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Kleinbärenart aus Mittel- und Südamerika

Kann man einen Wickelbären als Haustier halten?

Wickelbär
Der Wickelbär ist ein nachtaktiver Baumbewohner und lebt in Mittel- und Südamerika. Foto: picture alliance / WILDLIFE | WILDLIFE/P.Oxford
Porträtbild Mareike Schmidt
Werkstudentin

7. März 2024, 13:43 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Exotische Tiere als Haustiere sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Ob Schlangen, Spinnen, Flughörnchen oder sogar Stinktiere. Wieso also nicht auch einen süßen Wickelbären als Haustier halten? PETBOOK erklärt, was es bei der Haltung zu beachten gibt und ob dies wirklich eine gute Idee ist.

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Das Halten von exotischen Tieren wird immer populärer. Während die Haltung von Reptilien und Insekten mittlerweile schon fast normal ist, sieht es bei exotischen Säugetieren noch anders aus. Wickelbären, die eine Art der Kleinbär sind, erfreuen sich als Haustiere in den letzten Jahren steigender Beliebtheit. Schon Anfang der 2000er-Jahre gerieten sie kurz ins Scheinwerferlicht als Paris Hilton von ihrem Wickelbären „Baby Luv“ gebissen wurde. 2021 spielte dann ein Wickelbär sogar eine Hauptrolle in dem Netflixfilm „Vivo – Voll im Leben“.

Das niedliche Tier mit den großen, dunklen Kulleraugen und der spitzen Nase ist ein putziges Geschöpf. In freier Wildbahn turnt der Wickelbär gern in den Baumkronen herum und nutzt seinen Schwanz dabei als Sicherungsseil, indem er ihn um die Äste wickelt – was ihm seinem Namen verleiht. Doch eignet er sich auch als Haustier?

Wo und wie lebt der Wickelbär?

Der Wickelbär lebt in Mittel- und Südamerika. Dort wohnt er überwiegend in den Wipfelregionen der Bäume. Auf den Boden steigt er nur selten herab. Seinen langen, greiffähigen Schwanz setzt der Wickelbär hoch oben gekonnt zum Klettern ein. Tagsüber schläft das nachtaktive Tier meist in Baumhöhlen, seltener auch mal auf einem Ast oder einer Ansammlung von Blättern und Lianen, die als eine Art Geflecht ein Nest bilden.

Der Wickelbär ist ein Einzelgänger. Lediglich zur Paarungszeit oder zur Aufzucht von Jungtieren tut er sich mit anderen Artgenossen zusammen. Wickelbären leben in einem Territorium, indem sie sich frei bewegen und dass sie gegen Eindringlinge verteidigen. Wenn der Wickelbär jagen geht, zeigt er ein gewisses Rudelverhalten: Entdeckt er ein Beutetier, macht er ein bestimmtes Geräusch, das andere Wickelbären zur gemeinsamen Jagd herbeiruft. Die erlegte Beute wird dann zusammen verspeist.

Die Haltung des Wickelbären als Haustier – ein Käfig reicht nicht aus

Aufgrund ihrer überwiegend baumbewohnenden Lebensweise sollten Wickelbären in der Privathaltung in einer großen Voliere oder sogar in einem eigenen für sie ausgestatteten Gehege untergebracht werden, damit sie genügend Platz haben und ihnen ausreichend Klettermöglichkeiten zur Verfügung stehen.

In der Schweiz darf ihr Lebensraum in der Privathaltung laut Tierschutzgesetz die Maße von 40 Kubikmetern nicht unterschreiten. Für die Unterkunft der aktiven und kletterfreudigen Bären sollte daher am besten gelten: je größer, desto besser.

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Wahre Kletterkünstler

Die kletterfreudigen Wickelbären benötigen ausreichend Klettermöglichkeiten, weshalb das Gehege mit verschiedenen Ästen, Seilen und Holzbalken ausgestattet werden sollte. Aber auch an eine Rückzugsmöglichkeit sollte gedacht werden. In einem Nistkasten kann der nachtaktive Wickelbär tagsüber sein Schläfchen halten.

Wickelbär
Wickelbären sind geschickte Kletterer. Ihren Schwanz wickeln sie dabei um Äste und nutzen ihn so als eine Art Sicherungsseil. Foto: Getty Images / Tom Brakefield

Wichtig ist, dass die Einrichtung des Geheges aus robustem Material besteht, da Wickelbären viel Kraft aufwenden und billiges Material schnell zerstören können. Maschendraht eignet sich auf keinen Fall, denn diesen können die Tiere viel zu schnell zerreißen. Auch sollte ihr Gehege ein geschlossenes Dach haben. Da Wickelbären wahre Ausbruchskünstler sind, sollte die Voliere oder das Gehege nur mit Schlössern verschlossen werden, die sie nicht von innen mit ihren geschickten Pfoten manipulieren können.

Als Bodengrund der Voliere eignet sich Material wie Buchenholzsschnitzel. Praktisch sind Wände aus abwaschbarem oder leicht zu reinigendem Material. Durch die tägliche Fütterung von Früchten wird die Einrichtung durch den Fruchtzucker schnell in Mitleidenschaft gezogen, obwohl die Tiere im Allgemeinen nicht viel Dreck beim Essen veranstalten.

Wickelbären in einer Außenvoliere zu halten, empfiehlt sich nur, wenn diese einen beheizbaren und geschützten Unterschlupf beinhaltet. Da die Tiere ursprünglich im tropischen Regenwald zu Hause sind, sind sie höhere Temperaturen gewohnt. Temperaturen unter 20 Grad Celsius vertragen sie daher nicht sehr gut. Da sie nachtaktiv sind und die Temperaturen sogar im Frühling und auch im Sommer nachts auch unter 20 Grad fallen können, sollte man die Außenhaltung gut überdenken.

Frugivore Esser

Wickelbären ernähren sich hauptsächlich frugivor: Ganze 90 Prozent ihres Nahrungsspektrums machen Früchte aus. Lediglich zehn Prozent setzen sich aus Blättern und einem kleinen Anteil von Nektar zusammen. Oft werden sie auch als „Gärtner des Regenwaldes“ bezeichnet, da sie den Nektar aus Blüten lecken und die Pollen, die so an ihren Schnauzen haften bleiben, weitertragen. In der freien Wildbahn variiert ihre Nahrung je nach Verbreitungsgebiet. Während sie ihn Gebieten wie Panama ausschließlich vegetarisch leben, ernähren sie sich in anderen Gebieten auch von Insekten.

In Gefangenschaft ist eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung wichtig. Sie sollte größtenteils aus Obst und Gemüse bestehen. Dabei sind Wickelbären nicht sehr wählerisch. Auf dem Speiseplan können sämtlich verschiedene Obst- und Gemüsesorten stehen: Bananen, Äpfel, Mango, Beeren und Paprika, Karotten und Salat. Besonders zuckerhaltige Früchte wie Bananen, Beeren oder Trauben sollten aber nur in Maßen gefüttert werden, da Wickelbären in Gefangenschaft zu Diabetes neigen. In freier Wildbahn ernähren sie sich eher von zucker- und ballaststoffarmen Früchten.

Über Abwechslung in Form von Quark, Honig oder Dörrfrüchten als Leckerli freuen sie sich auch. Da ein Wickelbär täglich bis zu 500 Gramm frisches Obst und Gemüse als Futter zu sich nimmt, sollte einem bewusst sein, dass die monatlichen Futterkosten nicht unbedingt günstig ausfallen. Täglich frisches Trinkwasser ist außerdem ein Muss. Da die Tiere Wassernäpfe gern umwerfen, empfehlen sich Nippeltränken.

Eignen sich Wickelbären als Haustiere?

Wenn die Wildfänge bereits als Jungtiere passend gehalten werden, sind Wickelbären Menschen gegenüber meist zugänglich. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass es sich um keine domestizierten Haustiere wie Hunde oder Katzen handelt. Spätestens im Erwachsenenalter beginnen die Tiere, ihren natürlichen Instinkten nachzugehen. Ist ihnen das verwehrt, können schwere Verhaltensstörungen die Folge sein.

Da Wickelbären schnell langweilig wird, sollte man sich ausreichend mit ihnen beschäftigen. Die Einrichtung der Voliere gelegentlich zu ändern kann etwas Abwechslung in ihren Alltag bringen. Auch Futterspiele bieten sich an. So kann das Futter nicht einfach im Napf platziert, sondern in der Voliere an verschiedenen Plätzen verteilt werden.

Wickelbären, die in Gefangenschaft leben, neigen zu Stimmungsschwankungen – besonders, weil sie schnell unausgeglichen sind. So kann es vorkommen, dass sie mal zubeißen, wenn ihnen etwas nicht passt. Ihre Zähne können dabei tiefe Wunden verursachen, die sich aufgrund der Bakterien im Speichel entzünden können.

Die Anschaffung eines Wickelbären als Haustier sollte gut überdacht sein, denn sie ist kostspielig (Anschaffungskosten und monatliche Futterkosten) und arbeitsintensiv (Beschäftigung des Tieres). Einem sollte stets bewusst sein, dass der Wickelbär ein exotisches Säugetier und kein gewöhnliches Heimtier wie die Katze oder der Hund ist. Er benötigt ein bestimmtes Umfeld, ein großes Gehege und erfahrene Halter. Außerdem können die Tiere in Gefangenschaft zwischen 20 und 30 Jahre alt werden. Vor einer Anschaffung sollte man sich über diese Punkte unbedingt klar werden.

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Quellen

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