor Andrej Gajić, Direktor des Sharklabors ADRIA in Albanien, und sein Team das ungewöhnliche Tier.

Eigentlich mit relativ dunklen Schuppen bestückt, ist dieser leuchtend weiße Hai der erste der Oxynotus, der Leuzismus zeigt. Diese genetische Veränderung stört die Produktion von Melanin, sodass weiße Flecken oder ganz farblose Exemplare entstehen. Der leuzistische Hai zeigte jedoch keinen Albinismus, wie Gajić dem Wissenschaftsmagazin „LiveScience“ berichtet. Er sei eher leuzistisch als albinotisch, denn er „war auffallend blass mit fast weißlichen Flecken am Schwanz, aber die Augen zeigten eine normale Netzhautpigmentierung“, so Gajić.

Doch nicht nur deswegen ist der weiße Tiefseehai etwas Besonderes. „Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine fehlende Pigmentierung die Individuen sowohl für Raubtiere als auch für Beutetiere sichtbarer macht, was ihre Überlebenschancen verringern könnte“, sagte Gajić „LiveScience“ weiter. Damit zitiert er eine Annahme, die als allgemeingültig gilt. Doch die Forscher waren überrascht festzustellen, dass die ungewöhnliche Pigmentierung scheinbar doch keine Nachteile für das Tier hat.

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Bislang nur 15 weiße Tiefseehaie mit Pigmentstörung entdeckt

Der Experte berichtete weiter, dass bislang nur 15 Tiefseehaie mit einer ähnlichen Pigmentstörung entdeckt worden seien und sie daher als außergewöhnlich einzuschätzen sei.

„Trotz des atypischen Aussehens schien die körperliche Gesundheit des Hais nicht beeinträchtigt zu sein“, schreiben die Hai-Forscher in ihrer Untersuchung. Dies stütze die Annahme, dass Pigmentstörungen bei Tiefseehaien nicht per se das Überleben und Wachstum beeinträchtigten.

Dies machen die Forscher an Vergleichen mit anderen Exemplaren fest, die im selben Gebiet gefangen wurden und dasselbe Geschlecht hatten. Beim Vergleich zeigte sich, dass das leuzistische Exemplare keinen Größenunterschied zu den anderen aufwies. Offensichtlich hatte es also keinen Nachteil in der Beschaffung von Nahrung oder Narben durch Angriffe von Fressfeinden davongetragen. 1

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Durch Tiefseefischerei bedroht

Immer wieder landen Gefleckte Meersäue und andere Tiefseetiere in Fangnetzen. 2007 wurde die Art als „gefährdet“ in die Rote Liste aufgenommen, 2020 sogar in die Kategorie „stark gefährdet“ hochgestuft.

Denn wie viele andere Arten leiden diese Haie unter kommerziellem Tiefseefischfang. Als solchen bezeichnet man Schleppnetzfischerei, die bis in 2000 Meter Tiefe durchgeführt wird. Diese wird seit den 1960er-Jahren vermehrt eingesetzt, als viele Küstengebiete durch Überfischung weniger ertragreich wurden. So landen Arten als Beifang in Netzen, von denen es nur sehr wenige Exemplare gibt – oder die kaum erforscht sind.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele Tiefseearten durch die Lebensbedingungen ihrer kalten und dunklen Umgebung nur sehr langsam vermehren. Wie Pro Wildlife berichtete, gibt es daher in der EU seit 2022 ein Verbot für Tiefseefischerei ab einer Tiefe von 800 Metern. Allerdings hilft dies der Arterhaltung der Gefleckten Meersau, die bislang in Tiefen von 60 bis 777 Metern gefunden wurde, nur wenig.

Themen Fische Haie Meerestiere Neues aus Wissenschaft und Forschung

Quellen

  1. Gajić, A. A., de Loose, E., Martin, A. G., Neuman, E., & Karalić, E. (2024). First description of leucism in the deep‐sea angular rough shark (Oxynotus centrina) and the first documented pigment disorder in family Oxynotidae Gill, 1912. Journal of Fish Biology. ↩︎
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